Statistische Kompetenz

Einen interessanten Artikel, auf den ich unbedingt hinweisen möchte, habe ich gerade gelesen. Genauer gesagt ein Paper im Journal Psychological Science in the Public Interest:


Gerd Gigerenzer et al. (2008)

Interessant und wichtig für mich, wenn es um Beratung hinsichtlich klinischer Studien oder deren statistische Auswertung geht.

Bereits vor einiger Zeit habe ich mich mit dem Thema Statistik auseinander gesetzt.  Die Aussagekraft von Zahlen, wenn sie denn nur so im Raum stehen, die gelegentliche Unmöglichkeit einer gelungenen Interpretation (im positiven Sinn) - und dann auch das Nicht-Wissen um statistische Fakten und Zusammenhänge. Alles ja irgendwie Faktoren, die es schwierig machen, Informationen (und das muss nicht zwangsläufig medizinische Information sein, nur hier zeigen sich die Probleme für den Laien eben besonders eklatant) überhaupt einordnen zu können. Gigerenezers Paper ein passendes Fundstück dazu.

Gigerenzer et al kommen zunächst mit interessanten Beispielen, die zu massiven Fehlinterpretationen und damit fatalen Folgen geführt haben. Er beschreibt anhand von Beispielen, wie es eigentlich um das statistische Wissen von Patienten, Journalisten und Ärzten bestellt ist. Es folgen Überlegungen zur Beurteilung medizinischer Fachinformationen sowohl in Werbung als auch in Flyern und im Internet. Besonders interessant aber ist der abschließende Teil, in dem die Autoren Lösungen vorschlagen, wie dieses “statistische Defizit” bereits von der Schule ab in den Griff zu bekommen sei.

Ein zugegeben nicht ganz einfach zu lesender, englischsprachiger Artikel mit interessanten, teilweise auch erschreckenden Fakten und vor allem gelungen gewählten Beispielen, die einen nach eingehender Lektüre sicher kritischer über die ein oder andere Statistik denken lassen. - Keine Angst, man braucht dafür keinerlei tiefere mathematische Kenntnisse.

Lesenswert - nicht nur für Mediziner, nicht nur für Wissenschaftler. Gerade das Internet ist ein wichtiges Informationsmedium, bei dem kritischer Blick gefragt ist, weil so viel unzureichender Mist geschrieben wird oder anders und etwas positiver: Fakten nur unzureichend dargestellt werden und damit einen vollkommen anderen Fokus bekommen. Wenn es um so wichtige Informationen wie Gesundheitsthemen geht, ist das  noch drastischer.

 

Auch was dazu sagen?