Das perfekte Konzept

Na klar möchte man irgendwie ein gutes Konzept abliefern. Eines, das die Sache auf den Punkt bringt und das der Kunde auch versteht. Schließlich bildet es die Basis für alle Weitere. Das Konzept ist der erste neuralgische Punkt des ganzen Projekts, denn oft tun sich hier erste Verständnisprobleme auf, die aber auch gerne mal nicht kommuniziert werden.

Das perfekte Konzept gibt es nicht! Und ein positives Feedback ohne Kritik, ohne Frage und ohne Anmerkung ist so gut wie kein Feedback.

Eigentlich nichts schöner als das, oder? Man hat ein Konzept entwickelt, bespricht es mit dem Kunden und der ist rundrum begeistert, blättert es durch, meint,  das sähe doch alles prima aus und man solle doch am Besten sofort loslegen. Und irgendwie sagt mir meine Erfahrung, ist genau das der Punkt, an dem man skeptisch werden sollte. Auch etwas Vorsicht übrigens, wenn ergänzend etwas im Raum steht wie “Ich versteh davon sowieso nichts, ich vertrau Ihnen da voll und ganz”. Warum?

Einfaches Durchblättern reicht nicht aus. Man kann weder das Design noch eine Struktur schnell mal überblicken. Im Gegenteil muss eigentlich jedes Detail eingehend durchgesprochen werden, sofern Alternativen oder auch “Problemchen” nicht schon im Konzept selbst festgehalten sind - und damit auch gerne übersehen werden. Irgendwas- irgendeine kleine Anmerkung muss kommen. Wenigstens eine Frage. Denn genau diese Frage, dieser kleine Satz nebenbei zeigt, ob das Konzept angekommen ist.

Die spannende Frage (auf die es keine allgemeingültige Antwort gibt) ist also: wie kitzelt man diese kleine Anmerkung aus dem Gegenüber heraus? Wie stellt man zwischen “Oh, wunderbar” und “Können Sie sofort anfangen?” fest, was das Gegenüber wirklich denkt? Das Entscheidende ist nämlich, dass diese Information mehr als wichtig ist.  Die Alternative kennen wir: Änderungswünsche, das nie enden wollende Projekt, Unzufriedenheit, Skepsis… bis hin zum totalen Frust, wahrscheinlich auf beiden Seiten.

Und warum es auch nicht so einfach ist, sich dem “Ich vertrau Ihnen da ganz und gar” einfach mal so hinzugeben, liegt auch auf den Hand. Ohne Strategie geht es nicht. Selbst wenn ich als der Webworker einen strategischen Vorschlag mache, so kann dieser eben nur ein Vorschlag sein. Ob sich der Kunde damit wohl fühlen kann, kann nur er selbst entscheiden.

Die Konzeptionsphase und das Gespräch über das Konzept sind ein entscheidender Teil des Ganzen, dem nicht genug Bedeutung beigemessen werden kann, falls man sich für die klassische Wasserfallmethode der Projektdurchführung entscheidet. Aber auch im iterativen Ablauf sollte man  immer wieder genug Zeit einplanen, um die letzten Ergebnisse sacken zu lassen und die nächsten Schritte ebenso eingehend zu besprechen wie während der Anfangsphase. Ein interessanter Artikel zum Thema, der auch in meine Überlegungen zur iterativen Vorgehensweise passt und den ich hier noch nachreichen möchte, ist . Leider kommt dabei ein wenig zu kurz, dass genau die Entscheidungsphasen die sind, die man eben nicht mal leichtfertig übers Knie berechen sollte, denn sie sind es, die das Kundenfeedback zum entscheidenden Zeitpunkt bringen. Alles andere verzögert nicht nur den Projektzeitplan sondern führt auch zu einem dauerhaften Auf und Ab.

Ich habe mir gelegentlich überlegt, dass 40-30-30 die prozentualen Traummaße eines Projekts sein könnten, wenn es um das Verhältnis von Konzept-Design-Umsetzung/Fertigstellung geht. Noch immer bin ich übrigens am Überlegen, ob diese netten Helferlein wie Wireframes wirklich hilfreich sind. Unterstützend vielleicht, aber sie ersetzen keinen gesprochenen Satz und geben vor allem keine Antwort auf jeden nicht ausgesprochenen Satz.

 

3 Antworten zum Beitrag “Das perfekte Konzept”

  1. am 12 Jun 09 um 22:48 meint

    Wolfgang

    40-30-30 klingt gut (nur für Projekte ;-)

    Aber ich kenne es dann für

    - Konzept, OOA/OOD (OOD weitestgehend,
    ein Teil entsteht ja auch parallel zur Implementierung)
    - Implementierung
    - Test

  2. am 13 Jun 09 um 07:59 meint

    Anne-Kathrin

    Test… sowas kommt leider bei Websites in der Form offiziell nicht vor. Außer im Kontext Usability und das wird dann gern mal unter den Tisch gekehrt ;-)

  3. am 24 Sep 09 um 20:38 meint

    [...] Das perfekte Konzept gibt’s natürlich nicht. Aber man kann sich annähern. [...]

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