Andere Aufgaben des Webworkers

Es gibt einige Aufgaben, die gelegentlich genauso zum Webdesign gehören wie Entwürfe, Seitenarchitekturen, Designs, HTML und CSS Coding, das Aufsetzen eines Content Management Systems, Marketing… und (stellt Euch eine endlose Liste vor).

Der Webworker, der Webdesigner: sie alle brauchen mehr Skills als nur das reine Handwerkszeug und sollten wahrscheinlich auch mehr Zeit genau dort investieren…

Ich habe viel gelernt in den letzten Jahren. Ein allgemeines Fazit könnte sein: wir sind (nicht immer, aber oft) Lichtjahre weit weg von unseren Kunden.

Das Handwerkszeug - und das ist eine Menge, da sind wir uns einig, insbesondere, wenn wir up to date bleiben wollen- ist erlernbar. Schwieriger wird es da eher mit der Zeit, die das up to date bleiben, verschlingt. Blogs lesen, neue Trends erkennen, neue Frameworks ausprobieren, neue Tools testen, Designspielereien und so weiter. Eine Gratwanderung oder der Wettlauf gegen die Uhr. Jeden Tag.

Wichtiger aber sind die Kunden. Service und Usability fangen beim Kunden an. Kunden sind ebenso wie Projekte individuell. Insbesondere aber klaffen Kenntnisstände und die Erwartungen der Kunden sowie die Anforderungen an Projekte.

Anforderungen werden mehr. Wer heute im Internet Erfolg haben will, wird sich schnell verabschieden von der schnellen Standardlösung. Er wird Strategien finden wollen (und auch brauchen!), um sich in den Massen zurecht zu finden, zu etablieren, vor allem zu halten und sich von der Konkurrenz abzuheben.

Für viele Kunden ist die eigene Website der erste Schritt ins Internet, abseits vom Checken der eigenen Email und der Buchbestellung bei Amazon. Als Konsument im Internet, das bedeutet noch lange kein Feeling für die eigene Problemstellung.

Die Nutzung eines Computers “für den Hausgebrauch” bedeutet noch lange nicht, dass man zugleich das Knowhow mitbringt, die Pflege einer Website aus dem Stegreif hinzubekommen. Und da fängt ein weiteres Problem an…. Der Webdesigner: ohne ausgereifte “social skills” (welch entsetzliches Wort, aber mangels Alternative nenne ich es mal so) heute eigentlich vollkommen aufgeschmissen, oder?

Da geht es um…

Da geht es gelegentlich darum, mit der Mär des guten Internets aufzuräumen. Mit Googles Platz 1 beispielsweise, den es eben pro Suchanfrage immer nur einmal gibt - olympisch geht es da nicht zu.
Es geht darum, wirklich machbare Marketingstrategien zu entwickeln, die zum Kunden passen (und zwar zum Kunden als Persönlichkeit, als Mensch).
Da geht es darum, erstmal rudimentär zu erklären, was HTML (nicht) ist und manchmal auch, wie Word wirklich funktioniert.
Da geht es um die Grundzüge der Bildbearbeitung und dem Erklären dessen, was alles nicht möglich ist.
Da geht es auch manchmal um Emailkonfigurationen oder um Einstellungen von Rechnern.
Und da geht es meines Erachtens auch darum, Selbstständigkeit zu fördern.

Immer noch - erzählt mir was Ihr wollt, liebe Kollegen- wissen viele nicht, auf was sie sich “einlassen”. Sie haben eine Erwartungshaltung an das, was Internet heißt, sie haben eine meist zu hohe Erwartungshaltung an Software (das ist alles, was Probleme löst, die man vorher nicht hatte?) und “Systeme” (eine Steigerung des Softwaregedankens in Richtung eierlegender Wollmilchsau?). Sie wissen ihren eigenen Kenntnisstand zwar einzuschätzen, aber sie kennen das Ziel und die Messlatte (so es denn eine gibt) nicht.

Ich finde es nicht nur wichtig, sondern auch spannend, sich genau darauf einzulassen. Abseits jeglichen Projektzeitplans. Der wird sowieso irgendwie etwas anders, wenn sich die ein oder andere Frage auftut, die sich vorher gar nicht gestellt hat, nicht stellen konnte, weil eben so viel nicht klar war. Und es gibt viele Fragen, mit denen man Kunden nicht allein lassen kann und darf.

Manchmal erfordert das eine Menge Nerven, manchmal macht es richtig Spaß - wie immer eben. Ich stelle fest, dass mit der Komplexität des Gesamtthemas “Internet” auch die Fragen zunehmen, die Klüfte größer werden und damit die Aufgaben des “reinen Webdesigns” (was das sein möge, das wäre wohl einen eigenen Artikel wert) immer mehr davon durchzogen sind, einfach technische oder auch ganz generelle Verständnisfragen zu klären. Ließe es sich zeitlich etwas besser kalkulieren, wäre das natürlich fein…

Mir geht genau dieser Aspekt etwas zu sehr unter…

Wir reden von Web 2.0, wir frotzeln ein bisschen über die, die sich fragen “Was ist ein Blog?” oder “Twitter, hä?”. Wir stellen Pläne auf, wie man gelungen Projekte plant und durchzieht. Wir planen Marketingstrategien. Nur eines vergessen wir vor lauter Best Practices und Usability gerne: passt das Ganze eigentlich zum Kunden? Wer ist eigentlich der Kunde, welche Person steckt dahinter?
Und: Wie machen wir ihn startklar fürs Internet?

 

Auch was dazu sagen?