Da bin ich wahrscheinlich altmodisch

Ich lese gelegentlich auch mal in irgendwelchen Gadget Blogs. Dieser Tage immer wieder Kindle 2. Ich verstehe es nicht, warum nun auch um dieses Teil der Hype ausbricht (oder ausbrechen soll?). Ich kann mit so etwas überhaupt nichts anfangen. Trotzdem einige Aspekte durchaus praktisch klingen. Mein Plädoyer fürs Lesen in einem richtigen Buch und vielleicht auch Lesen ganz allgemein.

Wenn es um Bücher geht, dann hatte ich schon immer einen Sammlerwahn. Ich bin kein Büchereigänger und ich würde nie im Leben gebrauchte Bücher kaufen. Für Bücher habe ich immer Geld übrig und komischerweise würde ich beim Kauf eines Buches über alles mögliche nachdenken nur nicht über die Frage, ob das gerade eine “nötige und sinnvolle” Anschaffung ist. Noch weniger würde ich sie allerdings verkaufen oder gar wegwerfen. Nein, so ganz kann ich das nicht stehen lassen. Ich habe mich vor ungefähr drei Jahren von einem uralten Werk über Windows 2005 getrennt. Allerdings mit ziemlich schlechtem Gewissen. Ich glaube nämlich, das war mein erstes und einziges Buch zu Windows und warum ich mir das gekauft habe, kann ich nicht mal mehr sagen.

Der Duft neuer Bücher

Ich halte unheimlich gerne ein neues Buch in der Hand. Am liebsten ist es mir dabei, wenn ich zunächst die Folie entfernen muss. Dann nämlich ist es so richtig jungfräulich. Seit jeher schlage ich das Buch zunächst vorsichtig in der Mitte auf und rieche daran. Eine kräftige Nase voller Geruch neuen Buchs. Was gibt es Besseres? Bereits fünf Minuten später ist die Intensität dieses Dufts ein wenig verflogen. Haltet mich für verrückt, die die es auch so machen, wissen genau, was ich meine. Jeder, der das noch nie gemacht hat, sollte es probieren. Allerdings muss dazu gesagt sein, dass nicht wirklich alle Bücher duften. Manche riechen auch einfach komisch.

Taschenbücher lese ich ehrfürchtig. Ich mag es, wenn man dem Buchrücken später nicht ansieht, dass das Buch gelesen ist. Ich habe hierfür meine Technik perfektioniert, das Buch auch mit einer Hand von allen Seiten zu stützen. (In der anderen halte ich gerne ein paar Gummibärchen…) Besondere Herausforderung bieten dabei Bücher über 250 Seiten, denn dort entsteht trotz aller Vorsicht gerne ein Knick im Rücken - egal, wie man es macht. Auch Seiten blättere ich bei neuen Büchern zaghaft um. Nur keine Eselsecken. Keine Fettflecken. Nichts. Nur die Reinheit des Texts.

Ich bin daher auch sehr eigen, was das Verleihen von Büchern betrifft…

Ich würde nie in ein Buch hineinschreiben, aber Sachbücher bekommen von mir sofort ein vorsichtig hineingeklebtes Etikett oder einen Namenszug und auch da gebe ich mir besondere Mühe. Notizen mache ich mir höchstens mit PostIt Notes - eines der wenigen Anwendungsgebiete für diese Papperl.

Sich daran freuen können

Nachdem ich ein Buch gelesen habe oder auch während es darauf wartet, gelesen zu werden (denn ich lese immer nur ein Buch, nie mehrere auf einmal), kommt es in mein Regal. Dort herrscht zwar Überfüllung, aber Ordnung. Ich würde nie ein Taschenbuch zwischen zwei Hardcover stellen. Außerdem gibt es eine Ordnung nach Genre und nach Alphabet und unter Umständen auch nach Verlag. Beispielsweise sieht eine Palette an O’Reilly Büchern einfach hübsch aus, ebenso wie die ehemals bunten Suhrkamp Taschenbücher. Bin ich auch sonst noch so chaotisch. Das ist mir wichtig und der Blick auf meine Bücher erfüllt mich mit so etwas wie Zufriedenheit. Ich kann mich sehr daran freuen.

Dies alles kann der Kindle nie ersetzen. Nie wird mir so ein Teil - so praktisch es auch sein mag- , meine Glücksgefühle beim Auspacken, beim Lesen und später beim Betrachten eines Buches geben können. Nie würde ich mich daran freuen, den Kindle mit “Buch” zu füttern so wie ich mich freue, mein Bücherregal weiter zu füllen. Ganz abgesehen davon, dass ich den Blick in ein Buch (und das mag ein Roman genauso sein wie ein Fachbuch) mit etwas Entspannendem verbinde, abseits des Starrens auf irgendeinen Bildschirm.

Nein, für mich ist das nichts. Nicht mal für Fachbücher. Denn auch da gibt es alte Klassiker, die zwar vor sich hin stauben, dann aber doch gelegentlich mal herausgeholt werden.

So, jetzt geht’s mir wieder besser ;-)

 

4 Antworten zum Beitrag “Da bin ich wahrscheinlich altmodisch”

  1. am 09 Feb 09 um 22:15 meint

    Hallo Anne,
    dann sind wir zumindest schon zwei, die altmodisch sind ;-) Ich sammle auch Bücher, habe Unmengen davon, sozusagen verteilt auf 2 Wohnungen, ich krieg fast die Krise, wenn sich jemand ein Buch ausleihen will von mir, obwohl ich sonst praktisch alles herleih (inklusive Auto ;-) ), nur bei Büchern hab ich fast die Panik, es nicht mehr zurückzubekommen. Ich nehme beim Lesen den Umschlag runter, damit nix passiert damit und würde das Buch nie mit dem Umschlag dann ins Regal stellen, sondern bewahre die Umschläge extra auf, ich gehe mit Taschenbüchern genauso ehrfürchtig um wie mit gebundenen, und war fast erschrocken, als ich einmal in Deutschland bei einer Lesung vom mittlerweile schon verstorbenen Walter Kempowski war; ich wollte nachher das gekaufte Buch signieren lassen. Er tat es aber nicht, weil er Taschenbücher nicht signiert! Ich würde auch nie in ein Buch schreiben, ich habe Unmengen an - auch sehr schönen - Lesezeichen (die ich auch leidenschaftlich sammle), und in fast allen Büchern stekcen welche. Ich lese auch immer nur 1 Buch, könnt ich gar nicht anders, ist wie ein Zwang, fast empfinde ich es als Verrat, zwei oder gar mehr auf einmal zu lesen … ich lege auch keinerlei Wert darauf, meine Bücher schnell zu lesen (speed reading), das würde mir die Lust daran wohl verderben, ich genieße es unendlich!
    herzlichst Johannes

  2. am 10 Feb 09 um 15:35 meint

    Dann sind wir jetzt schon drei. :-)
    Bücher wegwerfen ist für mich auch schon mein Leben lang unmöglich, ich habe sogar noch Djungelbuch und Fury aus meiner Kindheit hier im Regal stehen. Unsere Bücher füllen inzwischen schon die Wände von 2 Räumen und trotzdem wird es gerade wieder mal etwas eng.
    Eselsohren, Knicke, Beschriftungen, Fettflecken, lesen ohne Lesezeichen, verleihen … uahhh, nix für mich. Bücher haben für mich einen seltsamen hohen Wert, aber seit ich die Tintentrilogie gelesen habe, fühle ich mich verstanden. Irgendwann bin ich sicher auch mal in einem schönen Buch verschwunden.
    LG
    BB

  3. am 10 Feb 09 um 15:38 meint

    Djungelbuch hää?
    Dschungelbuch natürlich. Hier gibt es leider keine Edit Funktion. ;-)
    LG
    BB

  4. am 11 Feb 09 um 13:22 meint

    Vier.

    Ich find dieses “Kindel” auch albern eher sogar sinnlos. Es ist nicht einfach nur das was ihr beschreibt sondern auch das “wie und wo” lese ich. Wenn ich mir vorstelle ich fahr irgendwo in den Urlaub und tata geht der Akku leer oder kaputt, ich würde einsam Sterben. Ok vielleicht hat das ding auch ne Ladekabel aber selbst da kann ich dann nicht überall lesen, entweder ist die Steckdose zu weit weg oder ich nehme ein “tötungsgerät” mit in die Wanne…

    Ich dramatisiere das mal weiter…

    Manchmal frag ich mich wo das alles hingehen soll. Klar ist so was vielleicht “praktisch” für die U-Bahn, Zug und Flugzeug aber irgendwo sehe ich den „Sinn“ da drin nicht.
    Es wird sicher Menschen geben, gerade wohl Jüngere die sich denken “boor ist das FETT” und genau diese werden später dann vielleicht Opfer eines Raubes oder gar schlimmeres. Manchmal sollte die Technik einfach Pause machen und “alte” Sachen so lassen wie sie sind.

    Auch recht witzig das ding soll irgendwas um die 400$ kosten, da kann ich mir genauso gut auch ne mini 10Zoll Notebook kaufen was meines erachten “sinniger” wäre.

    So und weil mich das Träumen jetzt angesteckt hat werd ich nachher in die Stadt gehen und an wenig “schnuppern” gehen ;)

    lg
    markus

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