Mehr Mut beim Online Shop

Einen wie üblich recht bunt aufgemachten Artikel zu gerne gemachten lese ich gerade im Smashing Magazine. Fehler - oder sagen wir besser Problemzonen, die ich durchaus unterstreichen kann und sicherlich auch noch ergänzen könnte. Na klar, dazu habe ich dann schon noch etwas zu sagen… ergänzend.  Fehlt es manchmal an Mut? Mut, anders zu sein? Mut zum Individualismus? Mut zur Investition? Oder an der Sichtweise?

Auch wenn ich kein Freund der großen Inspiration durch bunte Screenshots bin, wie sie das Smashing Magazine ja üblicherweise präsentiert, ist es gerade im Bereich E-Commerce ja leider doch immer wieder so,  dass dem Ganzen irgendwie das Flair und damit auch das Einkaufserlebnis fehlt. Die hübsche Mischung an Positivbeispielen im Smashing Magazine zeigt: es geht auch anders und macht zumindest mir Lust darauf, es ganz anders zu machen . Nur wird aber auch schnell klar, was dazu mindestens notwendig ist:

  • Mut zum Layout
  • Zeit und Engagement
  • (Mut zu) Investition

Mut zum Layout

Die Beispiele zeigen doch eines ganz deutlich: das Produkt gehört ins Rampenlicht. Mit liebevollen und informativen Details, von der Beschreibung bis hin zur Bebilderung. Leider gibt es neben großen Shops, die eher die Anmut eines Lebensmitteldiscounters mitbringen auch oft Shops, die in ihrem gesamten Layout nicht nur sehr konventionell, sondern insgesamt eher düster daher kommen, eng und unübersichtlich. Schade eigentlich oder nicht?

Mut zum Layout: viel Platz, um das Auge wandern lassen zu können und den potenziellen Kunden zu führen.
Warum also nicht endlich mal weg von der typisch zwei- oder dreispaltigen “T-Variante” mit Header, die man leider noch immer viel zu häufig sieht?  Ein bisschen Mut zum Grid, zum Spiel mit den Gitterpositionen, lockert doch irgendwie auf und macht die Produktpräsentation einfach spannender.

Zeit und Engagement

Ich hatte es bereits irgendwann geschrieben, ein großes Problem ist neben der “mutigen, individuellen” Darstellung und der Lust,  einfach mal was anderes zu machen, auch die Frage nach dem Bezug von Informationen - sprich den Produktbeschreibungen und Bildern.

Nein, es ist keine gute Idee, sich die Bilder zur hippen Designerklamotte schnell mal im Internet zusammenzusuchen - das kann Ärger geben, vor allem seitens der Hersteller, die oft ganz eigene Regeln zur Verwendung der von Ihnen für Print und Web zur Vefügung gestellten Bilder (und auch Texte) haben. Es ist wahrscheinlich auch keine gute Idee, selbst die Kamera zu zücken, höchstens man engagiert den Profi.

Also hilft es nichts: man muss sich an den Hersteller oder den Lieferanten wenden. Man muss einen Ansprechpartner finden, der einen berät und  unterstützt, die nötigen Informationen - nicht nur die Preise, sondern auch darüber hinausgehende Texte und Bilder- zusammenzusammeln. Meistens wird es mehr als einen Hersteller geben, oft wird man auf Anhieb nicht alle Information bekommen, die man sich wünscht.  Eventuell müssen Bilder und Texte überarbeitet werden, unter Umständen auch nach bestimmten Regeln.

Das Ganze kann also zeitintensiv und mühsam sein. Aber es lohnt sich. Ohne Zeit und Engagement wird es nicht gehen. “Passt schon so…” oder “Wir haben zu diesem Produkt einfach keine Information bekommen” sind eine eher schlechte Ausgangslage. Ich denke, man muss sich bewusst machen, dass die Hersteller ja eigentlich ein Interesse daran haben sollten, dass ihre Produkte auch im Internet erfolgreich verkauft werden.

Investition

Halten wir uns mal eines dieser Shopsysteme vor Augen. Es kann heißen wie es mag. Meistens gibt es für alles vorgefertige Designs. Und ehrlicherweise muss man natürlich sagen: dieses “Griddige”, das ich gerade postuliert habe, das Individuelle, das Produkte individuell in den Mittelpunkt rückt, ist einfach aufwändig und mit den meisten vorgefertigten Designs einfach nicht zu realisieren. Wer es also individuell möchte, muss sich auf Kosten für individuelles Design einstellen.

Die Investition betrifft aber noch etwas anderes, das im Smashing Magazine Artikel nur nebenbei anklingt: die Bezahlmethode und die Fragen der Logistik hinter dem Shop. Vielleicht ist das ein deutsches oder europäisches Problem? Wir alle wollen mit Kreditkarte oder über einen Payment Gateway bezahlen. Wir wollen keine Nachnahme und vor allem keine Vorauszahlung. Der Verkäufer will keine Bezahlung auf Rechnung - ein Dilemma, denn alles Automatisierte kostet Geld. Vor ähnliche Probleme stellt den Shopbetreiber übrigens der Versand - leider oft teuer, solange man nicht zur Kategorie Großkunde gehört.

Wer also irgendwie Erfolg haben will im Netz, muss wenigstens stufenweise bereit sein zu investieren, er muss den Mut mitbringen, zu investieren. Nun ist leider gerade das ein Problem. Immer wieder haben angehende Shopbetreiber Probleme, den Online Umsatz auch nur annähernd zu kalkulieren.

Und dann wäre da noch…

Gut, es geht natürlich auch anders und wahrscheinlich kann man genau das nicht oft genug sagen. Manchmal braucht es zeitweise den pragmatischen Ansatz - aus verschiedenen Gründen, meistens sind das wohl finanzielle Aspekte, genau, weil die Kalkulation so schwer fällt. Da helfen dann nur noch Individualität und wieder mal Zeit und Engagement, denn Inspiration und das Wissen um Fehler, die gemacht werden können, sind gut und schön, nur leider nicht alles. Es bleibt die Frage, ob wir wirklich “Hochglanzshops” brauchen? Ob wirklich jeder Shopbetreiber nur dann Erfolg haben kann, wenn er von Beginn an und auf einen Schlag ein höheres fünfstelligen Budget einplant?

Begeistert fiel mir kürzlich die positive Entwicklung eines Online Shops ein, bei dem ich vor ungefähr zwei Jahren zum ersten Mal eine Bestellung getätigt habe. Damals war dieser Shop klein, aber irgendwie sympathisch. Inzwischen wurde nicht nur das Produktsortiment ausgebaut sondern auch der Service. Es gibt einen Newsletter, es gibt ein Marketingkonzept, es gibt Social Media Engagement, beispielsweise auf Twitter und man bekommt rundrum das Gefühl, dieser Shop wachse mit jedem Monat, während man gleichzeitig seiner Linie treu bliebe. Das alles macht Spaß auf Einkaufen - und so soll es sein.

Viel wichtiger oder besser unabdingbar ist für mich eine persönliche Note - zumindest sofern sich das Shopping nicht in Amazon-Gefilden abspielt.

Die Regeln im Online Business sind einfach andere als im realen Leben. Und trotzdem gibt es Analogien zum Ladengeschäft, wo jedem intuitiv vollkommen klar ist, dass die Aufmachung wichtig ist, die Kundenansprache und der persönliche Service.

Ich glaube, mit etwas Mut und Individualität, Zeit und Engagement, vor allem aber dem Wissen um das Beachtenswerte, auch wenn das ein oder andere nicht von Beginn an realisierbar ist,  hat man den ersten Schritt zum Erfolg schon getan. In diesem Sinn liegt dann die Inspiration des 15 Fehler Artikels nicht nur in den knackigen Überschriften und den hübschen Bildchen sondern auch im Blick hinter die Kulissen.

Es bleibt das übliche Fazit: Wer einen Online Shop betreiben möchte, muss wissen, worauf er sich einlässt.

 

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