Joomla: Die Kategorisierung von Inhalten

Eine interessante Frage wurde dieser Tage von Andrew Eddie über Twitter aufgeworfen: Wie wäre es, wenn man Bereiche und Kategorien beiderseits hierarchisch als Baum organisiert, wobei ein Artikel in genau einer Section, aber mehreren Kategorien platziert werden darf. Die wurde auf das offizielle Joomla Forum verlegt.

Erst klingt das alles etwas komisch, auf den zweiten Blick aber, ohne Fokus auf die dann meines Erachtens recht irreführenden Benennungen, macht das durchaus Sinn.

Ich hatte mir vor längerer Zeit Gedanken gemacht über die Nutzung von Kategorien und Tags in Wordpress. Die Diskussion ist ja nicht neu. Manch einer befindet, es brauche überhaupt keine Tags (darunter vor allem die, die mit der Tagwolke nichts anfangen können). Manch einer ist eher der “Belabeler”, der alles in eine Kategorie packt und sich ansonsten mit dem Post-It Notes Prinzip behilft.

Wie man es auch dreht und wendet oder interpretieren mag: eigentlich ist die Sache, so wie sie in Wordpress gehandhabt wird, doch ganz flexibel. Ich beispielsweise bin dazu übergegangen, jeden Artikel in genau eine Kategorie zu packen und ihn dafür lieber mehrfach zu vertaggen. Redundanzen zwischen Kategorie und Label empfinde ich dabei nicht unbedingt als erstrebenswert, aber auch nicht als Drama.

Wer neu anfängt und ein genaues Konzept seiner Inhalte schon mitbringt, kann darauf achten, dass genau dieser Fall nicht eintritt. Im Blog sehe ich da ein gewisses Problem. Allgemein ist es sicherlich sinnvoll, die Kategorien relativ allgemein zu halten, um die Spezialisierung über die Labels vorzunehmen. Beispielsweise Kategorie “CMS”, Labels “Joomla”, “TYPOlight”… Wenn die Sache zu wachsen beginnt, wirds komplizierter. Vielleicht auch irgendwie lockerer!? ;-)

Bevor nun Vewirrung aufgrund unterschiedlicher Terminologien entstehen sollte, nun zur potenziellen Neukonzeption für Joomla 1.6:

Andrew Eddie schlägt genau dieses Konzept vor. Ein Vorschlag, der Joomla um einiges flexibler machen könnte.

Bisher galt: ein Artikel kann genau einer Kategorie zugewiesen werden, die wiederum in genau einem Bereich liegen darf. Nicht mehr, nicht weniger. Die einen stritten um die Mehrfachzuweisung, die anderen regten sich über mangelnde Flexibilität auf. Alles in allem war aber genau das auch der Kasus knacksus, wenn es darum ging, sich überhaupt der Seitenstrukur wie auch dem Aufbau des Templates zu nähern. Man musste und muss manchmal schon extrem übers Eck denken und die passenden Erweiterungen einsetzen, um hier und da das passende Highlighting oder das passende Templatekonstrukt zu ermitteln.

Viele Seiten die ich gesehen habe, haben sich, um dieses Dilemma zu umgehen und nicht weiter nachdenken zu müssen, einfach darauf beschränkt, mit einem Bereich zu arbeiten, in den sie alle Kategorien gepackt haben oder aber gleich mit “statischem Content”. Folge davon ist natürlich die Forderung nach “mehr Flexibilität”. Im Prinzip aber haben sie damit den ersten Schritt schon getan.

Der Vorschlag von Andrew Eddie wäre in mehrerlei Hinsicht richtungsweisend:

  • ein Schritt weiter hinsichtlich der Wiederverwendbarkeit von Inhalten
  • flexiblere Navigationskonzepte
  • Vereinfachung der Gesamtstruktur
  • intuitiveres Handling

Der Vergleich mit Wordpress und Drupal (mit dem ich nicht so viel am Hut habe, daher kann ich dazu weniger etwas sagen) ist naheliegend und wird natürlich auch angesprochen. Gut, - scheint sich einiges bewährt zu haben.

Das einzige, was mir etwas schleierhaft scheint, ist der Wunsch nach einer hierarchischen Anordnung von Kategorien (sprich den Labels oder Tags oder wie auch immer man das Konzept nennen mag). Da man das aber ja offenbar nicht machen muss, dafür aber an Ordnung gewinnt, kann man das gerne “mitnehmen”.

Es müsste noch eines überdacht werden: die Umbenennung der Konzepte “Bereich” (=Section) und Kategorie. Kategorie gefällt mir noch ganz gut (”ich steck das mal in die Kategorie…”), ist aber semantisch durch Wordpress als das von Joomla neu gedachte Section Konzept vorbelegt und könnte daher terminologisch zu Problemen führen. Section gefällt mir gar nicht, ebenso wenig Bereich. Scheint aber auch alles irgendwie kulturabhängig und eine Frage der Gewohnheit zu sein.

Eines noch: Wordpress empfinde ich in dieser Hinsicht als so schön simpel und unkompliziert. Es ist wunderbar, das Gefühl zu haben, ein bisschen nach Lust und Laune “machen zu können”. Ohne die quälende Frage im Hintergrund, ob es Alternativen gegeben hätte, was denn nun der beste Weg ist und so weiter… Wenn davon was nach Joomla rüberschwappen würde, fände ich das prima.

Alles in Allem lässt das, was ich nebenher so über Joomla 1.6 mitbekomme, darauf schließen, dass sich einiges ändern wird. Vielleicht der erste Schritt, Joomla so richtig aus seinen Kinderschuhen herauswachsen zu lassen. Eine spannede Sache. Vielleicht werde ich ja doch eines Tages wieder glücklich damit!?

Ach ja, eigentlich wollte ich das Ganze auch dort im Forum unterbringen - und muss mich dann wohl mal ans Übersetzen machen.

 

12 Antworten zum Beitrag “Joomla: Die Kategorisierung von Inhalten”

  1. am 11 Mrz 09 um 13:34 meint

    Das ist doch schon wieder der Joomla-typische Ansatz, einmal gemachte Fehler irgendwie wieder gerade zu bügeln. Wozu denn überhaupt Sektionen und Kategorien? Also wozu überhaupt diese Einschränkungen? In MODx zum Beispiel organisiere meine Inhalte wie ich möchte. Ähnlich der Ansicht im Windows Explorer bestimme ich selbst wie ich Dokumente und Ordner anlege und in wie vielen Ebenen strukturiere. Möchte ich Dokumente an verschiedenen Stellen im Menü anzeigen erstelle ich einen so genannten Weblink, der im Menü dann auch denselben Link hat wie die eigentliche URL des Dokuments. Somit keine Probleme mit duplicate Content wie in Joomla (früher zumindest, Stichwort menuid).

    Naja, bin gespannt was das wieder wird….

    Gruß Marc

  2. am 11 Mrz 09 um 19:09 meint

    Hallo Marc, Du auch hier ;-)

    Ich kann sowieso nicht verstehen, wieso dieser Schwachsinn in 1.5 übernommen wurde. Dabei ist es m.E. so einfach: man nehme eine Cross-Reference-Tabelle, in der alle Hierarchien, Folger und Vorgänger (auch doppelt vergeben) angelegt werden (ähnlich den Virtuemart-Kategorien) und lässt das ganze über ein Plugin auslesen. Dann hat man eine Standardvariante, die über den Austausch des Plugins beliebig erweitert und verändert werden kann.

    Ein netter Nebeneffekt ist noch, dass man z.B. Views mit Ebenen in der Hierarchie verknüpfen könnte und so sehr einfach unterschiedliche Seitenlayouts erzeugen könnte.

    “Aber wenn man nicht alles selber macht…” ;-)

    Thomas

  3. am 11 Mrz 09 um 19:23 meint

    Anne-Kathrin

    Ist doch super, ich bring hier die Joomla Skeptiker und Joomla Fans zusammen :D

  4. am 14 Mrz 09 um 11:41 meint

    Holger

    Genau dieses bekloppte Konzept war einer der Gründe, warum ich mich 2005 ganz schnell wieder von Joomla entfernt habe.

    Dazu kamen:

    • dieser nichtsemantische und invalide Tabelleninhaltsklumpen, der vom System ausgespuckt wird
    • ein fast nicht vorhandenes feingranulares Rechtesystem
    • keinerlei SEO-URLs
    • die Qualität der Erweiterungen (Sicherheit, Konzept und Code)

    Fast alles, was generell sinnvoll und gängig ist, musste/muss man bei Joomla über Erweiterungen und Corehacks nachinstallieren.

    Und jetzt lese ich (3.5 Jahre später), dass im Moment diskutiert wird, einige von den Dingen mit Joomla 1.6 einzuführen - das ist völlig absurd.

    Ich muss leider sagen, dass dieser technische Schrotthaufen in keinster Weise die Popularität verdient hat, die er geniesst. Im professionellen Bereich schon gar nicht…

  5. am 14 Mrz 09 um 13:31 meint

    Anne-Kathrin

    Tja, das klingt ziemlich hart… ;-)

    Andererseits waren das mit Gründe für mich, dem Ganzen den Rücken zu kehren.
    Thomas macht sicher tolle Sachen mit Joomla, aber ich weiß, dass vieles davon sehr viel mit Individualanpassung zu tun hat.
    AnFrameworks -wenn man es schon selbst machen möchte oder anpassen muss- gibt es wahrscheinlich interessantere Alternativen als Joomla

  6. am 14 Mrz 09 um 15:52 meint

    Holger

    Ja, das kann man sicher. Ich habe 2 kommerzielle Projekte mit Joomla gemacht und da auch so lange geschraubt, bis das Frontend tabellenlos und die URLs schön waren.

    Leider überlebt so ein fragiles Gebilde keines der teilweise notwendigen Sicherheits-Updates. Und spätestens hier muss man sich fragen, ob es Sinn macht, aus einem Dreieck ein Viereck zu bauen, wenn es schon eine Menge Quadrate in Form von freien und kostenpflichtigen Mitbewerbern gibt.

    Von den Frameworks mal ganz abgesehen :=)

  7. am 14 Mrz 09 um 17:25 meint

    Hallo,

    ich will hier keinen Streit anzetteln - und perfekt ist Joomla ganz sicher nicht, aber “Ich muss leider sagen, dass dieser technische Schrotthaufen in keinster Weise die Popularität verdient hat, die er geniesst. Im professionellen Bereich schon gar nicht…” ist eine Aussage, die freundlich gesagt sehr subjektiv ist.

    Es ist eine konzeptionelle Entscheidung (und aus meiner Sicht keine schlechte), nur das in das Core-System zu packen, was unbedingt rein muss. Alles weitere kann über Extensions gemacht werden.

    Was nun “unbedingt rein muss” beurteilt sicher jeder anders. Klar - ein besseres SEO-Konzept und ACL wünschen wir uns alle. Auch die Section/Category-Beschränkund nervt. Aber es ist mir lieber, ich kann aus 5 Varianten (Extensions) für eine benötigte Funktionalität wählen als mich mit einer Hartkodierten CMS-Vorgabe abzufinden. Und (das mache ich tatsächlich und verdiene damit Geld) ich habe immer noch die Möglichkeit, selber eine Extension zu programmieren.

    Dazu muss man sagen (und dass wirklich ohne Arroganz) wer sich ernsthaft mit dem J1.5 Framework auseinandersetzt kann mir nicht wirklich erzählen, dass er in der täglichen Arbeit den “Corecode hacken” muss. In 99% alle Hack-Fälle, die ich in Foren oder bei Kunden sehe, ist mangelhaftes Know-How des Programmierers der Grund für den Hack. Wir machen wirklich sehr spezielle Dinge mit Joomla (und Virtumart) und unsere Kunden könne alle Patch-Pakete ohne Probleme einspielen.

    Diese Aussagen werden hartnäckig verbreitet (genauso wie “Virtuemart eignet sich nur für kleine Shops” - wir haben ausreichend Gegenbeispiele) und ich frage mich, warum wir (fast) nie diese Probleme haben?!?

    Sorry Holger, aber ich konnte nicht anders. Jedes CMS hat irgendwo seine Schwächen… Und mit Joomlas Schwächen kann ich im Moment noch sehr gut leben.

    Übrigens: bei packt-publishing gibt es zwei gute Bücher über Joomla-Development und in Deutsch erscheint Ende April auch ein Entwicklerhandbuch.

    Thomas

  8. am 14 Mrz 09 um 17:39 meint

    Anne-Kathrin

    Ich bin immer noch der Überzeugung, dass es gelungene, sehr flexible Frameworks gibt, die wahrscheinlich leistungsstärker sind als viele CMS - nicht speziell Joomla.
    Aber warum sich nicht einfach eine gelungene Basis aussuchen? Noch besser, wenn man schon eingearbeitet ist…

    Thomas hat diesbezüglich vor einiger Zeit das beste Argument schlechthin gebracht:
    Das Knowhow ist unbezahlbar.
    Und das war und ist für mich eine Überlegung, wenn es darum geht, Joomla den Rücken zu kehren.
    Wenn man weiß, wo man hinfassen muss, ist vieles nicht sonderlich problematisch.

    Was ich übrigens immer schon problematisch fand, wenn es um Joomla ging, war dieses Mapping Layout/Seitenarchitektur. Da macht es einem diese Section/Category Geschichte nicht leichter…

    Ach je, verbindet mich eine Hassliebe zu diesem Ding :-)

  9. am 14 Mrz 09 um 18:46 meint

    Holger

    Thomas, Du musst Dich nicht für Deine Meinung entschuldigen :=) (ohne Ironie gemeint).

    Im professionellen Bereich sind solche Entscheidungen immer auch strategischer Natur. Es geht aus Entwicklersicht um Flexibilität, um Skalierbarkeit, um Sicherheit, um Deploymentfähigkeiten etc..

    Wer hat schon die Zeit, ständig Systeme zu evaluieren, sich permanent mit APIs und neuen Konventionen zu befassen? Schliesslich muss man ja auch mit den Brot-und-Butter Werkzeugen regelmäßig Geld verdienen.

    Jedoch gibt es neben Joomla Systeme, die solch elementaren Dinge wie taxonomische Strukturen und ein granulierbares Rechte-/Rollensystem ausgereift und fertig als Modul oder Corefunktionalität entwickelt integriert haben. Sprechende URLs sind im MVC-Zeitalter ebenfalls Standard geworden.

    Warum soll man dann anfangen, diese Sachen selber zu entwickeln? Klar ist es immer interessant und macht Spass - allerdings bin ich mittlerweile im täglichen Projektstress froh, dass es Systeme gibt, die bestimmte Dinge zu 100% ohne Fremdfunktionalität oder eigenes Eingreifen abdecken und ich mich auf andere Funktionalitäten konzentrieren kann.

    Und das ist meine Crux mit Joomla bzw. dessen Konzept: Woran soll man ein System bewerten, wenn nicht an den nicht bzw. nur rudimentär vorhandenen Basisfeatures?! Spezielle Erweiterungen sind “nice to have” aber nicht notwendig, die Basis sollte jedoch stimmen.

    Und zum Stichwort “Erweiterungen”: Gerade Joomla ist durch schlecht programmierte Erweiterungen so dermassen im Exploit-Dauerfeuer, dass man gar nicht umhin kommt, ständig auf der Hut zu sein. Obwohl… vor kurzem gab es ja sogar einen Core-Exploit (Remote Admin Change Password).

    Mir sind das einfach zu viele Defizite auf einmal, als dass ich das Konzept dahinter für gut befinden kann.

  10. am 14 Mrz 09 um 19:28 meint

    Hallo,

    gut, das mögen unterschiedliche Ansätze und auch unterschiedliche Arbeitsbereiche sein. Wir erstellen fast keine Seite, bei der wir nicht programmieren. Wir sind also in erster Linie nicht die Ansprechpartner, die dem Kunden das CMS einrichten, sondern immer diejenigen, die etwas Spezielles programmieren. Und da schätze ich das, was Joomla bietet: ich komme an fast alles irgendwie ran, ohne den Core zu verändern.

    Dazu habe ich ein weit verbreitetes CMS mit vielen Optionen, Büchern und DVD’s, die mein Kunde lesen und schauen kann und - nicht zuletzt was Anne-Kathrin schrieb - kenne ich es wie meine Westentasche.

    Die vielen Dummen (!) Extension-Schreiber kann ich auch nicht verhindern - die gibt’s kostenlos dazu. Aber diese Probleme haben die meisten erweiterbaren Systeme. Man sollte sich (nicht nur bei Joomla) Gedanken um eine wie auch immer geartete Sandbox machen, die es der Extension nur über definierte Schnittstellen erlaubt, mit der Aussenwelt in Kontakt zu treten… Microsoft Labs haben hierzu eine ganz interessante Seite ins Netz gestellt:

    So, Ich geh jetzt Pokern und muss noch mein “Full-House-Plugin” installieren ;-)

    Thomas

  11. am 14 Mrz 09 um 21:41 meint

    serk

    Ganz klar, wer so redet wie Holger hat sich sicher irgendwann mal mit Joomla! 1.0 beschäftigt, seitdem seine Meinung und in die Version 1.5 nichtmal richtig rein geschaut.

    ACL und Kategorieaufbau brauchen wir nicht drüber reden, ist verbesserungswürdig. Aber alles andere passt doch super. Auch Tabellenfreiheit ist möglich wenn man das will und du musst dazu nicht an den Core ;)

    Was Seo und andere Funktionen betrifft, bin ich der Meinung, dass ein CMS ansich, also der Core so schlank wie möglich gehalten werden sollte. Alles andere sollte es per Extensions geben, wer sagt, dass es vom Coreteam keine Extensions geben könnte.

    Beste Grüße,
    Yannick

  12. am 14 Mrz 09 um 21:57 meint

    Anne-Kathrin

    Das ist ein wirklich wichtiger Aspekt, finde ich.
    Warum nicht ein schlankes Basissystem…
    Ich habe ja übrigens, nach einer Lobhudelei von Andrew Eddie, irgendwann in den Raum gestellt, ich sähe es unter anderem als eine Aufgabe, sich auch mehr um die Qualität von Drittanbieter Erweiterungen zu kümmern.
    Man war da nicht so 100% meiner Meinung.
    Aber über 4000 AddOns machen es nicht leichter, die richtige Auswahl zu treffen, nicht alles ist gut und das Vertrauen in die Software könnte deutlich steigen.
    Klare Schnittstellen - und alles wäre gut, oder?!?! ;-)

    J 1.5 hat jedenfalls deutlich zugelegt. Unter anderem was Tabellen betrifft. Auch wenn contentpaneopen nicht glücklich macht ;-)

Auch was dazu sagen?