Projekt 52-4: Als ich klein war

Als ich noch klein war… Eigentlich möchte ich ja gerne sagen, das sei erst gestern gewesen, aber das entspringt wohl nur meinem eigenen Wunschdenken, denn ein paar Tage sind das inzwischen doch, wenn auch nicht so viele wie das Foto vielleicht vermuten lässt.

Als ich klein war, da gab es noch Sunkist in der tetraederförmigen Verpackung, Twixx hieß damals noch nicht mal Raider, denn das gab es erst einige Jahre später, mein Vater trug Jeans mit Schlag und die Tapeten hatten unmögliche Muster. Das alles kennt man heute als Retro und es ist und wäre alles wieder hipp.

“Als ich noch klein war…” das ist ein Spruch, der sich über Generationen hinzieht. Ob wir es wollen oder nicht, werden wir ihn wahrscheinlich irgendwann mal los und assoziieren damit auch gerne mal “…war alles besser”.

Als ich heute so über interessante Motive nachdachte, fiel mir eben jenes Objekt ein, das Ihr auf dem Foto seht. Als ich noch klein war, beeindruckte es mich zutiefst…

Es ist ein Kalender, bei dem man durch einen Schnipp auf den Schalter die Tage umschalten und durch ein Drehrädchen an der Walze unten die Monate einstellen kann. Dieses zauberhaft sinnlose Accessoire stand auf dem Schreibtisch meines Opas und faszinierte mich natürlich sehr. Es machte ungeheuer Spaß, in unbeobachteten Momenten  zum immer schnelleren Rascheln der kleinen Plastiklaschen die Tage durchlaufen zu lassen, indem man mit seinen kleinen Fingern auf dem Schalter herumhämmerte und dabei das Prinzip hinter dem Zahlenfächer zu erkunden - der Schreibtisch meines Opas war natürlich tabu.
Und so wie mich dieses Ding als Kind faszinierte, so hat es auch meine Mutter als Kind fasziniert. Und auch sie durfte als Kind natürlich nicht an diesen Schreibtisch.
Und so zieht sich das Motto “Als ich noch klein war…” hier gleich über Generationen.

Wir haben das “Erbstück” übrigens auch vor meinen Kindern in Sicherheit bringen müssen, die sich auf ähnliche Weise davon angezogen fühlen. Es stand die letzten Jahre daher abseits und unbeachtet ganz oben auf einem Regal und verstaubte. Wie passend. Und das “als ich noch klein war…” zieht sich auch hier über Generationen.

 

9 Antworten zum Beitrag “Projekt 52-4: Als ich klein war”

  1. am 29 Jan 11 um 10:36 meint

    Toller Beitrag! :-)

  2. am 29 Jan 11 um 10:45 meint

    Anne-Kathrin

    Danke!
    Ich glaube, es macht mir genauso viel Spaß zu den Beiträgen zu texten wie das Foto selbst zu machen.
    Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, das Ganze mit einer Figur durchzuziehen, dafür bin ich scheinbar nicht der Typ.
    Ich lese jede Woche fasziniert die Beiträge und Geschichten anderer, denn als die Figur Variante 2010 erstmals durchgeführt wurde, hatte ich zunächst den Eindruck, man müsse nur irgendwie “etwas” durch die Fotos “ziehen” - dass sich hier regelrechte Biografien auftun, hatte ich gar nicht erwartet! :-)
    Ich glaube, ich muss mir genau den Aspekt mal genauer ansehen.

  3. am 29 Jan 11 um 13:04 meint

    oh so schön. dein geschriebenes sowie das foto. sehr schön umgesetzt das thema

  4. am 30 Jan 11 um 12:32 meint

    Klasse Foto!
    Sieht aus wie ein Detail von H. G. Wells’ Zeitmaschine.

  5. am 30 Jan 11 um 13:57 meint

    Gefällt mir auch sehr gut. Du schaffst es wirklich sehr ausdrucksstarke Fotos zu machen

  6. am 30 Jan 11 um 14:30 meint

    PERFEKT…
    Super durchdachtes Bild … und Obwohl das kleine Unscharfe Staubflocke im Vordegrund ein wenig stört ist das Bild echt Stark aufgebaut und gehört zu den schönstesn die ich zu 4 Woche gesehen habe .
    BRAVO!

  7. am 30 Jan 11 um 17:47 meint

    Anne-Kathrin

    @mondgras:
    Nett, dich mal hier zu sehen, freut mich!
    Ich bin gespannt, was du noch so an Themen zu bieten hast - ich hoffe, ich kann das halten ;-)

    @czoczo:
    Danke erstmal!
    Ich glaube nicht, dass es Staub ist, ich denke (anhand der anderen Fotos, ich habe ein paar gemacht), dass es einfach die Unschärfe ist, die hier auf einem von der Sonne beschienen, weniger verrosteten Teil des Metalls liegt:
    Ich fotografiere ja praktisch nie mit Stativ, d.h. ich brauche immer ganz viel Licht für diese Art Aufnahmen, am Liebsten natürliches Licht - und dann muss ich halt die Blende wirklich bis zum Anschlag hochdrehen, damit ich es noch halten kann…

  8. am 30 Jan 11 um 19:36 meint

    Ein tolles Foto! Meine erste Assoziation war auch die Zeitmaschine, aber die Geschichte dazu hat ja Aufklärung gebracht. Ich hab hier auch noch so einen Kalender, der mich schon in der Kindheit magisch anzog, aber meine Geschichte wäre nicht so gut, weil mir das Spielen damit nie verboten war.

  9. am 30 Jan 11 um 19:56 meint

    Wow Klasse die Tiefenschärfe ist der HAmmer, Rustikal .. perfekt!

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