… dann wirst du alt

Ich bin ja kein Microsoft Certified Engineer, - daran mag es liegen.
Aber ich habe mich trotzdem daran gewagt, Administrator eines Windows Servers zu werden und das als eingefleischter Open Source Nutzer…
Eigentlich war ich von Beginn an begeistert, wie zügig das alles ging und was das Endergebnis (in dem Fall ein Sharepoint Portal 2003) so alles kann.
Auch hier natürlich mit einiger Vorarbeit verbunden.
Tja, sagte man mir damals, das stimme schon, aber wenn dann mal was nicht funktioniert, wirst du alt beim Suchen nach der passenden Problemlösung. Und dann bekam ich noch den Tipp mit auf den Weg, wirklich jede noch so kleine Warnung in Logfiles ernst zu nehmen, denn sonst könne einem das “ganze Ding um die Ohren fliegen”.

Mein Versuch, der ganzen Sache unbefangen und optimistisch gegenüber zu treten, mich nicht kleinkriegen zu lassen und umzudenken.

Leider kam in dem Fall keine Warnung, sondern es kam prompt ein richtiger Fehler:
Ein Absturz des SQL Servers, sobald eine inkrementelle Indexierung der Suche auf dem Sharepoint Portal startet, manchmal auch bei voller Neuindexierung, das aber nur manchmal.
Da diese Indexierung jede Nacht per Zeitplan läuft, bedeutet dies, so fürchte ich und weiß schon jetzt, dass ich das sicherlich nicht lange mitmache:

Solange das Problem nicht gelöst ist, jeden Tag in der Früh zu schauen, ob noch alles funktioniert und gegebenenfalls die Datenbank neu zu starten.
Nebenher natürlich akribische Suche nach einer Lösung.
Mit meinen paar Büchern komme ich da kein bisschen weiter, da dreht sich alles nur um die heile Welt, aber nicht um Desaster Szenarien.
Das Problem, so versichert mir Google, könne verschiedene Ursachen haben.
Da erfahre ich also: SQL Server 2000 sei einfach “uralt” und daher mit heutiger Hardware nicht mehr kompatibel (irgendwo gefunden und gelesen).
Hilft aber nichts, ich hab es halt mal und auf eine alte Hardware umzusteigen, halte ich für kein gutes Vorgehen.
Es könnte sich aber auch um einen SQL Server Bugs handeln und insbesondere (ohne dass ich Google davon verraten habe), stoße ich auf bekannte Probleme mit VM Ware.
Nur leider läuft der Hinweis ins Leere. Eine Lösung ist nicht in Sicht außer: ich solle doch erstmal die Datenbank und die Tabellen überprüfen. Mache ich: alles okay versichert mir mein Server.

Ich suche weiter und weiter und gebe verzweifelt fünfstellige Fehlercodes und noch mehr unverständliche Fehlermeldungen der Logfiles bei Google ein. Aha, es handelt sich um einen seltenen Fehler, aber dafür gäbe es Hotfixes. Na, eigentlich ist mein System soweit UpToDate, aber vielleicht hilft ein Hotfix ja tatsächlich, obwohl ich keine Lust auf ein Dauerprovisorium habe, danach klingt das nämlich: “Hotfix” - okay, anderswo heißt das eben Patch.
Zum Schluss habe ich Suchabfragen, die gerade mal 6 Treffer liefern. Das will schon was heißen.
Entweder ist das Problem so simpel zu lösen, dass kein Mensch jemals soetwas gepostet hat oder aber das Problem ist so spezifisch, dass sowieso jeder sofort zum Telefon greift.
Das war dann auch irgendwo ein netter Forentipp: “ich schätze, da wirst du längere Zeit mit dem Microsoft Support telefonieren” wird da einem genauso armen Menschen wie mir schon vor Jahren geraten.
Nein, ich google erstmal weiter.

Ich weiß nicht, wie viele der derzeit bei Google indizierten Websites auf Microsoft Support Seiten entfällt.
Es gibt da eine Menge und ehrlichgesagt, habe ich noch nicht wirklich verstanden, wann man sich durch welche der vielen Microsoftschen Domains und Subdomains durchwühlt und wie man es macht, dann tatsächlich bei echten Problemen auch noch annähernd da hin zu kommen, wo man sich der Lösung näher fühlt.
Da gibt es msdn, technet, support und alle haben irgendwo in ihren Untiefen inhaltlich ähnliche, aber dann doch verschiedene Inhalte.
Besonders freut mich, dass ich gelegentlich auf deutsche Webseiten verwiesen werde (da kann ich auch von englischsprachigen Seiten kommen), auf denen aber bereits oben groß und unüberlesbar steht, es handle sich um eine automatische Übersetzung.

“Installiert dieses korrekt auf Hotfix nicht mal 64-basierten Systemen.” lese ich da und verstehe nur Bahnhof oder “Ein unterstütztes Hotfix ist von Microsoft verfügbar. Dieses Hotfix nur das Problem zu beheben, das in diesem Artikel beschrieben wird ist jedoch vorgesehen.”
Nur wo verdammt bekomme ich diese Hotfixes? und lande mit dieser Frage auf einer auch nicht besser übersetzten Seite zur Liste aller Hotfixes, die es jemals zum SQL Server gab und die ich mir nun, auch wenn es bisher belustigend war, gleich englisch ausgeben lasse.

Leider finde ich zwar hier lauter kryptisch anmutende Erläuterungen zu der ellenlangen Liste von spezifischen Verbesserungen am SQL Server, aber nirgends irgendeine Möglichkeit des Downloads. Und während einige Hinweise im Internet darauf aufmerksam machen, dass der Microsoft Support für sowas nichts koste (wirklich?) und man da auch sehr geduldig sei, überlege ich mir, wie lange ich (Geld hin oder her) da wohl in Warteschleifen stünde, bis ich endlich jemanden an der Strippe hätte, der sich meines Problems auch annimmt und verwerfe den Gedanken ganz schnell wieder.

Ein paar interessante Seiten habe ich mir gebookmarked für den Fall, dass ich doch einen Download brauche. Denn hier versagt jeglicher Automatismus Microsoftscher Autodiagnosen und Updates und auch an Download Seiten gibt es bei Microsoft eine Menge und wenn man mal eine richtig ausführliche gefunden hat, sollte man sich die unbedingt merken, denn es besteht Gefahr, sie nie mehr wieder zu finden.

Inzwischen habe ich mich durch alle Logfiles gewühlt, die ich auf dem Server finden konnte.
Die sind mehr als unverständlich, manchmal jedoch findet man tatsächlich sowas wie eine Abfrage, die aber leider nicht so bis in die letzte Instanz reproduzierbar ist, aber man fühlt sich dann wenigstens dem Problem etwas näher auf die Spur gekommen.

Ich werde erstmal was anderes machen, wahrscheinlich was total Naheliegendes:
Die Datenbank wird komplett neu eingespielt. Dann sehen wir weiter.
Vielleicht nehme ich mir dann auch mal einen Tag Zeit und inspiziere die Welt der Microsoft Websites.
Vielleicht sollte ich dann doch mal einen Kurs mitmachen, mich zertifizieren lassen. Vorab kläre ich, ob das Wühlen in den Untiefen des Internets auch zum Kursinhalt gehört.
Und nebenher muss ich zugeben: Ihr hattet recht mit Eurer Warnung!
Wenn es funktioniert, macht es Spaß und die Möglichkeiten sind immens, ich bin nach wie vor begeistert.
Wenn es nicht funktioniert, verzweifelt man und fühlt sich ziemlich allein mit einem Produkt, das in dem Moment nur noch wie ein Monster anmutet und an einigen Stellen Abgründe zu haben scheint, die einen Nachts in den eigenen Träumen verfolgen…
Und der “Lost in Hyperspace” Effekt ist einem so nahe wie nie.

Aber ich gebe nicht auf, ich beiße mich da durch. Ich mag meinen Server und alles läuft ja eigentlich prima. Ich muss nur lernen endgültig umzudenken in einer Welt, in der Support und Troubleshooting anders funktionieren als in einer Community eines Open Source Projekts.

 

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