Ein paar gute Gründe, ein Projekt zu Ende zu bringen

Manchmal ist es wie verhext. Kaum sind alle Anforderungen zusammengesucht und Konzepte festgeschrieben, kaum hat das Projekt begonnen, Projekt zu werden, kommen neue Anforderungen. Und kaum hat man diese neuen Anforderungen in den bisherigen Rahmen integriert, kommen die nächsten Anforderungen.

Ein Glück mag da der ein oder andere sagen,  - ein Projekt mit solch flexiblem Budget sei doch ein Traum. Ja. Jein. Trotzdem gibt es gute Gründe, ein Projekt zu Ende zu bringen (auch ein solches) und das für beide Seiten. Feature Request Stop!?

  1. Spätere Anforderungen entspringen oft nicht einer Notwendigkeit, sondern spontanen Ideen
  2. Zusätzliche Features zu integrieren kostet Zeit und Geld - je später sie kommen, desto mehr
  3. Neue Wünsche führen gerne dazu, das System inhomogener werden zu lassen
  4. Die Änderung der Funktionalität erfordert im Prinzip mit jedem Schritt eine Anpassung sämtlicher Projektpläne
  5. Testphasen werden entweder ganz ausgelassen oder nur unzureichend durchgeführt

Soweit zum ziemlich offensichtlichen Teil. Die Folgen sind auch klar:

Die Ideen werden mit zunehmener Euphorie mehr, die Warnungen hinsichtlich der Projektlaufzeit zunächst in den Wind geschrieben. Natürlich soll alles sofort fertig sein, gute Ideen gilt es schließlich sofort umzusetzen, das ist menschlich. Daher braucht es auch keine Dokumentation oder die Zeit dafür fehlt schlicht und einfach. Die schnelle Implementierung führt wiederum dazu, das System im Zweifel zu einem Flickwerk werden zu lassen. Ob es wirklich überall so tut, wie es tun soll, kann kaum mehr beurteilt werden. Ein Teufelskreis entsteht dann, wenn parallel immer neue Ideen und Wünsche einfließen.

Die Probleme betreffen aber nicht nur die Software und das System, sondern auch alle Beteiligten:

  1. Ursprüngliche Ziele geraten immer mal wieder ins Hintertreffen
  2. Euphorie und Frustration wechseln sich in regelmäßigen Abständen ab
  3. Der Durchblick lässt nach, während das “Chaos” eher zunimmt
  4. Das Ziel, mehr Effizienz zu erreichen, ist zunächst mehr als in Frage gestellt
  5. Die Motivation sinkt mit der Projektdauer

Oder ganz kurz und knackig: es wird im Zweifelsfall nicht besser…

Ob das Projekt so noch durchführbar ist, bleibt offen. Oft wäre da sogar der Cut mit gelungenem Neuanfang fast geschickter -wenn gar nichts mehr geht. Ansonsten Fertigstellung wie geplant. Wünsche und Ideen gemeinsam sammeln und nach Abschluss des Projekts noch einmal überdenken. Dann gelungen über eine weitere Version nachdenken. Einen gut strukturierten Neuanfang wagen.

Soweit vielleicht zum perfekten Projekt… Aber vielleicht wäre es auch ein bisschen langweilig, wenn immer alles so reibungslos funktionieren würde?

Die Verantwortung liegt wie immer beim Dienstleister, beim Auftragnehmer. Es ist die Kunst des “sanften Feature Request Stops” und die Begeisterung für die bereits zu Anfang festgelegten Funktionen, die nämlich im Allgemeinen  eine recht gute Basis bilden.
Die Anforderungen an ein Projekt sind vielfältig und umfassen mehr als die Funktionen einer Software.

 

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