Contao Praxisbuch: nach dem zweiten Finale

Als TYPOlight Praxisbuch war es schon mal fertig bis zur Satzfahne, als Contao Praxisbuch ist es nun wirklich rundrum fertig: Das über 600 Seiten dicke Werk, das mich das vergangene Jahr begleitet hat. Heute endete mein “zweites Finale” mit der Fertigstellung des Covers.

Es war am 30. Juni 2009 als ich das Angebot bekam, ein Buch zu schreiben und es dauerte nicht lange, bis ich anfing, mir Gedanken zu machen, Ideen zu sammeln und Konzepte zu entwickeln. Im Nachhinein kann ich nicht sagen, was von diesen Anfängen übrig geblieben ist. Aber hinter mir liegt ein Jahr, in dem ich viel gelernt habe, vor allem aber: ein Buch zu schreiben macht Spaß und ist eine großartige Erfahrung!

Von Seiten

Anfangs habe ich gerechnet: wie viele Seiten pro Tag muss ich schreiben, damit ich “hinkomme”und wie kann ich in der Zwischenzeit die Kinder und den Job organisieren? Eine sinnlose und vor allem wenig realitätsnahe Überlegung. Geschrieben habe ich manchmal wochenlang gar nichts, dafür an anderen Tagen zig Seiten - in diesen Wochen allerdings habe ich viel gedacht. Manchmal hat meine Umgebung gar nicht gemerkt, dass ich schreibe, manchmal haben um mich herum wohl eher alle geflucht (wobei ich das innerhalb einer Schreiborgie gar nicht so realisiert habe oder es vor allem meine Mutter geschickt schaffte, alles von mir abzuwenden, was hätte störend sein können).

Schreiben, das habe ich gelernt, kann man nicht auf Knopfdruck. Oder anders: ich bewundere jeden Autor, der das Schreiben zum Beruf gemacht hat, denn der muss sich ständig motivieren und ständig an seiner kreativen Ader arbeiten. Andererseits: Wenn man im Schreiben ist, kommt dabei oft mehr heraus als man vorher für möglich gehalten hätte. Als Freelancer ein Buch zu schreiben, hat in gewisser Weise Vorteile: ich habe mir Auszeiten genommen, wenn ich das für richtig gehalten habe. Eine Gratwanderung, denn für Auszeiten von 3-4 Tagen muss man erstmal alles Jobtechnische abgearbeitet und keine Baustellen offen gelassen haben.

Buchschreiben: Das erfordert Planung, Disziplin und vor allem viel, viel Ruhe… Es ist müßig zu sagen, dass das alles sowieso nicht so klappt.

Von Emotionen

Manchmal befällt einen beim Schreiben die Angst. Kann ich das? Ist es wirklich gut? Verständlich? Sachlich genug und trotzdem peppig? Nicht zu flapsig, aber auch nicht zu trocken? Man ist mehr auf Feedback angewiesen, als man es vielleicht wahr haben möchte. Natürlich möchte man gute Kritik. Irgendwann lernt man aber, wie wichtig sachliche und auch negative Kritik ist, denn es gibt Momente, in denen man sich verrennt oder gefangen ist, in seinem eigenen Denken, das ja nicht unbedingt dem der Leser entsprechen muss.
Und manchmal befällt einen eine ganz wichtige Routine. Klar. Wieder die Systematik der letzten Kapitel in Varianten, wieder eine dieser so oft durchdachten Ideen. Screenshots hiervon und davon.
Und dann gibt es noch die Euphorie. Es klappt gerade prima. Die Sätze hacken sich wie von selbst in die Tasten, man hat neue Ideen und man möchte alles, aber auch alles noch irgendwie unterbringen.
Daneben steht dann die Realität: nein, es muss ein Ende haben, das Buch kennt eine Grenze. Und es soll ja auch noch die Möglichkeit für eine zweite Auflage geben ;-)

Wer schreibt, darf sich durchaus mal von Emotionen leiten lassen, aber nicht zu viel.

Vom Endspurt

Was ich ganz klar unterschätzt habe, war das Finish und hier waren die beiden Varianten, einmal als TYPOlight und einmal als Contao vielleicht sogar hilfreich: beim zweiten Mal war ich wesentlich cooler. Insgesamt jedoch dauert der Endspurt. Ich habe das Manuskript ausgedruckt, wieder ausgedruckt und allen möglichen Menschen zum Lesen gegeben. Ich habe begonnen, mir alles zu Herzen zu nehmen und über alle Aspekte nachzudenken. Allein, das fertige Buch noch einmal Korrektur zu lesen, dauert einfach seine Zeit - und es finden sich immer noch Kleinigkeiten. Hier ein Komma, da ein “e” zuviel und lauter solche Sachen, die Word mit seiner Auto-Korrektur nicht findet (Danke an meine Korrektorin!). Dann wollen alle Stichwörter fürs Inhaltsverzeichnis nochmal überprüft werden. Man muss jedes Bild noch einmal ansehen. Und so weiter.

Jede Phase eines Buchs will organisatorisch geplant sein, - auch wenn von vorneherein klar ist, dass diese Organisation immer wieder spätestens mangelnder Kreativität zum Opfer fallen wird.

Von Familie

Was ich aber vor allem beim nächsten Buch mehr ins Kalkül ziehen würde, ist die Reaktion meiner Umwelt. Vielleicht ist es ja ein Irrsinn, alleinerziehenderweise mit drei Kindern im Schlepptau ein Buch schreiben zu wollen? Ich wollte das unbedingt (wie hat Frau Rowling mit Ihren Harry Potters das nur gemacht?). Erst spät habe ich gemerkt, wie “Mama, schon wieder dein Buch” zu einem fast geflügelten Wort geworden ist und ich manchmal schon selbst nicht mehr genau wusste, wie ich das eigentlich tagtäglich so hinbekomme. S. sagt, ich sei mit und ohne Buch ein anderer Mensch… Ich freue mich unheimlich, dass meine Kinder mich so unterstützt haben und so verständnisvoll waren. Dieser Tage war letzter Schultag in Bayern. Wir werden jetzt alles nachholen und ich freue mich drauf!

Ich konnte mir des Rückhalts meiner “Leute” sicher sein. Das ist wichtig. Nicht nur wegen der Belastung sondern auch, weil man oft jemanden zum Anlehnen braucht! Es ist einfach gelegentlich anstrengend.

Und von Erleichterung

Tja. Der Drucktermin naht. In der zweiten Augusthälfte kommt das Buch heraus. Wann, das weiß ich noch nicht genau, auch wenn es mich natürlich wahnsinnig neugierig macht und ich Druckerei und Lieferanten gerne anschieben würde. Ich freue mich darauf, das Buch in Händen halten zu dürfen. Sicherlich fallen mir sofort Dinge ein, die ich bei einer weiteren Auflage anders machen würde… ich kenn mich doch. Aber erstmal hoffe ich natürlich, dass es meinen Lesern gefallen wird. Im Moment bin ich nur einfach glücklich! Ich habe es geschafft!

Eine Website zum Buch wird es übrigens geben, an der ich ab dem Wochenende intensiv arbeiten werde und außerdem wird die Beispielwebsite aus dem Buch auch im Web verfügbar sein. Beides gibt es passend zum Erscheinungstermin.

Ja! Ich würde übrigens (wenn auch nicht sofort) auf jeden Fall ein weiteres Buch schreiben. Es hat wirklich Spaß gemacht. Spaß gemacht zu lernen, nachzudenken, immer zu wissen, dass man anderen etwas geben kann und seine Ideen in die Tat umzusetzen. Ich habe gelernt, mit allen Herausforderungen umzugehen, die ein solches Mammutprojekt neben Job und Familie so mit sich bringt. Ich bin sicherlich ein bisschen gewachsen und freue mich jetzt schon darauf, meine bisherigen und kommenden Erfahrungen in ein nächstes solches Projekt zu stecken!

Worauf ich mich jetzt freue? Endlich wieder mehr Zeit für meine Familie, für meine Kinder, ein bisschen mehr Freizeit, aufs Fotografieren, aufs Lesen und aufs Bloggen!

 

Eine Antwort zum Beitrag “Contao Praxisbuch: nach dem zweiten Finale”

  1. am 03 Aug 10 um 20:51 meint

    Ich wünsche DIr alles Gute für den Verkaufsstart! Aber den größten Gewinn - gerade wenn es um ein Sachbuch geht - hast Du schon eingefahren. Die positiven Erfahrungen ;-) Vieles kommt mir bekannt vor. Und ich hätte auch mal wieder Lust ;-) Nur, auch nach vier Jahren, gefällt mir die Vorstellung vom Zusatzstress noch nicht so ganz.

Auch was dazu sagen?