Just another marketing tip

Rezession. Hat sich schon herumgesprochen.

Und wie alles, was die Spatzen von den Dächern pfeifen, bekommt der, der eine Website braucht wie auch der, der sie macht, bei Bedarf täglich eine ganze Handvoll wertvoller Tipps mit, wie er denn mit den “schlechten Zeiten” umgehen und dem Problem entgegenwirken soll.

Ein provokantes und durchaus subjektives Plädoyer dafür, dass das “User-Centered” schon beim Kunden und nicht erst beim Endkunden anfängt.

Mir fällt spontan nichts ein, was sich in schlechten Zeiten in unserem Business als besonderer Luxus herausstellen könnte und besonders bewähren sollte als etwas, an dem man sparen könnte. Es gibt nichts abzuspecken, wenn es um eine Website geht. Zumindest nicht, wenn wir beim Thema Umsetzung sind.  Oder sollen wir aufs CSS verzichten? Die browserkonforme Darstellung? Oder die Benutzerfreundlichkeit? Soll der User schnell selbst lernen, wie man mit einem CMS umgeht? Drücke ich ihm in Zukunft eine Broschüre oder ein Buch in die Hand und lasse ihn mit dem Rest allein? Sollen wir weiter arbeiten an der Servicewüste Deutschland?

Und: es lohnt sich auch nicht darüber nachzudenken. Das alles kann es nicht sein. Ich behaupte mal: wir brauchen mehr Aufklärung und besseres Verständnis. Für Computer, fürs Internet, fürs Marketing.

Immer wieder erlebe ich, wie unbedarft viele Nutzer scheinen, wenn es um Computer und Internet geht. Und auch um unsere Dienstleistung.
Wir sind an dieser Stelle meilenweit voraus - was nicht heißen soll, alle anderen wären hoffnungslos hinterher. Vieles wird richtiggehend falsch eingeschätzt, manch eine Problematik nicht in ihrer Fülle erfasst, dafür anderes völlig überbewertet.

Ich habe  mir in letzter Zeit unter anderem viel Mühe gemacht, den ganz normalen Benutzer zu beobachten als auch mich mit denen zu unterhalten, die mit ihrem Business im Internet sind oder ins Internet wollen.  Der Frust ist oft größer als die Begeisterung und die Gründe dafür sind vielfältig.

Ein paar Kleinigkeiten

Die “Endnutzer-Seite”:

  • mangelnde Usability und mangeldes Verständnis für  Usability verleiten dazu, den Fehler eher bei sich zu suchen
  • Effiziente Suche im Internet ist für viele eine große Unbekannte
  • HTML ist schon als Konzept ein Böhmisches Dorf
  • Grundlagen der Bildbearbeitung scheitern oft schon an der Software

Die Seite der “angehenden Website Betreiber”:

  • Was man von einem Dienstleister an Service überhaupt erwarten kann und muss, ist häufig nicht klar
  • Qualität im Internet - ein Anspruch, der überfordert, weil er teilweise viel Hintergrundwissen erfordert
  • Marketingträchtige Werbeslogans sind problematisch
  • Die Problematik des Suchmaschinenmarketings ist zwar angekommen, aber nicht unbedingt verstanden
  • Was man wirklich braucht, ist oft nicht klar

Die Liste ließe sich selbstverständlich weiterführen, auf beiden Seiten.

Und wir in den schlechten Zeiten?

Warum also versuchen wir, in den “schlechten Zeiten” (das sind die, in denen die einen jammern und die anderen immer noch predigen, das Geld liege auf der Straße…) immer noch auf Teufel komm raus Marketing zu betreiben - statt einfach mit Ehrlichkeit und Offenheit Tacheles zu reden?

Nein- nicht dass wir alle nie ehrlich gewesen wären! Aber vielleicht ein bisschen am potenziellen Kunden vorbei?

Warum nicht aufklären? Die potenziellen Kunden dazu anleiten, sich schlau zu machen, in Worten, die sie auch verstehen? Warum nicht mithelfen, dass “Internet für alle” nicht daran scheitert, dass viele das Potenzial noch nicht mal erkannt haben? Warum nicht einen Dialog mehr zum Kunden suchen? Warum nicht einfach weg von diesem marketingträchtigen, salbungsvollen Gerede vom “besseren Internet”, den Notwendigkeiten, Verantwortlichkeiten und all den Benefits? Warum sich nicht mehr auf den Kunden einstellen?

Und warum nicht an uns selbst arbeiten? Wenn ich ehrlich bin: manches verkaufe ich schon gar nicht mehr als Konzept oder als Leistung, ich mache es einfach. In der Hoffnung und glücklicherweise oft auch mit der Bestätigung, dass es das Gegenüber durchaus zu schätzen weiß…

Ich zumindest kann es langsam nicht mehr hören. Das Gerede vom “das brauchen Sie unbedingt” bis hin zum “daran dürfen Sie nicht sparen”. Und wenn ich mich mit meiner guten Bekannten U. unterhalte, die selbst versucht, möglichst erfolgreich zu sein mit Marketingmaßnahmen im und ums Internet herum, dann fühle ich mich manchmal fast ein bisschen schäbig. Was haben wir nur alles schon an den Mann oder die Frau gebracht, - wo doch die Probleme des Kunden langfristig ganz wo anders liegen.

Beispielsweise: Wie nutze ich dauerhaft guten Service, wenn ich ihn brauche, bleibe aber weitestgehend autark, um mich drohenden “schlechten Zeiten” stellen zu können?

Darüber müssen wir doch reden: Was erwarten die Leute, was wissen sie? Was können wir tun? Oder steht Ihr alle auf Fernsehwerbung?

 

Auch was dazu sagen?