Positionswechsel

Wenn Kinder in der Früh noch vor 6 und mit vollem Elan aus dem Bett fallen und man um Acht das Gefühl hat, man hätte schon um die Zeit mehr getan als andere den ganzen Tag - und das, bevor der erste Anruf kam und auch die (E-)Mailbox noch leer ist, dann freu ich mich nach dem x-ten Kaffee vor allem über meinen Computerhund. Und auf den ersten richtigen gemeinsamen Spaziergang des Tages.

Hund möchte nicht den ganzen Tag seine Position von “unter dem Schreibtisch” zu “neben dem Schreibtisch” ändern. Ein Hund mag raus. Meiner zumindest. Das tut selbst gut, denn man kann in Ruhe nachdenken und abschalten und vor allem planen, außerdem hat man einen richtig gelungenen Grund, zum Denken nicht vor dem Rechner zu sitzen. Leckerli für den Hund und mein roter Shuffle mit viel (der Mann hat eine entsetzliche Website, macht aber tolle Musik) und anderem elektronischen Zeug, um das Tempo vorzugeben und dann wieder runterzukommen, beispielsweise mit Herrn . Und ab auf die Wiese, noch besser in den Wald zum Runterkommen, verlorene Energie wieder einsammeln.

Wieder zurück haben sich inzwischen die Gegebenheiten verändert: Zeitpläne verschieben sich nach hinten, die wichtigen Informationen vom Kunden lassen leider weiter auf sich warten, lässt mich eine Email vermuten, ein Notfall per Skype, Konzeption an mancher Stelle wieder bei Null, neue Planungen, neue Ideen, zusammengefasst, gemailt, schnelle Antwort, zu schnelle Antwort? Die Zahl der Incoming Emails pro Stunde steigert sich sukzessive, die Anzahl der “Re:” ’s nimmt zu, ebenso die nötige Konzentration, die für den letztendlichen Durchblick nötig ist und die Anzahl der Ausdrucke neben mir, gespickt mit Notizen, Kommentaren und Argumenten. Dokumentation muss sein. Papier ist da manchmal besser.

Eigentlich überlege man da noch…, könnte man da nicht doch noch schnell…, wenn es sich irgendwie einrichten ließe, das noch dazwischen zu schieben…

Skype off, Thunderbird schließen, Handy aus, Telefon leise, Kaffeetasse befüllen. Ja, wir können, aber diesmal ist es wirklich das letzte Mal, schwöre ich mir. Für die sogenannte Kreativität bleibt manchmal kaum Platz. Nebenher: Theorie.

Glücklicherweise rutscht Hund schon wieder mit mäßiger Begeisterung von einem Eck ins andere. Unsere nächste Runde werde ich gedanklich den Thema Projekt- und Zeitmanagement widmen. Nachher bestimmt nochmal der gehetzte Blick auf die Uhr, kurz vor Kindergarten.

Wieder mal einer dieser Tage, an dem ich viel getan haben werde, ohne abends noch genau zu wissen, was denn eigentlich - trotz genauer Dokumentation und Stundenberichte: einfach zu viel Kleinkram. Manchmal glaube ich, die beste Arbeitszeit ist wirklich nachts.

 

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