User Interface Design und Metaphern

Zufällig bin ich auf die interessante Umsetzung des Warenkorbs in einem gestoßen. Die Idee gefällt mir gut, denn sie ist nicht nur originell, sondern macht sich das Metaphern Prinzip des User Interface Designs auf beispielhafte Weise zu eigen: “leg das doch mal in den Einkaufswagen”.

Metaphern

Die Idee, Metaphern im UI Design einzusetzen, stammt aus den 70er Jahren. Damals forschte Xerox Parc, wie es wohl gelänge, Computer besser bedienbar zu machen, denn damals gab es nur die Kommandozeile. Dies war die Geburtsstunde der Schreibtischmetapher, die heute noch die vorherrschende Form der Visualisierung für Betriebssyteme darstellt, und die zuerst im Xerox Star eingesetzt wurde. Nach Weiterentwicklung übrigens dann erstmals von Apple. Diese Metapher ist übrigens nicht sonderlich genau, sie birgt beispielsweise das Risko, die Funktionsweise des Systems zu überschätzen und selbstverständlich haben die meisten Leute ihre Ordner in Regalen und nicht auf dem Schreibtisch und schon gar keinen Papierkorb. In erster Linie ist die Metapher aber eines: leicht zu verstehen und inzwischen so verbreitet und damit gewohnt, dass man hinsichtlich der Verständlichkeit und Abbildungsgenauigkeit heutzutage sicherlich Abstriche machen kann.

Metaphern tauchen übrigens immer wieder auf und werden auch in Kombination eingesetzt. Beispielsweise sind auch Reiter, Karteikarten, Buch oder ein Kassettenrekorder gängige Metaphern. Man stolpert also gelegentlich drüber, ohne dass sie einem weiter auffallen. Die “Ur-Metaphern” sind heute also relativ gängig.

Der Warenkorb als Metapher

Es ist vielleicht diskussionswürdig, ob man im Online Shop lieber auf Einkaufswagen oder Einkaufstasche/Warenkorb setzt, also die Frage Cart vs Bag. (Im Folgenden nenne ich das Ganze der Einfachheit halber Warenkorb)

Ich glaube hingegen, es kommt ganz klar auf den Shop an, was man einsetzt, nämlich das, was metaphorisch passt. Ein Computer und EDV Shop, der Rechner und Drucker verkauft, ist gut beraten, einen Einkaufswagen zu verwenden, denn alles andere würde die Metapher zerstören. Wer einen Shop mit T-Shirts betreibt, darf auch eine Tasche oder einen Korb einsetzen.

Einen Warenkorb Button zu klicken ist hingegen wenig Metaphern-dienlich. “Leg es ihn den Einkaufswagen” will einem der Button signalisieren und was eigentlich passiert ist “Klick mich, um so zu tun als ob”.
Mit diesem Problem räumt das genannte Beispiel auf. Hier gibt es nämlich beides: Klick (vielleicht unterstützend?) und Drag & Drop. Und es passiert genau das, was man selbst macht, nämlich aktiv einen Artikel in den Warenkorb legen(werfen?). Naja, wir können am Computer nicht richtig werfen. Aber ziehen/legen ist da doch relativ nah dran.

Und es passiert noch etwas anderes: man sieht die Artikelliste als Thumbnails. Nicht nur das Übliche “Sie haben 3 Artikel im Warenkorb” - nein, hier werden die Artikel inklusive Größe und Anzahl angezeigt (siehe Abbildung unterer Bildrand).

Diskussionspunkte

Es gibt auch Diskussionspunkte an dieser Lösung: Das Plus für die Klick Lösung ist in diesem Fall doppeldeutig belegt. Einmal könnte dies bedeuten: “erhöhe die Anzahl um Eins”, einmal “ab in den Warenkorb”.

Auch könnte man den links positionierten Warenkorb etwas deutlicher hervorheben. Denn noch ist die Vorgehensweise ja neu und der Warenkorb auf den ersten Blick nicht wirklich als solcher erkennbar.

Trotz allem:
eine innovative, originelle Idee, die Gebrauch macht von gleich zwei Metaphern: Drag & Drop und einer gelungenen und weiterführenden Umsetzung des Warenkorbs. Ausbaufähig! Auch die Idee des Schreibtischs hat mal klein angefangen.

Bildnachweis: Bunt:

 

3 Antworten zum Beitrag “User Interface Design und Metaphern”

  1. am 16 Okt 08 um 14:31 meint

    cortex

    der warenkorb funktioniert (ausschliesslich) per javascript… damit erübrigt sich aus meiner perspektive jede weitere betrachtung.

    cx

  2. am 16 Okt 08 um 16:21 meint

    Anne-Kathrin

    Hier ging es eher ums Konzept.
    Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir über das Für und Wider der technischen Seite zunächst wenig Gedanken gemacht - finde ich aber auch nicht schlimm: den Denkansatz finde ich interessant.
    Vor allem aber auch, den Blickwinkel “wie funktioniert das eigentlich im täglichen Leben” nicht aus den Augen zu verlieren.
    Wir sind heute oft schon so festgefahren, ohne weiter drüber nachzudenken.
    Das heißt nicht, dass die technische Frage egal ist - im Gegenteil.

  3. am 16 Okt 08 um 22:57 meint

    Mathias

    Hallo,
    ich finde noch “fly-to-basket” interessant, denn dabei wird der Klick auf den Warenkorbbutton mit dem (optischen) Effekt, dass das Produkt in den Warenkorb gelegt wird, verbunden (modern meets classic auf eine Art und Weise).
    Live zu bewundern in diesem Shop:
    Script:

    Gruß
    Mathias

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