Sharepoint, Infopath und akademische Titel

Manchmal stolpert man über Probleme, die es im realen Leben nicht zu geben scheint. In diesem Fall ist es ein akademischer Titel. Ein “nice to have” für die einen, für viele aber auch Lebensinhalt. Der akademische Titel ist Teil des Namens (auch hier scheiden sich die Geister)  und man hat schließlich auch allen Grund stolz zu sein. Akademische Titel gibt es viele, insbesondere aus internationaler Sicht. Wer besonders fleißig ist, erlangt nicht nur einen, sondern mehrere Auszeichnungen und genau da fing es an, mein Thema zu werden - obwohl ich weiterhin vergebens auf meine Promotion hoffe.

Infopath, Sharepoint und die sekundäre Datenquelle… ad Absurdum.

Die Geschichte ist eine typische. Sie könnte theoretisch in jedem Projekt vorkommen, denn sie zeigt, wie Kleinigkeiten zu langen Diskussionen über das “Für und Wider” führen, aber auch, dass Kleinigkeiten manchmal länger dauern als geplant.

Das “Problem”

Es ging um eine Adressliste in MOSS 2007. Eine Software, die sich (leidlich) gut in Office einfügt und an dieser Stelle gelungen mit Outlook zusammenspielt. Idealerweise beachtet man in solchen Fällen den vCard Standard, um für jegliche Datenaustauschmaßnahme gewappnet zu sein.

Nun ist es aber leider so, dass die vCard offenbar den akademischen Titel nicht berücksichtigt, zumindest nicht als separates Feld. Bei näherer Betrachtung macht dies auch Sinn: Es gibt Titel und Grade, die werden vorne angestellt: “Prof.” beispielsweise oder “Dr. rer. nat.”. Es gibt aber auch Titel und Grade, die hintenangestellt werden: “PhD” oder “M.A”. Und es gibt Menschen, die führen beides.

Ich bin ja manchmal recht pingelig und ich sah die Gefahr, dass mehrere Mitarbeiter mehrere Schreibweisen verwenden würden. Das wollte ich vermeiden. Mein erster Impuls zur konsistenten Lösung des Titelproblems war ein zusätzliches Feld “Titel” als Auswahlliste. Dies führte zwar zur gewünschten Einheitlichkeit, jedoch auch zu Unzufriedenheit. Anfangs war ich oft mit Ergänzungen beschäftigt, hatte ich einfach nicht bedacht, dass es tatsächlich begnadete Menschen gibt, die sich “Prof. Dr. Dr. rer.nat. Dr. med.” nennen dürfen und  - das ist das Entscheidende- genau darauf auch Wert legen. Noch schlimmer wurde es, wie oben angesprochen, als der Fall eines “Prof. Dr. med. …. PhD” auftrat. Hier war das Modell zum Scheitern verurteilt.

Die pragmatische Variante

Mit dem Sharepoint Upgrade sollte also alles besser werden, auch die saubere Unterstützung der vCard war beschlossene Sache und so wurde das Titelfeld eliminiert, der Titel wird nun hinten oder/und vorne angestellt einfach in das Feld “vollständiger Name” eingetragen. Eine konsistente Lösung ist damit nicht gewährleistet, aber diese Kröte muss nur ich schlucken. Trotz allem war damit aber ein neues Problem geboren: das Feld “vollständiger Name” war nicht mehr als Nachschlagefeld in anderen Listen zu verwenden, denn eine alphabetische Sortierung einer Liste von 500 Einträgen, bei der Einträge mit “Prof.” oder “Dr.” beginnen, ist wenig praxistauglich.

Es liegt nun nahe, eine weitere, berechnete Spalte anzulegen, die aus dem Nachnamen und dem Vornamen eine durchsuchbares Nachschlagefeld zaubern soll. Dies funktioniert wie gewünscht und entspricht einer gelungenen Lösung. Leider nur innerhalb von MOSS 2007. Infopath zeigt die so berechnete Spalte bei der Definition der Datenverbindung nicht an.

Natürlich gibt es einen Workaround. Dieser heißt Workflow: beim Erstellen oder Ändern eines Datensatzes wird ein Textfeld mit einem verketteten String befüllt. Diese Spalte kann dann als Nachschlagespalte genutzt werden, die sowohl in MOSS 2007 als auch in Infopath genutzt werden kann.

Der Titel im Allgemeinen und Speziellen

Während des Gesamtprozesses war der Umgang mit Titeln und der Zufriedenheit des Adressaten, wenn denn ein Brief an “Prof. Dr. Dr. ….” verfasst werden soll ein wiederholtes Thema, bis hin, auf die vCard komplett zu verzichten. Meine Vorstellung ist ja dann durchaus, dass sich auch der Akademiker irgendwie in die vCard integrieren lässt. Egal in welcher Anwendung.
Ich habe mir in verschiedenen Varianten das Verhalten von Outlook und dem Appleschen Adressbuch angesehen. Indifferent. Meine Recherchen gingen nicht sonderlich tief. Wie internationale Best Practices für den Umgang mit akademischen Titeln aussehen, ist das eine.  Dass Sharepoint und Infopath auch hier wieder einmal einen Workaround nötig und aus einer Mücke einen Elefanten machen, ist das andere.

Parallel dazu erzählte mir kürzlich jemand, inzwischen gehöre der akademische Titel nicht mehr zum Namen, man könne also getrost darauf verzichten… Man könnte sich natürlich auch auf den “höchsten” Titel beschränken.  Ich glaube, das sollte nicht jedem hochdotierten Professor oder Chefarzt erzählen. Das Label “überflüssig” verdient der Beitrag allerdings eher aufgrund seiner Ärgerlichkeit, was die Zusammenarbeit von Sharepoint und Infopath betrifft.

Sollte es hier Erfahrungswerte oder Tricks geben, ich würde mich freuen.

 

7 Antworten zum Beitrag “Sharepoint, Infopath und akademische Titel”

  1. am 17 Feb 09 um 19:35 meint

    “Professor/in” ist im Übrigens kein Titel, sondern ein Amt :-)

  2. am 17 Feb 09 um 19:35 meint

    … und ich sollte nicht mit Essen in der Hand tippen. Sollte natürlich “im Übrigen” heißen.

  3. am 17 Feb 09 um 19:48 meint

    Anne-Kathrin

    Oh, ich komm aus einer Akademiker Familie.
    Ich trau mich hier, gewisse Ungenauigkeiten in Kauf zu nehmen.
    Korrekterweise hätte ich also noch den Priv. Doz. mit rein nehmen und genau unterscheiden müssen ;-)

  4. am 17 Feb 09 um 20:00 meint

    Bei uns in Österreich ist ProfessorIn sogar auch ein Titel, irgendwie peinlich ;-)

  5. am 17 Feb 09 um 20:12 meint

    Anne-Kathrin

    Also mein Vater war ja Professor. Und er hat auch einen Professoren Titel. Der bleibt ihm auch, ich habe nichts Gegenteiliges gehört ;-)
    Irgendwie vermischt das bei uns. Habilitiert ohne Lehrauftrag macht aber noch keinen Professor, soweit ich weiß.

  6. am 24 Feb 09 um 17:24 meint

    Das Titel(un)wesen ist schon ein merkwürdiges.
    Eine Stufe unter dem “Titel”, also dort, wo es genau genommen nur um einen akademischen Abschluss geht, gibt es ja ganz verschiedene Üblichkeiten. Während Ingenieure großen Wert darauf legen, ihrem Namen das Dipl.-Ing. voranzustellen, geben sich Mediziner oder Juristen ohne Promotion, die es ja durchaus gibt, mit dem bloßen Namen zufrieden. Bei Geisteswissenschaftlern war das bisher ähnlich. Heute scheint sich dagegen zunehmend das “Max Mustermann, M. A.” durchzusetzen.
    Eine Zeit lang war es aus der Mode, sich mit Titeln - die man hatte - zu schmücken. Das machte manches einfacher. Vorbei. Im Gegenteil, mit der Internationalisierung sind noch allerlei Titel dazugekommen, die zu unterscheiden sind.
    Andererseits, Ehre, wem Ehre gebührt …

  7. am 09 Jul 09 um 13:46 meint

    Juchu! Ich bin also nicht der einzige, der Probleme mit berechneten Feldern und Infopath hat! Der Workflow-Tip war für mich entscheidend…

Auch was dazu sagen?