Kommunikation mit außen…
Wenn es um den Kunden und unserer eigenes Business geht, dann tun wir Webleute uns irgendwie offenbar schwer mit dem Schreiben. Ich vermute es zumindest, denn man liest so wenig. Zugegeben eine Gratwanderung, schließlich ist der Kunde König, ganz klar, - daran will ich nicht rütteln.
Trotzdem: wie wollen wir Kunden erreichen, wie wollen wir uns vor allen Dingen verbessern, wenn wir einerseits nicht über den Kunden, viel wichtiger aber nicht über uns reden?
Wir ergehen uns in Tiraden zum besseren Webdesign, geben uns gegenseitig Tipps, die schon so abgelutscht sind, dass es langweilt und sind vor allem eines: immer total perfekt und die Unpersönlichkeit par excellence, obwohl wir wahrscheinlich gerade unseren Kunden etwas ganz anderes predigen würden.
Okay, die Konkurrenz ist groß und da ist man vorsichtig mit den Informationen, die man wirklich nach außen gibt. Aber ist das wirklich der Weisheit letzter Schluss? Macht uns das nicht irgendwie zu einer Farce unsererselbst? Die Konkurrenz ist vielleicht groß, aber qualitativ nicht unbedingt auf einer gemeinsamen Ebene. Und auf einer Wellenlänge wird schon gleich gar nicht geschwommen. Also warum? Und wie anders…? Machen wir wirklich keine Fehler?
Ich beschließe, ich beginne mit einem Outing:
Meine Projekte laufen nicht immer alle perfekt. Ich habe gelegentlich Fehler gemacht. Aber natürlich auch die “Kurve gekratzt”, um das Projekt zu einem glücklichen Ende und den Kunden zu einem zufriedenen Kunden zu machen. Aus vielen Projekte gelernt. Im positiven wie auch im negativen Sinn. Ich denke, es wäre durchaus gelungen, auch darüber mal zu schreiben.
Meistens dafür verantwortlich sehe ich den durchaus nötigen, auch geführten, aber einfach rundum komplexen Dialog und das Wissen und Nicht-Wissen der Nicht-Techniker, Nicht-Internetworker.
Warum suchen wir nicht den Dialog mit dem Kunden?
Es gibt Webdesign Blogs en masse. Die einen schreiben über Webdesign, über Inspiration, die anderen über Webstandards, wieder andere über neue technische Entwicklungen und dann gibt es überzogen formuliert auf der anderen Seite die, die marketingträchtig und gebetsmühlenartig runterbeten, welche Tricks zum totalen Erfolg führen. Habe ich etwas verpasst? Ich glaube, die, die sich wirklich kritisch und authentisch mit ihrem Business auseinandersetzen, sind rar.
Im Prinzip wird hier im Großen und Ganzen die Marketingschiene des Corporate Blogs gefahren, die wir eigentlich selbst so problematisch finden und das auch unseren Kunden gegenüber genau so kommunizieren würden oder es wird für die Kollegen geschrieben.
Es gibt so viele Themen, die den Dialog erfordern würden, die besprochen sein sollten. Aspekte, die wenn klar gestellt, die Durchführung eines Projekts erleichtern würden. Vielfach ist es die Fehleinschätzung von Systemen und Techniken, die später zu Frust beim Kunden führt. Wie es aber überhaupt aussieht mit Kenntnisstand und dem “Modell vom System”, das erfahren wir gelegentlich erst, wenn es fast schon ein wenig spät ist.
Würden wir unseren potenziellen Kunden dazu bringen, sich nicht nur zu informieren, sondern sich auch über Meinungen und Anregungen anderer Kunden auszutauschen und weiterzubilden, wäre das sicherlich nicht nur für ihn sondern auch für uns ein großer Benefit.
Wir reden über Web 2.0, dieses Buzzword, das eigentlich niemand versteht, wir reden über die Abschaffung des Internet Explorer 6, wir reden über Usability, wir reden über alles, aber wir reden nur untereinander wie in einer Stammtischrunde. So werden wir unsere Zielgruppe nie erreichen. Zumindest nicht mit einem Blog.
Worüber wir beispielsweise nicht reden, sind Projekte, die nicht gut laufen, Kunden, die Dinge anders sehen als wir… Es geht ja nicht ums Meckern, es geht ums daraus-lernen. Sich austauschen. Untereinander und mit Kunden.
Warum?
Wie seht Ihr das?
Sind wir alle wirklich so perfekt? Gibt es keine schönen, lustigen oder auch kritischen Aspekte in unserem Weballtag? Ist es nicht so, dass wir alle irgendwie “kämpfen” mit ähnlichen Problemen? Können wir nicht alle aus Projekten lernen? Ist es nicht besser, das mal anzugehen, statt es entweder totzuschweigen oder etwas ironisch zu reagieren? Die Notwendigkeit, eine Website haben zu müssen, kann schließlich jeden irgendwann treffen, egal wie technisch fit.
Funktioniert es nicht? Gibt es die Zielgruppe “ich will auch ins Internet, habe aber zu wenig Vorstellung und Vorwissen” nicht? Oder wollen wir uns nicht ein bisschen mehr öffnen? Warum gehen wir Webworker nicht auch mehr in die Richtung, die wir unseren Kunden jederzeit, nicht uneingeschränkt, aber mit Konzept durchaus “verkaufen” würden? Oder haben wir Angst vor unserer eigenen Courage?
Es scheint, als wären wir mehr damit beschäftigt, uns gegenseitig etwas zu präsentieren, als wirklich an uns wie auch am Verständnis unserer Kunden zu arbeiten…
“Ich glaube, die, die sich wirklich kritisch und authentisch mit ihrem Business auseinandersetzen, sind rar.”
Oh ja. Und da fasse ich mir gerne an die eigene Nase. Öfters mal habe ich das getan. Man sollte aber noch mehr versuchen, den konkreten Bezug zur täglichen Arbeit herzustellen und die Dinge auch mal in anderen Worten zu formulieren.
cortex
ich habe einen ähnlichen eindruck - die (deutsche) webszene ist nicht so, wie sie sich selbst gern darstellt. häufig werden ideale lediglich kommuniziert; die gelebte realität sind anders aus.
das geht bis zur schizophrenie wie der umgang mit / das gewese um den ie6 immer wieder deutlich macht: er wird in blog-beiträgen verdammt, über microsoft lamentiert, die user werden als dumm, böse oder faul hingestellt.
beim nächsten projekt setzen dieselben “revoluzzer” himmel und hölle in bewegung, dem ollen browser bloss nicht den letzten web2.0-gimmick vorzuenthalten; da wird mit javascript geschossen, bis die trident-machine ächzt.
sicher lässt sich daraus einiges über den umgang mit kunden anleiten…
cx