Blogroll als Zeichen der Zeit?

Ich hatte mir ja schon vor einiger Zeit mal Gedanken darüber gemacht, ob ich eine Blogroll brauche oder überhaupt will und natürlich auch was da drin stehen sollte. Natürlich bin ich dabei auch auf die gestoßen. Die Ergebnisse sind interessant und bringen mich auf einen neuen Ansatz. Ergebnis schon mal: bei mir wird es keine Blogroll geben.

Leicht verstaubt?

Blogrolls werden meist „by chance“ aktualisiert, wenn sich das eigene Leseverhalten verändert oder neue, interessante Weblogs gefunden werden. Es gibt keine festen Aktualisierungs-Zyklen.

heißt es dort.

Eine Blogroll ist also etwas Dynamisches, ohne jedoch einen festen Rhythmus zu haben. Die Dynamik empfinde ich aufgrund der Schnelllebigkeit von Information und des rasanten Wachstums des Internets als einen extrem wichtigen Aspekt, mehr aber noch die Aktualität und den Zeitpunkt der Aktualisierung.
Genau aber das fehlt (mir). Eine Blogroll ist dann doch eine Momentaufnahme, die aber mit jeder Aktualisierung für den Betrachter ihre Vergangenheit verliert.
Und was ist das Internet ohne Zeitstempel? Gilt für mich

Leseempfehlung oder dann doch nicht?

Blogrolls spiegeln das Leseverhalten des Bloggers dar, das aber nicht zwingend das aktuelle Leseverhalten sein muss.

Gleichzeitig sagt jene Studie noch, eine Blogroll müsse nicht zwingend das sein, was die Leute überhaupt lesen.
Das verstehe ich nicht, denn wie kann man was empfehlen, das man nicht liest?
Interessant wäre es zu wissen, wann Einträge entfernt wurden und neue dazu kamen. Und dann auch warum.
Unabhängig von der Möglichkeit einer chronolgischen Sortierung, die laut Studie jedoch seltener vorkommt, als eine alpabetische oder eine nach persönlich beurteilter Relevanz. Also ein bisschen mehr Rundrum für die Blogroll.
So nämlich käme nicht nur die History zum Tragen sondern auch eine qualitative Komponente. Die Frage ist ja schließlich auch, warum ein Blog plötzlich einen Zulauf an Lesern gewinnt, während ein anderer vielleicht gerade Leser verliert. Und es stellt sich zudem die Frage, ob den Inhalten der Blogroll nicht vielleicht doch ein gewisser “linkst du mich, link ich dich” oder “das zu lesen, gehört zum guten Ton” Effekt zugrunde liegt, denn das ist für mich als Leser nicht hilfreich sondern eher problematisch:
Wer hat schon Lust, auf jeder Seite das Gleiche zu lesen? Kurze Meldungen über “ich hab es auch gefunden”.
Was mir da übrigens gar nicht gefällt sind die Sammlungen der Sammlungen und deren teilweise rasante Verteilung in allen Blogs weltweit.

Im Prinzip unwichtig? Warum dann überhaupt?

Im Vergleich zu der empfundenen Wichtigkeit relativ zu anderen Blog-Elementen schneidet die Blogroll mäßig ab.

Wenn sich das mit den “Leseempfehlungen” wirklich so verhält, wie es die Studie herausgefunden haben mag, dann wundert das eigentlich kaum.
Eine Blogroll (”sage mir was du liest und ich sage dir, wer du bist”?) sagt prinzipiell viel über den Autor des Blog aus. Aber weiß man’s?
Bei anderen Leuten zu Hause schau ich mir gern das Bücherregal an. So ein Bücherregal ist nur dann aussagekräftig, wenn man sieht, dass die Bücher auch gelesen wurden und nicht einfach seit Jahren vor sich hin stauben oder total simpel, wenn man sich ganz einfach darüber unterhält.
Es ist daher eigentlich erstaunlich, warum sowohl Blogroll als auch übrigens Tag Cloud als verhältnismäßig unwichtig erachtet werden, wo doch eigentlich so viel Potenzial darin stecken würde. Ich glaube, dass beide Elemente als Navigationshilfe nützlich sein können, die Blogroll zusätzlich als Einstiegsmedium und Inpirationsquelle.
Authentizität und Attraktivität aber könnte sie durch zusätzliche Informationen gewinnen.

Völlig unter den Tisch fällt in meinen Augen eine semantische Komponente, nicht nur die Frage des “warum?” sondern auch die des, wie man auf die ein oder andere Seite überhaupt gekommen ist.
Ich lese manches nicht, weil ich weiß, dass andere Leute es schon lesen. Sucht man sich aus der Liste der “anderen” das Passende raus, ist man wie durch einen persönlichen Filter grundsätzlich mal informiert.

Und was mach ich jetzt damit?

Ein bisschen viel Anspruch an eine “Blogroll”? Mag schon sein, daher ist das Ganze aus meiner Sicht auch nichts, was sich dauerhaft bewähren wird.
Ich werde das demnächst mal anders starten:
Es wird eine Rubrik “aktuell gelesen” geben. Da kann ich dann alles reinpacken, was ich derzeit lese oder was ich eben nicht mehr lese und ich kann erläutern, warum ich das mache.
Alle Artikel zusammen ergeben dann eine History meines Leseverhaltens im Internet.

Gefallen würde mir jetzt noch eine hübsche Visualisierungsvariante für diese Idee der Blogroll-Dynamik.

Zum Foto:
Dieses Kunstwerk steht bei uns am “Radlweg”, der ehemaligen Bahnstrecke zwischen Regensburg und Falkenstein. Es wurde öfter sabotiert, daher ist Ly, so heißt die Dame, inzwischen am Baum festgebunden. Inzwischen hat sie auch schon etwas Moos angesetzt, genau wie ihre Bücher.

 

Auch was dazu sagen?