Lesen: neue(re) deutsche Geschichte

Zwischendurch passend zum mal wieder was ganz anderes, das mir aber ebenso unterkommt…

Herrn Austs filmisches Werk über Baader, Meinhof und Co. habe ich mir bewusst nicht angesehen. Alles, was ich im Vorfeld darüber gehört und gelesen habe, hat mich mehr in meiner Meinung bestärkt, dass ich das nicht  brauche. Das zugehörige Buch habe ich vor ungefähr 15 Jahren gekauft und dazwischen noch vieles mehr zum Thema RAF aus allen nur denkbaren Blickwinkeln “abgearbeitet” - eine fast komplette literarische Auseinandersetzung.

Eines meiner letzten Bücher zum Thema:
Willy Winkler
Die Geschichte der RAF Rowohlt Berlin, September 2007

Winkler schafft es mit seinem anspruchsvollen Buch, die RAF über 20 Jahre lang in einen Kontext zu setzen und schreibt kurz und prägnant, außerordentlich umfangreich recherchiert und dokumentiert. Das macht das Buch aus und in meinen Augen mit zum Besten, was man zum Thema lesen kann.

Es beginnt mit den Sechzigern. Deutlich vor meiner Zeit, mit viel Hintergrundinformation zur innen- und außenpolitischen Situation. Ein langes, wichtiges Kapitel, das die RAF in ihrer geschichtlichen Entwicklung positioniert. Winklers Buch endet nicht mit dem Herbst 77, sondern umfasst die komplette Historie der RAF bis zu ihrer Auflösung, immer im Kontext des aktuellen innenpolitischen und internationalen Geschehens. Er verstrickt sich dabei nicht in sensationsträchtigen Details, mit der Gefahr, falsche Schwerpunkte setzen, sondern stellt den Wahnsinn Terrorismus als Gesamtkomplex in den Mittelpunkt und in einen Gesamtzusammenhang.

Wer nur den Film gesehen hat…,

den ich ja nur auszugsweise kenne, wird sich mit dieser nüchternen Form der Darstellung wahrscheinlich wenig anfreunden können und gehört wahrscheinlich auch nicht zur Zielgruppe. Ein absolutes Muss für alle, die sich annähernd vollständig mit dem Thema auseinandersetzen möchten und das Nach-hinten-blättern-zum-Fussnoten-nachschlagen nicht scheuen.

Es hat mich dazu gebracht, mir nun auch einige der vielen Quellen anzusehen und mich mit den 60 und 70er Jahren im Allgemeinen noch mehr auseinanderzusetzen. So einen Effekt weiß ich bei Büchern sehr zu schätzen - genau so soll es sein!

 

Auch was dazu sagen?