Ein Contao Projekt planen und beginnen - 1

Das Interessante: je mehr Websites man mit einem CMS macht, desto mehr stellt sich irgendwann die Frage, ob man das hätte effizienter angehen können. Es geht dabei weniger darum, die Websites in Serie zu erstellen, es geht darum, sich überflüssige Schritte zu sparen und geordnet an den Prozess heranzugehen.
Es gibt vieles, das im Designprozess typischerweise immer Schritt für Schritt ansteht. Es gibt jedoch auch einige CMS-spezifische Überlegungen. Wie geht man ein Contao Projekt praktisch an? Teil 1: Vorbereitungen.

Hier dreht es sich also nicht um “Wie führe ich ein Webprojekt durch?” sondern ganz konkret um die Frage, wie man sich bei den einzelnen typischen Aufgaben das Leben mit Contao leichter machen kann und dabei schnell vorwärts kommt.

Natürlich geht es los mit einigen Vorbereitungen, die immer zu tun sind.

Vorbereitung 1: Mind-Map und … Sitemap

Das Gelungene an Contao ist sein seitenbasierter Ansatz. Seiten sind etwas, das wir aus dem täglichen Leben kennen und die Contao Seitenstruktur wiederum etwas, das wir mit der Baumstruktur eines Windows Explorers beispielsweise auch gut mental abbilden können. Das Wunderbare: es gibt Werkzeuge, mit denen man genau das vorab darstellen kann.

Für mich steht zu Beginn eines Projekts daher immer eine Mind-Map. Mind-Maps sind, ohne weitere Verbindungen, zunächst hierarchische Gebilde und daher ein hervorragendes Werkzeug, um Contao Seitenstrukturen darzustellen. Im Prinzip entspricht die Mind-Map damit schon der Sitemap der späteren Contao Website - und das ohne groß umdenken zu müssen.

Mit der Mind-Map gerüstet kann man sich nach der Installation sofort daran machen, die Contao Seitenstruktur anzulegen. Spätere Artikel, die man gegebenenfalls in der Mind-Map bereits berücksichtigt hat, kann man jetzt oder aber auch erst später berücksichtigen. Ich empfehle, die Artikel erstmal Artikel sein zu lassen, sich allerdings bereits Gedanken darüber zu machen, wo die Trennung von Seite und Artikel stattfindet. Die Entwicklung einer Mind-Map kann man natürlich recht weit treiben. Man kann sie bebildern, einfärben, mit Skizzen versehen und so weiter. Das alles muss aber nicht unbedingt sein.

Übrigens eignen sich Mind-Maps auch sehr gut fürs Gespräch mit dem Auftraggeber: Das was das Gegenüber an dieser Stelle sieht, wird er später als Redakteur mehr oder weniger so auch als Seitenstruktur und Artikelbaum sehen können.

Tipp: Typischerweise brauchen Erweiterungen wie das Formular oder Nachrichten eine Weiterleitungsseite. Auch die sollte man an dieser Stelle schon anlegen. Ich platziere sie in der Seitenstruktur gerne unterhalb der Seite, in der ich die Erweiterung einbinden möchte und verstecke sie im Menü - so beispielsweise eine Infoseite nach dem Absenden eines Formulars. Es gibt kaum Ärgerlicheres als mitten im elanvollen “Jetzt gehts ans Formular” festzustellen, dass man sich nochmal zur Seitenstruktur klicken muss, um dort die Weiterleitungsseite zu ergänzen.

Mind Mapping Software gibt es übrigens eine ganze Menge. Das plattformübergreifend verfügbare ist in der Standardversion beispielsweise kostenfrei erhältlich.

Vorbereitung 2: Funktionalitäten ausmachen

Die Mind-Map macht aber noch etwas anderes: sie zeigt (zumindest in Ansätzen), welche Erweiterungen benötigt werden. Ich meine mit Erweiterungen auch die zusätzlichen Funktionen, die Contao neben “reinen Inhalten” bereits mitbringt: Formulare, Nachrichten, Kalender und so weiter.

Wenn man die Mind-Map an dieser Stelle noch weitertreiben möchte: Interaktiver machen die sich ja auch ganz gut. Man kann sich Notizen machen und Verbindungen zwischen einzelnen Elementen herstellen.

Von Beginn an zu wissen, welche Funktionen man braucht, hat einige insgesamt auch für die spätere Installation Vorteile:

  • man kann sehr schnell nach der Installation ein funktionales Grundgerüst aufbauen
  • es ist leichter, einen Überblick über die benötigten Module zu bekommen
  • nötige Drittanbieter-Erweiterungen können in einem Schritt installiert werden

Kurz: dieser Schritt schafft einfach ein bisschen zusätzliche Struktur - gleich am Anfang und hilft, dass man sich später wirklich aufs Gestalterische konzentrieren kann.

Mit zu den Funktionalitäten gehört für mich übrigens auch die Frage nach den Mitgliedern, also den registrierten Benutzern, geschützten Inhalte und besonderer Interaktion für angemeldete und nicht angemeldete Besucher einer Seite. Ich werde in einem weiteren Teil dieser Mini-Serie darauf zurückkommen.

Vorbereitung 3: Seitenaufbau und Navigation im Detail

Schritt 3 ist von 1 und 2 nicht so recht zu trennen und geht dann auch recht schnell in Designfragen über. Die Reihenfolge der Seiten in der Seitenstruktur bestimmt beispielsweise maßgeblich auch die Menüs, sofern man nicht ausschließlich auf individuelle Menüs setzen möchte.

Und wer sich über Funktionen Gedanken macht, muss zwangsläufig auch über Module nachdenken. Das ist der Schritt, in dem definiert werden kann, welche Module man beispielsweise für Kalender oder zum Lesen eines Blogs einsetzen möchte und um welche Darstellung es sich dabei handelt, beispielsweise:

  • Nachrichten-Leser für ganze Beiträge
  • Nachrichtenliste im Teaser-Stil für die Startseite eines Blogs
  • verkürzte Nachrichtenliste als Modul für die allgemeine Start- und andere Seiten

Ziel ist es, zu analysieren, welche Seitenlayouts benötigt werden, wie diese aufgebaut sind und welche Module an welchen Positionen eingebunden werden. Später nämlich wird man sicher nicht bei jedem Seitenlayout bei Null anfangen wollen, sondern mit der Erstellung eines Seitenlayouts beginnen, das man entsprechend klonen kann.

Ich bin nicht der Überzeugung, dass man die “Skizzen” in jedem Projekt wirklich braucht, aber wer auch hier gerne auf Tools setzt, sollte sich verschiedene Wireframing Tools ansehen. Eine wirklich bemerkenswerte Sammlung an Ressourcen gibt es bei .

Vorbereitung 4: Designfragen

Wenn man sich generell über die Seitenlayouts Gedanken gemacht hat, gehts natürlich ans Designen - auf dem Papier, mit Photoshop oder mit Fireworks oder …

Alle Abmessungen für die Elemente einer einzelnen Seite können später sofort in die Definition des Seitenlayouts übernommen werden, daher hat es sich aus meiner Sicht bewährt, wenigstens diesen Aspekt sofort richtig auszuarbeiten, auch wenn Detailfragen wie beispielsweise das Layout eines Downloads noch nicht geklärt werden können.

Wenn man schon ein bisschen länger mit Contao arbeitet, wird man den CSS-Editor wahrscheinlich nicht mehr so intensiv nutzen sondern lieber auf den Import von CSS-Stylesheets setzen. Interessanterweise habe ich während des Schreibens vom Contao Praxisbuch festgestellt, dass man mit dem integrierten Editor keineswegs unbedingt langsamer ist - es ist hingegen eine Frage der Organisation und Wiederverwendbarkeit. Genau darum geht es: alles, was man sich vorab schon überlegt hat, “hackt” man später recht schnell rein.

Gerüstet…

Zum effizienten Arbeiten bei jedem Web Projekt gehört die Planung. Es ist selbstverständlich, dass man sich über Inhalte und deren Darstellung bereits zu Beginn jeden Projekts Gedanken machen muss. Es ist ebenso selbstverständlich, dass man sich über Zielgruppen und Usability Gedanken gemacht haben muss. Und und und…

Wer ein Contao Projekt umsetzt, hat vor der Installation idealerweise schon eine Vorstellung von den kommenden Schritten und tut sich leichter, wenn er schon mit dem Aufspielen des Systems auf dem Server weiß:

  • wie die Seitenstruktur aussehen wird (und welche Artikel angelegt werden)
  • welche Module für Menüs und andere Navigationselemente zum Einsatz kommen
  • welche Seitenlayouts erstellt werden müssen
  • ob zusätzliche Funktionen installiert werden sollen und welche Module dafür gebraucht werden
  • welche Module ins Seitenlayout kommen (also jederzeit benötigt werden) und welche für den Inhalt bestimmt sind (also im Kontext eingesetzt werden)

Die nächsten Beiträge zum Thema beschäftigen sich ganz konkret mit den einzelnen Schritten, die nach der Contao Installation zu tun sind, der Frage nach der Reihenfolge dieser Schritte und wie man die Vorbereitungen gelungen einsetzt. Stichpunkte: Konfiguration, Seitenstruktur, Theme.

 

8 Antworten zum Beitrag “Ein Contao Projekt planen und beginnen - 1”

  1. am 25 Sep 10 um 14:10 meint

    Thorsten

    Hallo und danke für diese Miniserie! :)

    In den Planungsschritten bin ich schon recht firm, aber den einen oder anderen Tipp gibt es fast immer noch zu finden.

    Eine Open-Source-Alternative zu XMind ist übrigens noch freemind, nur als Hinweis, wer nicht so auf closed-source steht.

  2. am 25 Sep 10 um 14:50 meint

    Für Mindmaps ist als Webanwendung auch sehr schön. Ein Basisaccount ist kostenlos und man kann sehr schön mit mehreren Leuten an einer Map arbeiten.

  3. am 25 Sep 10 um 15:27 meint

    Anne-Kathrin

    @Thorsten.
    Nachdem ich diese ganze Liste an Wireframe Tools verlinkt hatte, fiel mir ein, dass ich eine ähnliche Liste auch für Mind Mapping Tools hätte verlinken sollen.
    Danke! Freemind hat meines Wissens auch Schnittstellen zu anderer Software, oder?

    @Peter.
    Mindmeister gefällt mir persönlich sehr gut.
    Ich kenne leider nur die Basisversion, denke aber, man müsste sich dann schon den Luxus gönnen, einen der Pro Accounts zu kaufen.

    Ich hatte kürzlich eine interessante Erfahrung mit einem Gegenüber, der mir, als ich ihm die Sitemap für ein Projekt zeigte, sagte, er fände das super, nur leider könne er damit wenig anfangen, denn die wiederum mit denen es das Ganze abzusprechen gilt, könnten damit so gar nichts anfangen - das sei zu abstrakt.
    Ich bin daher am Überlegen, ob das wirklich was für Kundenkommunikation ist, d.h. ob sich der Kunde wirklich einloggt, sich das ansieht und (Kollaboration!) dann auch wirklich daran arbeitet?
    Das gilt übrigens für viele webbasierte Kollaborationstools: sind wir schon so weit oder denken wir Profis nicht schon wieder meilenweit voraus?
    In einem engagierten Team kann ich mir das allerdings sehr gut vorstellen.

  4. am 25 Sep 10 um 16:27 meint

    Thorsten

    @Anne-Kathrin
    Ich bin mir gerade nicht sicher, was Du in diesem Zusammenhang mit “Schnittstellen” meinst? Das Dateiformat selbst ist XML-basiert; falls Du auf Im- und Export hinaus möchtest:


    In Sachen “Mitarbeit des Kunden” hab’ ich unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die Mitarbeit an Seitenstrukturen beschränkte sich aber meist darauf, dass die Kunden auf einem Zettel einfach die benötigten Seiten ohne große Struktur aufgeschrieben oder getippt hatten. Eine Ausnahme war eine Kundin, die sich zuvor ernste Gedanken gemacht und somit auch gewisse Vorstellungen hatte.

    Hmm, ich empfinde Mindmaps auch nicht viel abstrakter als zum Beispiel Organigramme, die Darstellung mag aber tatsächlich für Endkunden zu weit ab vom bekannten “oben-nach-unten”-Ansatz sein.

  5. am 25 Sep 10 um 16:43 meint

    Anne-Kathrin

    Sorry, das war zu kompliziert formuliert. Ich meinte einfach den Im- und Export.

  6. am 26 Sep 10 um 01:15 meint

    Meine Erfahrung mit Mindmaps deckt sich auch mit der Aussage von Anne-Kathrin, dass manche Kunden damit nichts anfangen können, weil sie ihnen zu abstrakt sind. Bei solchen Kunden bin ich deshalb manchmal dazu über gegangen, dass ich ihnen eine Rohfassung der Seitenstruktur direkt zum Durchklicken online gestellt habe. Also im Grunde ein “schwarz-weiß” Contao ohne Layout, aber mit dem Navigationsmodul (Basiseinstellungen) und den dazu gehörenden (fast leeren, nur die H1 Überschrift enthaltenden) Seiten.

    Wenn z. B. schon klar war, dass die erste Ebene eine horizontale Navigation und der Rest in einer vertikalen Navi erscheinen würde, habe ich das dann auf diesem Klickdummy gleich so eingebaut. Das half diesen Leuten dann sehr, da sie nicht mehr so abstrakt denken mussten, sondern das grobe Klickerlebnis direkt nachvollziehen konnten.

  7. am 26 Sep 10 um 08:00 meint

    Anne-Kathrin

    Sehr interessant wie die Diskussion plötzlich ein bisschen “abdriftet”.
    Ich wollte erst etwas dazu schreiben, bis mir einfiel, dass ich genau das schon vor gut einem Jahr getan habe:
    http://www.medamind.de/arbeiten/2009/wie-erklar-ich-es-meinem-kunden/

  8. am 21 Okt 10 um 22:15 meint

    Ich benutze Mindmaps insgesamt mehr zum Ordnen meiner eigenen Gedanken als zur Präsentation. Ein wesentlicher Teil einer Mindmap ist für mich die Entstehung, das Ordnen und Umordnen der Gedanken und Zweige, und das ist bei einer Präsentation für den Zuschauer nicht mehr nachzuvollziehen. Mindmaps, die man nicht selbst gemacht hat, muss man buchstäblich “lesen” lernen, und das können oder wollen viele Leute nicht, die mit Mindmaps nicht vertraut sind.

    Kooperation im Web, also Mindmaps gemeinsam entwerfen oder Dokumente zusammen schreiben, wird nur mit Leuten gehen, die im Web zu Hause sind und sich dabei wohlfühlen. Alles nur eine Frage der Zeit ;-)

Auch was dazu sagen?