Kleines Unternehmen, kleine Software?

Gerade stolpere ich bei Twitter über die Bitte einer Empfehlung für ein kleines e-Commerce System für ein kleines Unternehmen. Eine Frage, die einem immer wieder begegnet und auf die ich gerne antworte: gibt es nicht (was wahrscheinlich nicht sonderlich glücklich macht). Und so wollte ich das hier auch spontan tun, mache aber meine kurze 140 Zeichen reduzierte Antwort lieber zu einem größeren Blogeintrag.

Die -nicht gerade revolutionäre- These

Die Anforderung an eine Software, sei es ein CMS oder ein Online Shop, richtet sich nicht nach der Größe eines Unternehmens sondern nach der gewünschten Funktionalität.

Gerne ist mal ja geneigt zu sagen: ich bin ja nur ich (oder mein Unternehmen ist klein), da tut es auch eine kleine Software. Irgendwie schwingt da die grundsätzlich vernünftige Idee mit, nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen zu wollen. Doch leider, so habe ich es zumindest oft genug erlebt, kann diese Entscheidung bedeuten, irgendwann ziemlich spät im Projekt, gegen eine Wand zu laufen.

Nun mag man natürlich sagen, dies sei alles nur eine Frage der Planung und das stimmt auch. Nur leider ist diese Sichtweise unter Umständen realitätsfern. Viele Auftraggeber haben zu Beginn eines Projekts meist keine ausreichende Vorstellung dessen, was sie erwartet, ebenso wie sie keine ausreichende Vorstellung dessen haben, was überhaupt möglich ist. Da hilft natürlich Beratung, nur die kann das Vorstellungsvermögen auch nur teilweise erweitern - manches muss man selbst gesehen oder erlebt haben. Ja manchmal muss man sogar erstmal Fehlentscheidungen getroffen haben, um zu wissen, wie der richtige Weg aussieht. Und alles in allem werden gerade der Internetauftritt oder der Shop mit ihrer virtuellen Natur gerne auch mal unterschätzt, was die altbekannte Krux mit Budget und “was mir das wert ist” nach sich zieht. Wir kennen das alle: “Ach, das brauchen wir nicht…” Wirklich?

So verhält es sich auch mit dem Shop. Machen wir uns nichts vor: das Thema Online Shop ist komplex. Die Anforderungen sind umfangreich und zum Teil nur mit einer Menge Detailwissen und Recherche überhaupt zu beantworten. Der Teufel liegt wie immer im Detail. Die Anforderungen liegen nicht in der Menge der verkauften Produkte sondern in ihrem “Wesen”. Was ist das, was da verkauft wird? Und wie wird es verkauft? Wie wird bezahlt? Wie soll versandt werden? Und das alles immer vor dem Hintergrund der wesentlichen Frage: “Ist der Shop damit jederzeit konkurrenzfähig und flexibel erweiterbar?”

Wer heute als Dienstleister einen Shop umsetzen will, sollte

  • berücksichtigen, dass manche strategische Entscheidung nicht zu Beginn an klar ist
  • sich frühzeitig damit anfreunden, dass Anforderungen eher zunehmen als abnehmen
  • wissen, das viele aufkommende Fragen (und sie werden kommen!) sowohl für den Shopbetreiber als auch den technischen Macher einiges an Recherche und strategisch-konzeptioneller Arbeit bedeuten wird

Was heißt das nun für den Shop (oder auch das CMS)? Es muss anpassbar sein. Ein schlankes Framework, das modular erweiterbar ist. Sowohl hinsichtlich der Funktionalität als auch hinsichtlich des Designs. So bleibt es klein, wenn es klein sein soll und wächst gegebenenfalls problemlos mit den Anforderungen mit.

Nein, eine befriedigende Antwort ist das natürlich nicht, aber es ist die Realität. Die Realität, die das ein oder andere Projekt gelegentlich mal zu einer Gratwanderung (oder einer wilden, findigen Mixtura an Workarounds) werden lässt.

 

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