Darfs ein bisschen Tabelle sein?

Mal so zwischendurch: mein persönlicher Anspruch hinterfragt und gleich die Antwort auf die Frage: natürlich nicht!

Dass ich jemals einen Artikel über Tabellenlayouts schreiben würde, hatte ich ehrlich nicht gedacht (denn ich muss gestehen, ich kann mit Tabellen nicht layouten), aber nach einer kurzen Diskussion, die ich heute geführt habe, dachte ich, es wäre an der Zeit, ein altes Thema wieder aufzugreifen, das offenbar immer noch nicht so verständlich ist.

Beides habe Vorteile…

Es ging um CSS. Im Lauf der Diskussion zur Lösung eines Layoutproblems meinte mein Gegenüber, beides - sowohl Tabellen als auch das Handling über DIVs und CSS- habe seine Vorteile. Und es sei eine alte Grundsatzdiskussion. Das stand dann so im Raum und es traf mich fast wie ein Blitz.

Da ich Tabellen aus semantischen Gründen, aus Gründen der Usability oder “Suchmaschinenoptimierung” als Layoutbasis… und auch, weil ich sie einfach zu starr finde, persönlich nichts abgewinnen kann, wusste ich darauf wenig zu entgegnen (außer eben jenen bekannten Argumenten). Nun frage ich mich, wo denn nun die Vorteile der Tabelle liegen? Bin ich in meinem “Float-Wahn” vielleicht schon ein wenig verbohrt und will gar nichts anderes mehr sehen? Bin ich unter die “CSS Junkies” gegangen, die einem Spleen erlegen sind? Bin ich penibel und kleinkrämerisch, wenn ich protestiere, eine Tabelle würde ich nicht unterstützen? Oder ist es legitim, auch mal schnell den Tabellenworkaround einzusetzen?

Ich würde all diese Fragen mit einem klaren Nein beantworten, denn das alles ist meine Arbeit, mit der ich mich gerne jederzeit guten Gewissens identifizieren möchte.

Tabelle sein oder nur so tun als ob

In den vergangenen Tagen ist ja einiges über die mit dem Internet Explorer 8 auch von Microsoft supporteten display Options der Form display: table oder display: table-cell geschrieben worden, beispielsweise bei .

Auch hier bin ich schon skeptisch, aus verschiedenen Gründen:

  • wir werden auch zu Zeiten von Internet Explorer 8 und anderen modernen Browsern noch jahrelang Altlasten mit uns ziehen. Dies bedeutet eigentlich zweigleisig zu fahren und damit ein Mehraufwand bei der Browserkompatibilität, die aber nicht auf den Kunden weiterzugeben ist. Da hilft als Gegenmaßnahme höchstens noch die Abkehr vom IE6 (und anderen?), von der ich persönlich jedoch nicht überzeugt bin
  • Tabellenlayouts tragen ein bisschen die Gefahr dessen, was uns eigentlich auch diverse Framelösungen eingebringen: man “biegt” das irgendwie so hin. Mit einem Werkzeug, das mit Hilfe von display:x aussieht und tut, als sei es eine Tabelle, ist die Gefahr relativ groß, die Grenzen des Machbaren zu verkennen und CSS als eine “total simple Sache” abzutun

Ich bin mir nach diesen ganzen Überlegungen nicht sicher, ob ich nicht doch andererseits schon völlig gefangen bin in meiner eigenen CSS Philosophie (auch da hat jeder seine eigene, beispielsweise float vs. position etc.) und daher nicht nur den Tabellen per se sondern auch dem “Tabellen-Fake” skeptisch gegenüber stehe (ersteres mit voller Überzeugung).

Einfach mal kurz festgehalten: Tabellenlayouts haben keinen Vorteil, außer der Tatsache, dass die Positionierung weniger Probleme bereitet. Ich meine an dieser Stelle in erster Linie echte Tabellen, aber eigentlich stelle ich mir die Frage auch für die über display als Tabelle dargestellten Elemente, da ich hinter einem Layout meist etwas Verschachteltes sehe, was im übertragenen Sinn der col- und rowspan Variante entspricht…

CSS gelernt

Ich habe übrigens vor Jahren CSS gelernt, indem ich mich nach einigen eher nervenden Anfängen mit Dreamweaver an Eric Meyers Buch gesetzt und es Seite für Seite durchgearbeitet habe. Das war ein teils langweiliger, jedoch sehr effektiver Prozess, der mich sofort auch auf die wichtigen Websites zum Thema gebracht hat - ein guter Einstieg damals und auch heute noch im Zweifel ein Ressourcenpool, den ich nicht missen möchte. Heute mache ich meine HTML und CSS Files meist mit einem schlichten Texteditor.

Für mich war aus bekannten Gründen, die unter anderem natürlich auch Meyer nennt, immer klar: eine Tabelle kommt mir nichts ins Layout HTML. Ich habe keine Sekunde darüber nachgedacht und so ist das bis heute geblieben. Meine Layouts bleiben tabellenfrei. Für mich persönlich ist das ein völlig selbstverständlicher Anspruch, von dem ich allerdings bisher nicht angenommen hatte, dass er etwas besonderes sei. Muss ich heute noch damit anfangen, das zu hinterfragen? Ich meine nein.

Qualität kann keine Grundsatzfrage sein. Und für mich ist die Frage nach den Tabellen schon immer eine Qualitätsfrage gewesen, über die ich eigentlich kein Wort verlieren möchte.

Über das Für und Wider der display:table Variante diskutiere ich gerne, das wiederum ist eine andere Sache. Wenn man das übrigens im Gridmodell sieht, bekommt es wieder eine ganz andere Note.

 

2 Antworten zum Beitrag “Darfs ein bisschen Tabelle sein?”

  1. am 01 Nov 08 um 16:08 meint

    Als ich vor ein paar Jahren angefangen habe, hatte ich das Glück einen älteren und weisen Freund zu haben der mir meine Tabllen, Frames und Javascript Rollovers schnell austrieb. Doch schauen wir einmal auf die möglichen Entwickler, Desginer und Kreativmenschen von morgen.

    Ich studieren Communication and Multimediadesign und wie sieht da die Seite von meinem “Computertechnikprofessor” aus? Tabellenlayout vo 1998. Mit welch einem Beispiel geht er vorran?

    Zum Leistungseinstufen mussten wir verschiedene Aufgaben lösen. Unteranderem eine Tabelle in Html schreiben und dann seine Seite “nachbauen”. Die Aufgaben folgten auf einander und waren so gestellt, dass man den Eindruck bekam - Mit Tabellen könne man gut layouten. Es kam mir vor wie ein falscher Film. Kurzer Hand brachte ich meinen Kommilitonen ein bisschen Html und CSS bei. So wie es aussieht werde ich dazu auch ein Seminar geben.

    Sollte aber nicht eine gewisse Aktualität vom Professor zu erwarten sein? Schrecklicher Zustand.

    Auf die kommende Entwicklung darf man sehr gespannt sein, ob nun browserseitig oder entwicklerseitig. Tabellen sind für tabellarischen Inhalt und ein display: table ist für eine Tabelle. Punkt :D

  2. am 01 Nov 08 um 16:18 meint

    Anne-Kathrin

    Den Aspekt finde ich exzellent! Ich habe es während meines Studiums oft ähnlich erlebt. Ja sogar so, dass Studenten den Dozenten noch etwas beibringen konnten, nämlich, was eigentlich State of the Art ist (und das ist im Bereich Neue Medien tendenziell weniger das 5 Jahre alte Lehrbuch, das im Regal verstaubt).

    Die Innovationen an den Hochschulen scheinen an anderer Stelle oder mit anderen Prioritäten stattzufinden (tun sie auch…), manches Althergebrachte wird da leider nicht hinterfragt.
    Allerdings würde ich die Hoffnung nicht aufgeben: es kommen neue Generationen nach!

Auch was dazu sagen?