Die Sache mit dem Freelancen

Das brachte mir etwas wieder in Erinnerung, das ich fast vergessen hatte: Emails an Alle. Jeder, der irgendwann nicht selbstständig war, kennt das wahrscheinlich: Tonnen von Emails, die einmal an die versammelte Mannschaft losgetreten, den ganzen Tag den Posteingang verstopfen.

Ein Glück, seit einigen Jahren bin ich selbstständig, ganz allein, nur meine Kunden und ich. Gelegentliche Social Events. Emails an Alle gibt es nicht. Es gibt auch einiges andere nicht, fällt mir ein.

Schnell mal laut rausgemailt

Nein, ich rede nicht von vermeintlich lustigen Emails, die Menschen mit deutlich anderem Humor als meinem so tagtäglich verschicken. Es geht um anderes: ein gemeinsames Essen, das Geburtstagsgeschenk für XY, den Hinweis auf eine ach so wichtige Veranstaltung, den Verkauf nutzloser Utensilien und so weiter und so fort.  Bis da mal jeder, natürlich wieder an “Alle”, geantwortet hat, er würde ja gerne, unter der Bedingung, dass…, kommt eine Menge, meist mäßig interessante Post zusammen, nach der man zum Schluss vor allem über die Befindlichkeiten der Kollegen bestens informiert ist. Erst heute wurde mir damit  schlagartig bewusst, welche komischen Marotten uns das tagtäglich verfolgt haben. Erst heute wurde mir damit aber auch schlagartig bewusst, wie langweilig meine Emails doch manchmal sind.

Emails an Alle machen nicht immer Spaß - manchmal aber doch.

Und jetzt endlich habe ich eine Vermutung, warum man Twitter erfunden haben könnte. Um unter anderem die ganzen einsamen Freelancer ein bisschen zu unterhalten, die zwar jeden Tag unter Umständen eine Unmenge Mails bekommen, aber sicherlich keine, in denen die Lustigkeiten und Unsinnigkeiten dieser Welt mitgeteilt werden.

Mir fallen aber noch andere Dinge ein.

Jedes Jahr, spätestens gegen Ende

Okay, morgen ist dann erstmal Frühlingsanfang und es passt jahreszeitlich nicht so richtig:

Alle Jahre wieder fragen mich irgendwelche Leute, ob ich denn die Weihnachtsfeier schon hinter mir hätte. Das “hinter mir” sagt dann übrigens vielleicht mehr, als manch einer seinem Chef gegenüber gerne offenbaren würde. Mir haben Weihnachtsfeiern in Maßen eigentlich immer Spaß gemacht - sofern sie so organisiert sind, dass man irgendwann unauffällig verschwinden kann.
Die Frage allerdings irritiert mich: ich habe keine Weihnachtsfeier - höchstens ich feiere alleine oder mit den Kids und dem Computerhund. Wär es nicht doch ganz schön? So ein bisschen nur?
Ähnlich verhält es sich dann auch mit dem Betriebsausflug. Ein schreckliches Wort, finde ich. Aber die, die ich erlebt habe, fand ich wirklich lustig. Soll ich mich allein auf den Berg wagen? Allein für mich den Tisch reservieren - mein Betriebsausflug? Welcher Betrieb überhaupt? Das “erfolgreiche kleine Freelancer-Unternehmen” vielleicht?

Wie wäre es -nur so als Gedanke- mit einer gemeinsamen Weihnachtsfeierbetriebsausflugssocialeventorganisationsplattform für alle Freelancer? Ein bisschen real social, wo wir doch sowieso schon alle so sozial im Internet unterwegs sind. Dann hätten wir auch dieses “Problem” für uns gelöst. Ein bisschen Teamspirit wäre auch für den Freelancer wieder spürbar - gerade in den harten Zeiten doch durchaus überlegenswert, oder?

Gibt es in Büros übrigens wirklich die mit den Kaffeepötten? Linus hat eine mit Bob der Baumeister. Die leih ich mir ganz gerne mal aus, murmle dabei ebenso gerne ganz bewusst im Pluralis Majestatis “Ja, wir schaffen das!” und lausche nebenher weiter belustigt dem Gezwitscher des Rests der Welt.

Freelancen ist anders. Ganz einfach.

 

Auch was dazu sagen?