Pro CMS ohne Datenbank?

Dieser Tage die Frage nach einem CMS ohne Datenbank irgendwo im Internet. Warum diese Anforderung? Ich sehe keinen echten Vorteil, habe mal etwas gegoogelt und bin erstaunt vor allem über ein wesentliches Argument: die Frage nach den Kosten.

Es gibt eigentlich nur ein einziges Argument, das die Hersteller und Befürworter von Content Management Systemen ohne Datenbank Untersützung bringen:

Man benötige (im einfachsten Fall) keine mySQL Datenbank. Dies spare die Kosten eines teueren Webspeicherplatzes.

Teuerer Webspace?

PHP, so lese ich gelegentlich, reiche ja schon und das wäre überall sowieso dabei. Aber eine mySQL Datenbank einzurichten, das sei dann schon mehr Aufwand und die mySQL gäbe es nicht überall. Oder so ähnlich. Ich kann das nicht glauben und daher schaue ich mal in das Angebot meines Providers. Das ist einer der ganz Großen und hat damit sicherlich an dieser Stelle eine übliche Produktpalette.

Ganz klar ist sofort: alles, was hier an Paketen eine PHP Unterstützung mitbringt, bringt auch eine Datenbank mit. Ich müsste dafür mindestens das größte Paket für den Privatanwender und Vereine auswählen. Jedes kleinere Produkt hat keine Datenbank - aber auch kein PHP. Das kleinste Paket mit PHP (und mySQL) kostet in diesem Fall sieben Euro. Ist das teuer?

Für mich scheidet dieses Argument ganz klar aus, wenn es sich um PHP basierte Systeme handelt. Wer seinen billigen Webspace behalten will, ohne Datenbank bekommt meist auch kein PHP und ist damit definitiv eingeschränkt.

Kein teuerer Webspeicherplatz benötigt- dies sei einer der “vielen Vorteile”, liest man in den meisten Treffern zur entsprechenden Suchanfrage- nur leider erfährt man zu weiteren Vorteilen kaum etwas, außer:

Datenbankadministration

Eine Datenbank, so lese ich, sei etwas Komplexes, beispielsweise gefunden bei

was den Administrationsaufwand erheblich erhöht und Laien faktisch ausschließt.

Wer Herr über sein eigenes CMS sein möchte, auch durch eine Installationsroutine gekommen ist, der wird sich mit dem Thema Datenbank sicherlich auch nicht sonderlich schwer tun. Wie ein Datenbank Export via phpMyAdmin funktioniert, ist schnell erklärt und gelernt. Die ersten Schritte sollte man, sofern man verunsichert ist, eben nicht unbedingt im Live Betrieb machen.

Bei wem der Begriff CMS generell schon etwas mulmige Gefühle hervorruft, wird sich an eine Agentur wenden, die sich dann auch um die Frage der Wartung kümmert.

Im Übrigen gilt: Auch ein nicht Datenbank gesteuertes CMS benötigt ein Backup. Irgendwo muss die Information ja schließlich gespeichert werden.

Mein Fazit

Die Argumente Pro und Contra Datenbank überzeugen mich (auf die Schnelle gegoogelt) nicht wirklich. Ich sehe keinen expliziten Vorteil. Ich denke, viel Funktionalität lässt sich schön elegant über ein gelungenes Datenmodell abbilden, demnach müsste eigentlich die Palette an Features bei nicht datenbankgesteuerten Content Management Systemen tendenziell eher eingeschränkt sein. Außer XML fällt mir da spontan eigentlich keine Alternative zur Datenbank ein.

Sehe ich das alles zu technisch? Gibt es weitere Vorteile, ohne Datenbank zu arbeiten? Bringt es dem Benutzer wirklich etwas?

moziloCMS hätte ich mir übrigens doch gerne mal angesehen, aber die Demo funktioniert bereits seit gestern nicht. Nach der in meinen Augen etwas zu groß angelegten Silverstripe Aktion wird hier lokal erstmal nichts mehr getestet, bevor ich mir nicht eine Online Demo ansehen konnte.

 

6 Antworten zum Beitrag “Pro CMS ohne Datenbank?”

  1. am 25 Okt 08 um 16:54 meint

    Wenn man Webseiten 1:1 vergleicht, dann würde ich zustimmen und sogar noch hinzufügen wollen, dass sich die Inhalte einer Datenbank leichter durchkämmen lassen, als man das bei einzeln abgelegten Textfiles könnte. Auch kann man bei einer Abfrage die Tabellen einer DB wahrscheinlich viel komplexer kreuz und quer verknüpfen als bei Textfiles - die Frage ist nur: welche Art von Webseite braucht solche komplexen Strukturen? Ist es wirklich nötig jede noch so kleine Webvisitenkarte auf ein System aufzusetzen, dessen Ressourcen und Möglichkeiten wahrscheinlich eh nicht genutzt werden?

    Bei der Entwicklung von Templates bin ich als Webdesigner mit einem System ohne Datenbank schneller als wie mit einer Datenbank und kann meinen Kunden leicht verschiedene, funktionsfähige Layouts zeigen. Ich schiebe einfach die Installation in ein neues Verzeichnis und kann am Stylesheet weiterarbeiten ohne erst eine neue Datenbank anlegen zu müssen. Auch komme ich an die Inhalte via FTP viel einfacher ran und muss nicht umständlich selber den Editor benutzen. Auf dem localhost liegen die Files ohnehin in einem normalen Ordner, Doppelklick, schreiben, speichern, fertig.

    Manche Kunden haben auch einen Bedarf an mehreren Websites. Es macht sicherlich nicht so einen großen Unterschied wenn ich nur eine Webseite und damit nur eine Datenbank habe - will ich aber für mehrere, eher kleine Webseiten jeweils einzelne Seiten haben, dann empfinde ich eine Datenbank dann als umständlich wenn es z.B. nach einem Update der Software nicht auf Anhieb geklappt hat. Früher oder später muss man bei jeder Software in den Keller und im phpmyAdmin arbeiten und wenn man das dann bei mehreren Installationen tun muss, kann das schnell teuer werden. Deshalb meine ich, dass man bei kleinen Webseiten Aufwand und Nutzen abwägen und die Kosten im Auge behalten sollte.

    Auch ein Umzug der Domain auf einen anderen Host kann Probleme mit sich bringen, wenn die MySQL-Versionen nicht kompatibel sind. Lässt sich alles regeln - keine Frage, wenn es dabei jedoch um eine Webseite mit 10 Seiten Inhalt geht, kann hier kostenmäßig ein ziemlicher Aufwand entstehen.

  2. am 28 Okt 08 um 16:13 meint

    Hallo Anne-Kathrin,

    als einer der moziloCMS-Entwickler freue ich mich, daß unser CMS durchaus auch kritisch hinterfragt wird :)

    Ich möchte die Fragestellung mal andersherum angehen: Warum brauche ich für ein CMS mit ein paar wenigen Inhaltsseiten eine Datenbank? Ist da tatsächlich schon ein Geschwindigkeitsunterschied zu Flatfile-CMS meßbar? Und vor allem: Ist das auf einer “Willkommen bei Lieschen Müller”-Website mit ein paar Aufrufen täglich wirklich relevant? Ich denke, die Zielgruppe (und damit der zu erwartende Umfang des Webauftritts) sollte nicht außer acht gelassen werden - daß man für eine große Community-Site eine Datenbank verwendet, steht außer Frage.

    Konkrete Vorteile sehe ich persönlich im einfachen Backup: Filezilla auf, Verbindung herstellen, remote alles markieren, runterladen - fertig. (Oder völlig automatisiert per “moziloBackup”, dann ists nur noch ein Doppelklick.)
    Außerdem scheuen viele Einsteiger die Kosten für einen Hosting-Vertrag und registrieren sich Webspace bei einem Freehoster (also nicht “weniger Kosten”, sondern schlicht “null Kosten”). Zum einen ist nicht sichergestellt, daß dort überhaupt eine DB zur Verfügung steht (und wenn doch, in welcher Version); zum anderen kann ich das CMS später jederzeit “am Stück” per FTP abziehen und irgendwo anders hin transferieren, ohne dafür eine Datenbank anfassen und zu müssen.
    Dazu kommt dann noch die bereits von juke genannte Möglichkeit, bestehende CMS mal eben zu klonen, um Layout- oder sonstige Tests zu machen.

    Das Feedback der moziloCMS-Nutzer zeigt immer wieder, daß die Leute glücklich mit dem einfachen Aufbau des CMS sind - nicht nur bezüglich der Bedienung des Backends, sondern eben auch bezüglich des einfacheren, da datenbanklosen Handlings des Gesamtsystems. Man sieht die Struktur der Daten direkt im Dateimanager - das macht absoluten Neulingen den Einstieg leichter und gibt den erfahreneren Nutzern Ansatzpunkte für Experimente. Für die Zielgruppe paßt das also - und interessanterweise melden sich auch immer wieder gestandene Profis, die moziloCMS als einfaches System für einfach Aufgaben schätzen.

    Mein Fazit: Nicht für jeden Spatz muß man sich eine Kanone aufs Dach stellen, nur “weil man es kann” ;)

    Viele Grüße - und schau dir das Ganze ruhig mal aus der Anfänger-Perspektive an ;)
    azett, mozilo-Entwickler

    Ah, fast hätt ichs vergessen, Stichwort “Live-Demo”: Auf cms-demo.org lief eine Demo von moziloCMS - irgendwas scheint dort aber seit einer Weile schief zu laufen. Ums selber auszuprobieren, brauchst du aber nichts weiter als einen Webserver mit PHP >= 4.3.0 :)

  3. am 28 Okt 08 um 17:39 meint

    Anne-Kathrin

    Ich hatte das eigentlich nicht auf mozilo gemünzt. Vielmehr hatte ich mich mal mit den Pro Argumenten auseinandergesetzt, über mozilo stolpert man da einfach zwangläufig ;-)
    Ihr habt mich aber soweit, ich werde mir das mal ansehen, auch im Rahmen eines Projekts, bei dem ich mir so ein Einsatzszenario durchaus vorstellen kann. Und wenn die Demo immer noch nicht funktioniert, bemühe ich auch gerne wie immer localhost :-) Inzwischen liegt ja mein letzter CMS Test schon ein paar Tage zurück.

    Was ich allerdings nicht so ganz erkennen kann, sind die Datenbank Contra Argumente, im Besonderen die Frage nach dem Klon - denn zeitaufwändig ist das nicht. Ich sehe vor allem keinerlei Probleme mit der Anzahl der Seiten im CMS, zumindest nicht, wenn sich diese im genannten Rahmen abspielen.
    Das verstehe ich nur aus Sicht der “Anfänger”, dann aber wird das Argument mit der Layout Demo hinfällig, denn das ist ein Webdesigner Argument - und den halte ich für technisch versiert genug.

  4. am 19 Mai 09 um 01:39 meint

    Ich bin ein Anhänger von textdateibasierten CMS und PHP-Skripten. Vorteil ist das sehr einfache Handling mit den Dateien. Man kann per FTP die lokalen Dateien mit denen auf dem Server synchronisieren, Inhalte auf dem lokalen Server erstellen oder ändern und einfach uploaden. Und das alles ohne das einem andere Redakteure in die Quere kommen, die an einem anderen Teil der Website arbeiten.
    Muß ich mit einem MySQL-basierten System arbeiten, ist ein lokales Werkeln mit aktuellsten Daten praktisch unmöglich und ein Rückspielen der Datenbank auf den Server zeitaufwendig oder gar unmöglich (Backup zu groß, kein Shell-Zugriff, Zeichensatzprobleme usw.). Selbst wenn man auf das lokale Ändern von Inhalten verzichtet, hat man immer noch das Problem ein lokales Testsystem mit MySQL zu installieren und damit umgehen zu müssen. Der Aufwand für die Fehlersuche in Skripten oder das Ändern des Layouts ist mit MySQL-Datenbank einfach zu groß, wenn das ganze System auf zwei Servern (dem Testsystem und dem öffentlichen) laufen soll.

  5. am 25 Aug 09 um 14:35 meint

    Der Vollständigkeit halber: cms-demo.org ist leider erneut seit Tagen down; moziloCMS läßt sich aber auch auf live testen :)
    (Hinweise auf weitere aktive - möglichst deutschsprachige - CMS-Demo-Seiten nehme ich dankend entgegen!)

    Beste Grüße,
    Arvid vom mozilo-Team

  6. am 21 Jan 10 um 21:18 meint

    Ich bin auch ein Anhänger von CMS-Systemen ohne SQL-Datenbank, vor allem bei kleineren Projekten sind textbasierende (Flat Files) CMS super. Hier eines von CMS EINFACH: Die Seite wurde ebenfalls mit diesem System (CMS EINFACH) gemacht und wird bald auch fertig sein.

Auch was dazu sagen?