Verpasst doch nicht diese Riesenchance!

Wann endlich - und das frage ich mich nicht erst seit diverser Sperrbemühungen der Bundesregierung- wird das Internet von allen als Chance begriffen?  Ich lebe mit und ich lebe im Internet seit Jahren. Es ist eine Selbstverständlichkeit für mich, es hat mich geprägt und prägt mich noch. Und das Internet hat mein Leben unheimlich bereichert.

Die Skepsis oder sogar das Desinteresse anderer gegenüber dieser “virtuellen Welt” lassen mich gelegentlich mehr als irritiert zurück.

Ich war nicht so wahnsinnig früh dran mit meinen ersten Schritten im Internet. Aber ich hatte das Glück, damals an der Uni schon im ersten Semester (das war 1991) auf eine wirklich gute Infrastruktur zugreifen zu können, die einfach Lust machen musste auf mehr. Yeah- genau das war … cool! Mehr noch konsequent! Meine erste, ohne Unterstützung (ich bin eine Frau, ich darf da auch Hilfe schreien, wenn nötig…) funktionierende Internetverbindung, dann auch noch unter einem SUSE 3.x, erfüllte mich wirklich mit Stolz. Und seither gehört das Internet zu meinem Leben. Inzwischen verdiene ich damit und “darin” auch mein Geld.

Suchen… und vor allem Finden

Das Internet ist eine Goldgrube an Daten, Information und Wissen (nicht zu verwechseln mit einem Selbstbedienungsladen). Hier finde ich in irgendeiner Form jede Information, die mich interessiert. Insbesondere macht Internet Information und Wissen verfügbar. Jederzeit, überall und zeitnah (ein gutes Beispiel dafür ist mit den bekannten Einschränkungen übrigens auch Twitter). Ich kann mich fortbilden, ich kann lernen, ich kann lachen und - auch das nicht zu vergessen, manchmal ist das Internet auch zum Weinen und zum Fluchen. Gelernt habe ich in den letzten Jahren viel im und über das Internet. Ich habe Informationen gesammelt und mich weitergebildet in einer Art und Weise, die mir keine Bücher, kein Radio und auch kein Fernsehen dieser Welt hätten bieten können. Ich habe viele Bilder gesehen, von denen ich nie auch nur etwas geahnt hätte. Und ich habe viele nette Menschen kennengelernt, von deren Existenz ich anderenfalls wahrscheinlich nichts wüsste. Das Internet ist für mich so etwas wie ein Geschenk, das habe ich hier wahrscheinlich schon des Öfteren geschrieben. Ein Geschenk auch deshalb, weil man hier und da Perlen findet, echte Perlen. Interessantes, Bemerkenswertes, Wissenswertes mit WOW Effekt. Ich liebe diesen WOW Effekt.

Meine Kinder wissen, dass man sich im Internet weiter “schlau machen” kann. Sie wissen, sogar der Kleine, dass es Google oder Wikipedia gibt, als erste Instanz. Sie wissen, dass dort Bilder und Texte zu finden sind, die Antworten geben. Es ist -so sehe ich das- mein Job, ihnen eine gewisse Medienkompetenz mitzugeben. Einen kritischen Blick, auch innerhalb typischer Teenie-Ecken wie Schüler-VZ.

Mitmachen, Nutzen, nutzbar machen

Ich habe das Internet aber auch ein bisschen “mitgestaltet”. Ich habe in Communities mitgearbeitet, habe anderen Menschen geholfen mit einem CMS zurecht zu kommen und ich blogge über meinen Hund und über alles mögliche andere. Ich habe außerdem das Internet für Menschen “nutzbarer” gemacht, indem ich Websites gestaltet und Marketingstrategien entwickelt habe und  ich habe Menschen mit Intranetlösungen geholfen, ihre Arbeitsabläufe und ihre Kommunikation zu optimieren. Das alles ist Internet. Es wird von Menschen gemacht, die sich unterstützen, miteinander an Ideen arbeiten und miteinander Wissen vermehren. Natürlich auch die, die Produkte und Services anbieten- why not?

Das Internet hat mich insbesondere aber zu einem weltoffeneren und neugierigen Menschen gemacht und mir nebenbei einen Job ermöglicht, der mir ungeheuer Freude macht. Genau diese Begeisterung würd ich eigentlich gerne weitergeben (oder besser: ich kann gar nicht anders, denn das bin ich), … und bin immer mal verwundert, nein fast entsetzt, dass andere gelegentlich meine Begeisterung überhaupt nicht verstehen, mehr noch, sich dem Angstgegner Internet gegenüber sehen oder schlimmer noch ganz lapidar meinen, es interessiere sie nicht sonderlich. Da sind die, die sich gezwungenermaßen dem Emailen stellen und gelegentlich mal todesmutig eine Amazonbestellung aufgeben. Da sind die, die ihre Kinder in dauerhafter Gefahr sehen, - Kinder die sich vielleicht besser auskennen, als ihre Eltern.  Und ich: in einer anderen Welt.

Verpasste Chance?

“Du hast keine Ahnung, was dir da entgeht!!!!” schreit mein Innerestes, gut ausgestattet mit mindestens drei Ausrufezeichen im Gedanken. Für mich ein eingeschränkter Blick aufs Leben - Angst vorm Internet oder Desinteresse an dieser Chance. Es ist eine riesige Chance, die sich unserer Generation da auftut. Unsere Eltern hatten das noch nicht! Unsere Kinder haben es und werden es hoffentlich nutzen. Zu ihren Gunsten.

Natürlich stößt man im Internet auch auf Dinge, die einen nicht interessieren, die man schlicht für überflüssig hält und man stößt ebenso auf Dinge, die einen abstoßen. Es verwundert daher rein statistisch nicht, dass es auch Ecken geben soll, an denen unerwünschte Inhalte zu finden sind - dazu kann ich nichts sagen. Im Internet gibt es alles. Genau das ist das Problem. Und hierfür brauchen wir irgendwas wie einen vernünftigen Umgang. Wir brauchen auch Regeln. Aber wir brauchen keine Zensur!
Wir brauchen erstmal und vor allem Medienkompetenz!
(Auch wenn es längst out ist, das Internet als Medium zu begreifen, das merke ich immer mehr, es ist mehr noch: eine Welt, die auf geniale Art und Weise grenzübergreifend existiert und damit natürlich auch Schwierigkeiten bereitet - denn Recht und Gesetz sind nur bedingt grenzübergreifend.)

Medienkompetenz kann man nicht erreichen, indem man innerfamiliär den Zugang zum Internet reglementiert, begründet mit Angst. Medienkompetenz kann man nicht erreichen, indem man Angst und Skepsis schürt. Medienkompetenz kann man nicht erreichen, indem man von Staats wegen reglementiert. Medienkompetenz muss gelebt und gelehrt werden.

Dies alles gilt übrigens auch für andere Medien. Gerade wenn ich den Fernseher anschalte (bewusst, -nebenher dudelt da meistens was, schon allein aufgrund der Kids), wenn ich die innerfamiliären Diskussionen sehe oder vor Augen habe, was meine Tochter mir als “das sehen alle” verkaufen möchte, ist klar: auch hier ist Medienkompetenz mehr als wichtig, denn das Fernsehen lädt ebenso wie vieles andere zur Volksverdummung bei, wenn man es nicht richtig zu nutzen weiß.

Warum nur ist es aber so schwer, diese Chance der internationalen Vernetzung von Menschen und Information durch das Internet zu begreifen? Und wie wollen wir Websites bauen und erfolgreich ins Internet bringen, wenn dieses virtuelle Parallelwelt nicht in ihren ganzen Möglichkeiten und Grenzen verstanden wird?

 

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