Kommt Zeit, kommt… Misserfolg?

Etwas unkategorisiert stelle ich heute mal eine Frage in den Raum, die ich bisher nicht ausreichend für mich beantworten konnte: Wie viel Vorwissen brauchen angehende Websitebetreiber, wenn sie sich heute neu im Internet positionieren wollen?

Der Aufhänger dieser Frage ist aus dem ganz normalen Leben gegriffen und stellte mich wiederholt vor die Herausforderung dessen, was ich durchaus als Anspruch für mich sehe: den Kunden dort abholen wo er steht.

Schulung und Training mit einem neuen CMS, dazu ein Handbuch, sind Standardservices im Webdesign und unabdingbar dann, wenn Kunden die Pflege ihrer Website selbst übernehmen möchten. Die Wartung des Internetauftritts im Sinne der Aktualisierung der Inhalte ist aber nur ein Bruchteil dessen, was den Lebenszyklus einer Website ausmacht. Auch Qualitätssicherung und Marketingaspekte sind Teil des Prozesses, während zu Beginn eine Strategie steht, die zwar in regelmäßigen Abständen überprüft und überarbeitet werden sollte, alles in allem aber die Basis eines erfolgreichen Lebens im Web darstellt.  Der Businessplan fürs Internet sozusagen.

Während für die inhaltliche Wartung vorwiegend Übung und Eigenengagement gefragt sind, verhält es sich mit den strategischen Überlegungen etwas anders. Es bleibt kaum etwas anderes, als sich umzuschauen - und da reicht es auch nicht, in regelmäßigen Abständen zu schauen, was die Konkurrenz treibt. Es muss nicht gleich der neueste Trend sein, denn auch strategische Überlegungen sind eine Frage der Zielgruppe. Stehenbleiben aber sollte man nicht, denn sonst steht die Website auch - wie eine von Millionen anderen, die ebenso stehen bleiben und einem weniger großen, erfolgreichen Anteil derer, die sich dynamisch zum einen am Unternehmen und zum anderen an Entwicklungen des Webs allgemein orientieren.

Die Basics

Reicht es nun aus, mit -sagen wir mal- weniger als rudimentären Kenntnissen einzusteigen und nochdazu ohne Strategie? Nein, denke ich, sofern man nicht bereit ist, sofort “durchzustarten”. Insbesondere aber: was kann der Webdesigner oder Webentwickler leisten, um eine solide Basis zu schaffen, auf der die Newbies unter den Internetseitenbetreibern weiteragieren können?

Ich muss zugeben, dass ich zwar genug Leute kenne, die von sich behaupten, sie hätten “nicht so sonderlich viel Ahnung” - und dem ist dann auch genau so. Ich muss aber ebenso zugeben, dass ich eine ähnliche Aussage nie von Leuten erwartet hätte, die einen Profi damit beauftragen, eine Website zu gestalten.

“Keine Ahnung”, das klingt nun ziemlich allgemeingültig und kann vielfache Facetten haben: Probleme mit dem Versand von Emails, Probleme in der Nutzung einer Textverarbeitung, das große Fragezeichen im Umgang mit dem Suchen und Finden von Dateien auf dem eigenen Rechner. Und weiter im Netz: keine Erfahrung mit dem “Programm fürs Internet”, umständlicher Umgang in der Nutzung, Probleme beim Suchen und Finden von Informationen, kein Gefühl für derzeit “zeitgemäßes” Look and Feel von Websites (oder umgekehrt kein Gefühl für veraltetes Look and Feel), ständiges  Verlieren von Passwörtern, überhaupt ein Problem mit Passwörtern aller Art etc.

Keine gute Ausgangssituation, um mit der Schulung eines CMS zu beginnen. Es kann nur schiefgehen, außer man begleitet den Nutzer wiederholt mehrere Stunden während der Arbeit mit dem System. Offen bleiben werden weiterhin Fragen, die sich ums Konzept drehen. Vieles wird nämlich “stupide” angewandt werden, - wehe da weicht ein Screenshot von der Problemsituation ab.

Was also tun? Drücke ich demjenigen das Kursverzeichnis der VHS in die Hand? Biete ich ihm einen mehrstündigen Grundlagenkurs an? Oder rate ich ihm, in sich zu gehen und zu überlegen, wo es denn eigentlich hin gehen soll?

Nicht-Strategen

Meistens fehlt es dann auch an Strategie. Ein “Feeling” fürs Netz ist kaum vorhanden und damit die Blauäugigkeit entsprechend groß. Immer noch rankt sich die ein oder andere Mär um Googles Platz 1, was dann zurechtgerückt zu viel Frustration oder Ungläubigkeit führt - für einen selbst träfe das alles sicher nicht zu, es sei sicherlich kein Problem, allein mit einer Website dann doch irgendwie unter die Top3 zu kommen (klar- fragt sich nur mit welchen Suchbegriffen…). Dass eine neue Website kleiner als eine Nussschale auf einem riesigen Ozean treibt, das kommt nicht an. Dass das SOS nicht gehört wird, ebensowenig. So fehlt es dann auch an Strategien. Noch schlimmer aber verhallen Vorschläge gerne mal, werden nicht ernst genommen und später entsprechend auch nicht umgesetzt.

Auch hier wäre eine Schulung gar keine schlechte Sache. Dabei geht es nicht nur um die eigene Strategie, die nutzbaren Kanäle sondern auch das Verständnis des potenziellen Kunden des Kunden - ein im Zweifel internet affinerer Nutzer, der  sich unter Umständen routiniert durchs Web schlägt und einen gewissen Professionalitätsanspruch entwickelt hat.

Nur: wo fängt man an und wo hört man auf - wenn man wirklich bei den Basics anfängt? Was sind überhaupt die Basics, frage ich mich da? Denn das Thema “Web” hat viele Aspekte, große und kleine - und vor allem viele, an die wir nicht mehr denken, weil es uns in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Macht das Sinn?

Kann ich das als Webworker überhaupt leisten? Natürlich kann ich Schulungen anbieten zu diesem und jenem Thema. Ich kann allerdings niemandem das eigene “Feeling” fürs Internet beibringen. So etwas muss wachsen, - auch aus Erfahrung. Ganz schnell würde dann ein solcher Job, so interessant und kurzweilig (manchmal sicher auch verzweifelnd) er sein mag, zum Fulltimejob. Dass nebenher Überzeugungsarbeit geleistet werden muss hinsichtlich der Qualität eines Internetangebots ganz allgemein (nehmen wir den Klassiker Usability), ist noch einmal eine andere Sache.

Ist dies vorwiegend ein Problem der KMU Website? Gerade dort, wo auch das Budget nicht da ist, einen solchen Service überhaupt anbieten zu können - ja sogar, wo das Grundverständnis fürs Budget meist fehlt und ein solcher Service schon am potenziellen Kunden scheitern will, weil für sowas keine Zeit und kein Geld da ist? Ganz zu schweigen von der Notwendigkeit, Wissen zu erwerben und mit Engagement dabei zu sein?

Mein Idealismus ist ungebrochen. Aber meine Erfahrung zeigt mir, dass das alles so einfach nicht ist. Mehr noch höre ich gelegentlich eine innere Stimme, die mir zuraunen möchte: so geht das alles überhaupt nicht…

 

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