Die Website: Ein problematisches Produkt?

Vor einiger Zeit hatte ich mir ja mal Gedanken darüber gemacht, was ich gerne dem zukünftigen Websitebetreiber mitgeben würde - ja, um damit auch einige Vorurteile auszuräumen. Heute mal anders.

Das Produkt Website hat einige nicht ganz unproblematische Eigenschaften…

Das Problem hinter der Website

Die Motivation für diesen Beitrag liegt in der Erinnerung an ein paar nicht ganz so schöne Erlebnisse meines Berufslebens, die kürzlich dazu führten, gedanklich mal die vier ganz entscheidenden Eigenschaften des “Produkts” Website festzumachen, die sich wesentlich auf den Erfolg eines Projekts als auch des Endprodukts auswirken:

  • eine Website ist ein virtuelles Produkt für eine virtuelle Welt
  • eine Website ist ein Produkt zur Produktion, ein Werkzeug also
  • eine Website ist ein individuelles Produkt
  • eine Website ist ein Produkt, das der Auftraggeber mit gestaltet

Komischerweise ist keine dieser Eigenschaften für sich problematisch. Es fallen einem sofort eine Reihe von Produkten ein, die genau diese Eigenschaften mitbringen. Die Kombination macht’s. Richtig kritisch wird es, wenn Vorurteile oder Unkenntnis das Bild vom “Produkt Website” beherrschen.

Viel interessanter aber ist: Diese Eigenschaften bestimmen wesentlich die Anforderungen an den Service einerseits und den Erfolg eines Projekts andererseits. Und vor allem der letzte Punkt, bei dem es um die Mitwirkung des Kunden geht, zeigt: auch der Internet Neuling oder Website Newbie sollte sich bewusst machen, dass er “gefordert” ist und sich selbst eventuell auch  “hinterfragen”.

Gerne gehen da auch mal die Eigenschaften des Produkts unter, die es aus Kundensicht eigentlich ausmachen und vielleicht motivierend wirken können:

  • es hilft bei der Präsentation
  • es unterstützt die Kommunikation
  • es kann verkaufen

Nur: eine Website präsentiert nicht allein durchs Template, es kommuniziert nicht ohne Botschaft und es verkauft nicht ohne Vertrauen (ganz abgesehen vom Gefundenwerden).

Schwieriger Kunde oder schwieriges Produkt?

Und plötzlich, -alles klar, oder?- wird der Webdesigner oder Webworker zum Berater, dem Consultant. Denn es ist ganz einfach: werden einzelne dieser Eigenschaften nicht verstanden, hat das Projekt ein Problem, weil das Produkt ein Problem hat.

Jedes Projekt wird irgendwann mehr oder weniger individuell dynamisch durch Hochs und Tiefs gehen, es ist so ein bisschen wie eine oszillierende Kurve. Und vielleicht ist es die Kunst, genau in den Tiefs (oder auf dem Weg dorthin, um die Kurve flach zu halten) wieder an die positiven Eigenschaften des Produkts zu erinnern, um die eher problematischen Eigenschaften und deren eher unangenehmen Nebenbedingungen nicht in den Fokus geraten zu lassen. So gesehen ist der Webdesigner auch Motor (oder Katalysator).

Immer wieder trifft man auf Artikel, die einem Indikatoren hinsichtlich des “schwierigen Kunden” anbieten und dazu potenzielle Lösungsansätze. Das mag ja alles ganz richtig so sein - aber ich glaube, in erster Linie ist das Produkt das “Problem” (oder nennen wir es den kritischen Faktor) und nicht der (spätere) Nutzer, außerdem ist es dann irgendwie zu spät und daher mag ich diese “10 Indizien woran sie den Kunden erkennen, von dem Sie lieber die Finger lassen sollten” auch überhaupt nicht. Im Allgemeinen sind Menschen ja nett und die “schwierigen” trifft man überall. Nicht nur als Webdesigner.

Nachdenken über schwierige Produkte

Ich überlege. Ich denke, es ist wichtig, sich den Kunden ähnlich genau anzusehen wie die Anforderungen an ein Projekt, um dann ein individuelles Angebot mit einem vor allem individuellen Service zu machen, das nicht nur zum Projekt passt (aus technischer Sicht) sondern auch zum Kunden. Ablehnen kann er es immer noch (sind wir ehrlich, so fürchte ich, werden das meist Budgetüberlegungen sein…). Wenigstens bleibt einem selbst ein besseres Gefühl als das, was bleibt, wenn das Standardprocedere eben nicht machbar ist, weil eine der vier Eigenschaften, deren Verständnis ja nun irgendwie die Säulen des Projekts bilden, nicht vorhanden ist oder immer wieder wegbricht.

Aber irgendwie komme ich mir dabei ziemlich idealistisch vor… und erinnere mich an den Moment, an dem ich angefangen habe, diesen Artikel zu schreiben mit dem inneren Bedürfnis, eher etwas Glossenhaftes zu fabrizieren. Denn eigentlich ärgere ich mich im Moment ein bisschen und bin mir nicht so sicher, ob so eine Website wirklich ein “problematisches” Produkt ist… Vielleicht wäre es auch manchmal eine Entscheidung wert zu sagen “Sie sollten sich die Entscheidung pro Website lieber nochmal durch den Kopf gehen lassen!”?

 

Auch was dazu sagen?