Meine Irrwege durch die CMS Welt

Meine Entscheidung gegen Joomla ist schließlich und letztendlich gefallen, als ich auf der 1.5 nur Fehlermeldungen bekommen habe, als die in meinen Augen für die Websites, die ich erstelle, wichtigen Erweiterungen nicht richtig funktionierten und sich auch Freunde und Bekannte aus der Community verabschiedeten, mit wie ich heute noch finde, guten Argumenten.

Lange habe ich gehadert und ich habe lange gesucht und probiert.
In jedem Fall möchte ich kein System mehr geschäftlich einsetzen oder empfehlen, das ich nicht selbst nutzen möchte und um das zu beurteilen, brauche ich länger als zwei Tage (auch wenn ich mir das anders wünschen würde).
Ein bisschen was zu den Gedanken, die ich mir so mache, wenn ich mir den Markt ansehe.

Ich werde mich nicht mehr wie bei Joomla auf eines “einschießen”, aber ich weiß, wie immens wichtig es ist, dass man weiß, was man da tut und an welchen Schrauben man drehen muss.
Allerdings:
mit dem Mut, in den Code zu schauen, mit ein bisschen Blick für die Struktur, geht es eigentlich recht schnell.
Ich traue mir also inzwischen zu, mich in alles PHP basierte reinzudenken.

Meine Entscheidung, in welche CMS ich mich nun einarbeiten werde, allen voran derzeit TYPOlight, das ich inzwischen schon seit Monaten nutze, ist sicherlich auch rein intuitiv und Bauchgefühl-geprägt.
Dennoch gibt es einige wichtige Kriterien:

Der erste Eindruck

Ich nehm mich da nicht aus:
Wenn mir die Projektwebsite irgendwie sympathisch ist, dann bringt das schon mal Pluspunkte.
Dazu kommt natürlich, ob es dort eine größere Community gibt, wie das dort so organisiert ist und was die Leute dort so von sich geben.
Man erkennt da auch recht schnell, wie aktiv so ein Projekt überhaupt ist.
Vor allem auch, wie engagiert und verantwortungsbewusst sich die Entwickler geben.

TYPOlight war beispielsweise lange Zeit ein Ein-Mann Projekt. Jetzt wird aber verstärkt auf Team und Community gesetzt und das ist gut so.

Installation

Ich muss in der Lage sein, einen Internetauftritt (nicht mit Inhalten, aber dennoch mit Strukturen und Features) in einem Tag auf das System umstellen können.
Mein Test ist immer eine bestehende Website, eine meiner Seiten.
Dies bedeutet:

Installation auf einem vernünftigen Server
Die Installation muss reibungslos laufen. Egal, ob das auf localhost stattfindet oder bei einem meiner Provider, von denen ich weiß, dass er robust ist.
Eine Fehlermeldung, die ich nicht auf einen Fehler von mir zurückführen kann und das wars dann.
Das passiert aber zum Glück nicht wirklich (die Fehler bei der Installation)

Umstellung des Layouts auf das neue System
Ich muss das Template/Seitenlayout oder wie auch immer genannte Prinzip schnell verstehen.
Klar sind die Begrifflichkeiten andere. Manche Systeme nutzen Tabellen, andere Listen für Menüs usw., die Insert Tags sind andere.
Trotzdem muss der Seitenaufbau schnell hinzukriegen sein, nachdem man mal in den passenden Dateien gelesen hat.
Was da noch im Hintergrund “gebaut” wird, kann ich mir später über den Quellcode ansehen und anpassen.

Integration der wesentlichen Funktionalität
Wesentlich: das sind vor allem Formulare, Login, Bildpräsentationen und/oder Downloads.
Die kleinen Gimmicks spielen da zunächst keine Rolle, das sind die Nice to Haves, die man sowieso nicht wirklich braucht.
Wenn also bereits alles “on board” ist, super.
Ansonsten kann man hier gleich unter anderem die Installationsroutinen für Addons erkunden, ob das nun Plugin oder Extension heißt, egal.

Man kann und sollte natürlich die Installation auch auf anderen Systemen testen, soweit einem das möglich ist.
Es sind manchmal Kleinigkeiten, die einem hier das Leben schwer machen und vielleicht kommt ja mal jemand, der einen ganz vertrackten Server nutzt oder ein eigentlich für den Apachen gedachtes CMS plötzlich auf einem IIS installiert haben will? Ich find’s jedenfalls schon mal ganz praktisch, schnell rauszufinden, wo die Grenzen sind.

Easy to use

Natürlich kann ich nicht sagen, ob das, was ich einfach finde, auch vom Rest der Welt als einfach empfunden wird.
Trotzdem gilt natürlich erstmal: ich muss das System verstehen, es muss mir intuitiv erscheinen und irgendwie kennt man ja auch die Macken der Konkurrenzprodukte und weiß, was man gerne einfacher hätte.
Try and Error, das gibt’s am Anfang immer, nur damit muss eben bald Schluss sein.
Verständnis, das betrifft zum einen das Konzept hinter dem System, damit meine ich

  • wie ist die Hierarchie und Verknüpfung einzelner Elemente und Seiten
  • wie funktioniert das Anlegen neuer Inhalte
  • wie erweitert man das Ganze

Verständnis bedeutet aber auch: es ist klar, wo ich hinklicken muss, wenn ich dieses oder jenes machen möchte. Wer meint, das könne man grundsätzlich erwarten, irrt sich in meinen Augen gewaltig. Die ersten Schritte muss ich ja irgendwie auch machen können, ohne vorher Amazon oder den Buchladen um die Ecke konsultiert zu haben.

Blick hinter den Code

Ich versteh ja ganz gern, mit was ich da so arbeite.

Daher schau ich immer in den Code, auch wenn ich eigentlich grundsätzlich nichts ändern möchte. Und das muss gut aussehen: gute Strukturen, gut kommentiert, übersichtlich und im Notfall auch schnell anzupassen. Zum Code gehört natürlich auch der gesamte Verzeichnisbaum, wenn der gut angelegt ist, ist das schon mal ein Pluspunkt.

Es gibt jedenfalls nichts Schlimmeres als dieses Chaos aus HTML und PHP Code, wie ich sie während meiner Joomla Zeiten auch bei ganz bekannten Komponenten miterleben musste.

Funktionalität

Ich habe inzwischen durch die vielen Websites, die ich gemacht habe, ziemlich gut erkannt, was ein Unternehmen heute so als Mindestausrüstung für seinen Internetauftritt braucht (hoffe ich) und das ist gar nicht so arg viel, finde ich.

Im Idealfall gibt es diesen Mindeststandard entweder bereits im System integriert oder als frei verfügbare Addons.
Natürlich muss man gerade bei Drittanbieter Erweiterungen zunächst testen, denn da ist wirklich nicht alles Gold was glänzt,, aber zunächst passt es ja, wenn das, was verfügbar ist, erstens schnell und problemlos zu installieren ist und dann auch fehlerfrei läuft.

Was mir bei Joomla immer etwas gefehlt hat, war eine vernünftige Rechtevergabe.
Daher lege ich seither vor allem Wert auf Fragen dieser Art, denn häufig gibt es zum einen Redaktionsprozesse, zum anderen aber wird es immer wichtiger, Inhalte gegen ungewollten Zugriff zu schützen.

Extrem wichtig empfinde ich die Erstellung gelungener Formulare.
Oft ist es mit einem Standard-Kontaktformular nicht getan. Jedes Unternehmen hat so seine Eigenheiten und die spiegeln sich auch in einem Kontaktformular wider. Daher sollte ein CMS die Möglichkeit mitbringen, individuelle Formulare zu erstellen.
Dabei ist es idealerweise wünschenswert, dass die dort gesammelten Daten dann auch problemlos exportiert und in Excel oder anderem weiter verarbeitet werden können.

Downloads
Irgendwas zum Download gibt es fast überall: Bilder, Firmenbroschüren, Anmeldeformulare
Dokumentenmanagement ist daher wünschenswert.
Okay, die Anforderungen an ein Dokumentenmanagement gehen natürlich weiter als das Meiste, das ein CMS so mitbringt.
Was aber nötig ist: eine Möglichkeit zur komfortablen Verwaltung von Downloads aller Art.
Mit Kennzeichnung und Beschreibung der Dateien, One-Klick Auswahl ganzer Verzeichnisse, einem gewissen Automatismus bei Freigabe und so weiter.

Multisite und Mehrsprachigkeit
Die Verwaltung mehrerer Websites ist mit ein Muss.
Zum einen sind es natürlich die mehrsprachigen Internetangebote für den internationalen Markt, die es wichtig machen, dass mit einem System die Seiten für verschiedene Sprachen zu verwalten sind, zum anderen aber haben immer mehr Unternehmen und auch Privatleute mehr als einen Internetauftritt. Warum sollte man sich also mit ein paar Installationen rumschlagen und damit eventuell auch mehrere Installationen patchen müssen?

Suchmaschinenoptimierung
SEO und Marketing in aller Munde und es ist völlig verständlich, dass man im Internet gefunden werden will. Geht mir nicht anders.
Unabhängig davon, dass man dafür selbst etwas tun muss und es eine Reihe von Hilfmitteln gibt:
ein System muss einen dabei in den Basics unterstützen.
Ich möchte mich also nicht mit der Frage rumschlagen müssen, wie ich das Basissystem und alles weitere auf sprechende URLs umstelle. Vielleicht bin ich hier ein gebranntes Kind, da das eben mit Joomla eine Zeit lang echt kompliziert war, schau ich mir halt jetzt auch gerne gleich mit an, wie das denn so funktioniert und wie es mit der mitgelieferten .htaccess Datei aussieht.
Seiteninhalte müssen gut strukturiert werden können, Auszeichnung durch Metatags verstehen sich von selbst, XML Sitemap eigentlich auch schon. Die Integration von Google Analytics und Freunden ist natürlich ein nettes Addon.

Mit dem Prinzip konnte ich eigentlich schon einiges ausschließen und hab natürlich ein paar Kandidaten für die nächsten Tests gefunden.

Und dann heißt es natürlich googlen. Ich tue mich hart damit, ein System zu favorisieren, das in regelmäßigen Abständen Negativschlagzeilen durch Sicherheitslücken macht. Dann möchte man natürlich schon einem gewissen Professionalitätsanspruch gerecht werden (wobei ich feststelle, dass der Blick auf die Projektwebsite hier oft schon Bände spricht). Man könnte natürlich auch sowas wie den jährlichen als Inspiration wählen. Der steht gerade übrigens wieder an.

Es gibt leider immer wieder Kollegen, die sehr schnell das ein oder andere System nutzen, ohne sich eingehend damit auseinandergesetzt zu haben oder sie nutzen es, weil sie es schon immer genutzt haben. Das sind, zugegebenermaßen, eher die typischen Webdesigner mit Affinität zum Design…
Die Folgen habe ich leider oft miterlebt:
- Frust bei der Template/Layout Erstellung
- Verzweifelte Suche nach der richtigen Erweiterung, die dann auch tut, was man will
- Entsetzen, wenn etwas dazuprogrammiert werden muss
- Sorgen um die Zuversicht des Kunden

Das alles muss wirklich nicht sein, daher halte ich umfangreiche Tests für unumgänglich und vor allem eines:man muss sich auf ein System einlassen und es unter die Lupe nehmen, egal was man da tolles liest und hört, aber ich gebe zu: es ist Arbeit, kostet Zeit und kostet Nerven!

Ich muss sagen, ich bin trotzdem echt froh, dass ich irgendwann mal ziemlich laut NEIN sagen konnte und den Mut hatte, mich auch mal auf was Neues einzulassen.

 

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