Hinterfragt: ein CMS-Wechsel

Eine interessante Website soll neu gestaltet werden, mit neuen Funktionen, umstrukuriertem Inhalt und einem komplett neuen Gesicht. Am Anfang  stehen natürlich die Ist-Analyse und Planung, allen voran ein Konzept samt Kostenvoranschlag. Man betrachtet also, was da bereits vorhanden ist, stellt Überlegungen an, was es alles zu tun gibt und versucht bei allem vor allem eines: mögliche Fallstricke zu erkennen, die ja gerne auch mal eine Kostenfrage sind.

Es passiert, dass sich genau an dieser Stelle für den Webmacher die Frage stellt: Setzen wir mit diesen neuen Anforderungen überhaupt aufs richtige CMS? Wäre ein Wechsel das Richtige?

Ich möchte diese Frage, die sicher jedem mal unterkommt, an einem Beispiel durchüberlegen.

Das IST und die Anforderungen

Bisher stand nicht zur Debatte, das System zu wechseln. Es gibt jedoch einige ganz grundlegende, zusätzliche Anforderungen an die neue Website: neben dem Layout, das ich an dieser Stelle zunächst außen vor lassen möchte, und der nötigen Umstrukturierung von Inhalten, das ich auch für ein geringes Problem halte, geht es vor allem um folgende große Themen:

  • Die Website soll mehrsprachig werden, wobei mehrsprachig in diesem Fall wirklich international ist und fast den gesamten europäischen Sprachraum abdeckt
  • Es soll Mitglieder geben, die von nicht-registrierten Benutzern nach verschiedenen Kriterien gesucht und gefunden werden sollen
  • Gleichzeitig gibt es ein Dokumentenmanagement, das in Zukunft mehr genutzt werden soll, insbesondere auch im Hinblick auf geschützte Dokumente.
  • Insgesamt wünscht man sich ein suchmaschinenfreundlicheres Konzept (wobei ich hier mal alle Aufgaben hinsichtlich des Inhalts zunächst außer Acht lasse)

Das alles bedeutet in diesem Fall:

  • Komponenten auswählen, die in sich stimmig zusammenarbeiten
  • Komponenten konfigurieren, gegebenenfalls bei bekannten Stolperfallen
  • gegebenenfalls Layout-Anpassungen im Detail

Was nun, wenn es alternativ ein System gibt, das alle diese Funktionen bereits mitbringt? Ist ein Wechsel sinnvoll und rechnet er sich?
Was bedeutet ein CMS-Wechsel allgemein und im Speziellen, vor allem aber: wie berate ich einen Kunden, denn der entscheidet?

Pro und Contra CMS Wechsel

Ein CMS Wechsel hat immer erstmal zwei recht offensichtliche große Nebeneffekte, im Wesentlichen wirken diese erst einmal nachteilig:

  • Inhalte wollen migriert werden
  • Nutzer wollen geschult werden

Die positiven Faktoren (man kann nicht behaupten, es handle sich bei den oben genannten Notwendigkeiten um etwas, das der Websitebetreiber ohne Bedenken gerne in Kauf nimmt), hingegen sind zum Teil langfristige Benefits, die abgewogen werden wollen, insbesondere, wenn sich wie hier eine Kann-Situation auftut, jedoch keine Notwendigkeit zum Systemwechsel:

  • die Entwicklungskosten können sinken (sie müssen nicht!), trotz Migration von Inhalten
  • die Stabilität des Systems und damit die Nachhaltigkeit der Website können zunehmen
  • Qualitätssicherung kann einfacher werden
  • die Laufzeitkosten können sinken

Im Speziellen habe ich natürlich vor allem die Aufgabe, eingehend und objektiv zu beraten (wissentlich, dass es gerade mit der Objektivität so eine Sache ist). Man kommt zunächst nicht umhin, genau die angesprochenen Themen wie Migration und Schulung anzusprechen. Neben diesen natürlich durchaus kritischen Aspekten kann man aber im Idealfall mit einigen vernünftigen Pros aufwarten.

Eine Demonstration des gewünschten, neuen Systems kann dabei helfen, potenzielle Bedenken zu überwinden und im Vergleich die Benefits eines Systemwechsels herauszustellen. Hier gibt es neben rein technischen und finanziellen Überlegungen sicherlich auch “weiche” Faktoren wie Look & Feel oder Bedienbarkeit.

Konkret

Konkret ging es in diesem Fall darum eine bestehende Joomla Website zu erweitern oder dabei einen Systemwechsel vorzunehmen (vielleicht war das schon zu erahnen). Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich meinem ersten Impuls Contao nachgeben sollte oder es doch lieber sein lassen und mich der Herausforderung Joomla stellen sollte. Ich habe mich schließlich dazu entschlossen, den Systemwechsel doch zum Thema zu machen, weil ich es neben dem ersten Implus aus verschiedenen Gründen für die richtige und langfristig erfolgversprechendere Lösung halte.

  • Contao kann mehrsprachige Websites problemlos und hat alles on Board, zusätzlich zu einigen Drittanbieter-Erweiterungen, die sich nahtlos integrieren.
  • Mitglieder und Mitgliedergruppen sind bei Contao kein Problem, weil auch on Board und allein schon die Mitgliederliste tut ihr Übriges.
  • Der Schutz von Seiten, vor allem eine zielgruppenorientierte Adressierung von Inhalten ist in Contao einfach nur elegant machbar
  • Über Suchmaschinenfreundlichkeit als Basis braucht man sich bei Contao so wunderbar keine Gedanken zu machen.

Es ist in diesem Fall also damit zu rechnen, dass die Integration der einzelnen Komponenten mit Contao (in diesem Fall also einfach eine Frage der Contao-Konfiguration plus einiger kleiner Drittanbieter-Helferlein) relativ zügig machbar sein sollte. Ein Pluspunkt? Natürlich kommt es auf die Erfahrung an, die man bereits mitbringt.

Es bleibt vor allem eines, das es im Vorfeld zu planen gibt: der Umzug eines bestehenden Systems mit - sagen wir - durchschnittlich vielen Inhalten (die Übersetzung der Inhalte und die Pflege dieser Übersetzungen ist ein separater Schritt). Da gleichzeitig so oder so eine Umstrukturierung der Inhalte notwendig wird, sehe ich kaum Chancen für einen automatisierten Prozess, dafür aber die Chance, mit einem aus HTML-Sicht technisch und semantisch einwandfreien System zu starten.
Dann wären da noch die verschiedenen Typen von Joomla-Usern. Auch die wollen umgezogen werden. Hier ist es je nach Datenmenge durchaus eine Überlegung, eine Routine zu schreiben, die  aus den Joomla Daten die nötigen Contao Daten erzeugt.

Ich freue mich jedenfalls auf diese Aufgabe und werde sicherlich über einzelne Schritte dieses Prozesses berichten.

 

Eine Antwort zum Beitrag “Hinterfragt: ein CMS-Wechsel”

  1. am 21 Aug 10 um 22:22 meint

    [...] sehr schönen Beitrag veröffentlicht Anne-Kathrin Merz auf Ihrem Blog. Auch wenn das gewählte System nicht das ist, das [...]

Auch was dazu sagen?