Berufliches Neuland

Seit heute bin ich, zumindest für die nächsten Wochen, Lehrerin. Für Mathematik in der fünften Klasse, an einer privaten Schule. Eine spannende Sache und eine Erfahrung mit dem Hintergrund, dass ich mir eigentlich schon seit Langem einen Quereinstieg ins Lehramt wünsche. Den -nebenbei- macht mir das Kultusministerum nicht so einfach. Wir sind in Bayern.

Lehrerin: das bedeutet natürlich in den nächsten Wochen straffes Programm. medanova darf nicht darunter leiden und ich habe derzeit wirklich einiges zu tun. Das lässt sich managen, - es ist nicht meine erste Gratwanderung.

Zeit und Engagement

Zeit hätten die Lehrer bis zum Abwinken, lautet ein Standardvorurteil. Und Engagement, das sollte natürlich eine angeborene Charaktereigenschaft des Lehrers sein und im Idealfalls 24/7 präsent, nur für die Schule versteht sich. Laut Vorurteil fehlt es daran aber dem “faulen Lehrer”. Idealismus und Kreativität gehören genauso dazu -landläufig haben die Lehrer das alles gar nicht mehr. Kein Problem - ich zeig der Welt, dass sogar ein Quereinstiegslehrer besser ist als deren Ruf. Ein hoher Anspruch - und da ich Idealistin bin, versuche ich diesem guten Vorsatz natürlich jederzeit gerecht zu werden.

Es dauerte nicht lange, nämlich exakt meinen ersten Schultag, da hatte ich noch ein bisschen mehr Respekt vor Lehrern- vor den richtigen und ganz normalen Lehrern, versteht sich, nicht vor dem vorurteilsbehafteten “faulen Lehrerpack”, das der Phantasie vieler frustrierter Mitmenschen entsprechen mag, das ich aber nicht kenne. Nicht, dass ich den nicht schon gehabt hätte, denn ich bin sozusagen “familiär vorbelastet” und fand die Vorurteile gegenüber Pädagogen schon immer weitestgehend unqualifiziert. Aber ich habe schnell gesehen, wie das in der Realität denn so ist und dass Nerven wie Drahtseile ganz vorteilhaft sind, wenn man allen gerecht werden möchte.

Nun aber weiß ich, was wirlich an zeitlichem Engagement nebenbei von Nöten ist. Das ist der Arbeitsaufwand außerhalb der Schule, der definitiv nicht zu unterschätzen ist, außer man bastelt sich mal schnell aus ein paar Vorlagen seinen Unterricht in Form von zusammengeklebten Arbeitsblättern. Do it Yourself ist stressiger. Möchte man dann auch noch Exen schreiben und muss dann korrigieren, wird es noch mehr. Das stelle ich mir jetzt schon recht spannend vor.

Und ich weiß, was es bedeutet, sich ein paar Stunden vor eine in meinem Fall noch relativ kleine Meute von Schülern zu stellen und bei der Gelegenheit noch “”was rüberzubringen”. Nein, die Kids sind lieb und nett, aber man selbst führt eben Regie- und das mit einer Menge Verantwortung. Toll, wenn da auch noch 11 oder 12jährige nach dem Unterricht zum Ratschen kommen und einem die Geschichten vom Wochenende erzählen. Das hat mich so richtig gefreut - fast eine Ehre, nach einem Tag.

Interessanter sind aber folgende Aspekte meines neuen Lehrerdaseins:

Der Computer

Das wichtigste Programm der letzten Tage: Word. Jetzt bastle ich Arbeitsblätter. Und mich packt die Verzweiflung: hier hätte man es dann gern etwas netter aufgebaut, die Grafik muss noch etwas nach rechts oben, die Tabelle hätte man da gerne noch neben… Und überhaupt stellt man fest, es wäre ganz toll, aus einem riesigen Ilustrationspool schöpfen zu können. Das, was ich so mit Word bastle, entspräche in der Webwelt wohl dem quietschbunten Etwas.

Zum Glück habe ich eine Reihe an interessanten Bookmarks, die mir, gerade was die Illustration betrifft, gute Dienste leisten- hier auch kein Problem mit der Lizensierung, denn education ist non-commercial. Plötzlich gewinnen übrigens auch riesige Iconsammlungen an Nutzwert.

Ehrlich gesagt, fühle ich mich mir selbst etwas fremd, als ich ich bei diesen ganzen Überlegungen ertappe. Ich nehme meine ganzen Vorurteile wieder zurück. Das Nutzungsszenario ändert sich eben mit den Aufgaben. Meinem (puristischen) Anspruch steht das hoffentlich nicht weiter im Weg…

Arbeitserleichterung

Es gibt kaum langweiligeres, als Aufgaben zu erfinden. Ich denke daher über einen Rationalisierungsprozess nach. Morgen beginnt meine Planung für den Aufgabengenerator mit einer Reihe von Vorgaben durch den Benutzer. Idealerweise integriert in Word oder einen anderen üblichen Textverarbeitungsprogramm - gerne auch Mac-tauglich. Angeblich gibt es hier auch Verlage, die sowas anbieten. Das wird meine gesamte Arbeit effizienter gestalten - insbesondere kann ich so ohne viel Mehraufwand verschiedene Aufgaben in verschiedenen Levels erstellen.

Meine Geschichten über Primzahlen beispielsweise und anderen Spaß mit Mathematik wird das aber wohl kaum betreffen, hier muss ich immer noch fast alles selbst machen. Das macht aber gerade den Reiz aus. Ich hoffe, der Funken sprüht auch zu den Kindern über. Der Spaß soll auf keinen Fall zu kurz kommen.

 

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