Outsourcing der Technik hinter einer Website?

Ob Outsourcing eine Lösung wäre, lese ich heute. Von mir ein klares Nein. Nein. Ein klares Jein…

Klar, die Personalkosten machen den größten Teil von Betriebsausgaben aus. Trotzdem geht die Rechnung meines Erachtens nicht auf. Die Idee, zwar den Fullservice anzubieten, jedoch nur Bruchteile davon selbst zu beherrschen, führt nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen und geht dann im Zweifelsfall zu Lasten von Kunden und externen Dienstleistern.

Einige Überlegungen aus meiner Sicht als Webentwicklerin, speziell zum Outsourcing der Technik eines Internetauftritts.

Ich habe sie hinter mir, die Projekte, die ich für größere Marketingagenturen gemacht habe. Vorwiegend Websites und Technik. Meine Erfahrungen sind größtenteils negativ. Es bedarf einer durchdachten Kommunikation, damit das alles wirklich klappt und nicht zu Lasten der Beteiligten geht. Meine Erfahrungen waren vielfältig.

Beispielsweise hätte man da gerne mit dem Outsourcing ein Fixpreisangebot, beispielsweise fürs Template, fürs Joomla oder fürs TYPOlight. Schwierig, wenn der Auftraggeber mangels eigener Erfahrung die Anforderungen zwar zu kennen glaubt, sie aber bei genauerer Betrachtung nur teilweise kennt. Zusätzlich bedeutet Outsourcing gerne auch “Beratungsresistenz”. Outsourcing bedeutet nämlich nur im positiven Sinn, einen Profi zu Rate zu ziehen. Es bedeutet (nicht immer, aber!) gerne auch, eine billige Arbeitskraft zu finden, einen Handlanger für eigene Ideen.

Die Aufgabe an den oder die Externe

Die Vorgaben beim Outsourcing waren teilweise durchwachsen.
Beispielsweise gibt es Agenturen, die zwar begnadete Designer beschäftigen, aber leider keine, die neben der Affinität zum Print auch die Anforderungen des Web kennen. Bei näherer Betrachtung einer PSD Vorlage stellt man schnell fest, wie viele Informationen fehlen (das Verhalten von Links beispielsweise) oder dass graphische Ideen einfach in ihrer Form so im Internet nicht tragfähig sind.
Weiter habe ich gelegentlich auch wenig durchdachte Angaben zur späteren Seitenstruktur erlebt. Usability? Informationsarchitekturen? Gerne mal Fremdwörter für die, die sich einen externen Dienstleister hinzuziehen möchten, wenn es “nur noch” um die Website geht, nachdem die Corporate Identity mit vermeintlich all ihren Facetten definiert und gestaltet wurde.

Wenn hier Informationen fehlen oder Konzepte nicht stimmig sind, bleiben eigentlich nur drei Wege:

  • das Projekt ablehnen
  • Augen zu und durch
  • oder Kommunikation

Leider ist genau letzteres ein großes Problem, wenn bereits die Vorgaben nicht so recht passen. Wer nämlich schon vorab die Fülle dessen, was eigentlich outgesourct werden soll, aufgrund fehlender Kompetenz, nicht erkennen konnte, der wird sich ungern beraten und vom Gegenteil überzeugen lassen. Insbesondere ist der externe Dienstleister oft nur der Ausführende, nachdem Entscheidungen längst mit dem Kunden getroffen und Konzepte, egal wie machbar sie sind, festgeschrieben wurden.

Und später?

Wer solche Dinge wie eine Website outsourct, kann vor allem eines nicht bieten: Support. Da wird der Kunde schnell mal notgedrungen allein gelassen und schon passieren irgendwelche Pannen (und die Möglichkeiten des größten anzunehmenden Unglücks sind relativ hoch). Schon sitzt man in der Zwickmühle. Der externe Dienstleister muss nämlich mal wieder ran. Kommunikation ist kompliziert, denn oft wünschen die, die den Externen beauftragen, keinen direkten Kontakt zum Endkunden. Problembewältigung über dritte, von denen alle Beteiligten eine andere Sprache sprechen, ist über die Maßen anstrengend.

Eigentlich schade. Heute gehört eine gute Internetpräsenz genauso zum öffentlichen Erscheinungsbild wie jeder Flyer. Es sollte daher dem Internetauftritt der Wert beigemessen werden, der ihm zusteht.

Genug des Unkens

Ich habe es auch anders erlebt. In jeglicher Hinsicht. Ich habe es sogar so erlebt, dass aus einer Zusammenarbeit mit Kollegen einer Agentur mehr als nur eine Kooperation wurde. Die Zutaten dafür sind relativ simpel, es muss aber trotzdem so allerhand passen:

  • eine gute Kommunikationsbasis
  • eigene Grenzen erkennen und auch zugeben können
  • Vertrauen in die Kompetenz des anderen (von beiden Seiten)
  • Mut zur Einbeziehung beider Seiten in entscheidenden Fragen
  • Möglichkeit zu eigenständigem Arbeiten auf Seiten des externen Dienstleisters
  • und mindestens ein Projekt, durch das man zusammenwachsen kann

Ganz klar einige Anforderungen, die beide Parteien mitbringen müssen, damit am Ende des Projekts ein erfolgreich umgesetztes Ergebnis steht, das alle glücklich macht und eine fruchtbare Zusammenarbeit auch in der Zukunft funktionieren kann.

Die Chemie muss stimmen und der Wille muss stimmen. Wer nur um der Kosten Willen Teilprojekte auslagert, wird sich hart tun. Es kann alles gut sein und das Outsourcing kann zu einer wunderbaren Zusammenarbeit werden. Aber eigentlich dann und nur dann, wenn beide Parteien bereit sind, voneinander zu lernen. Auch die Bezahlung muss also stimmen. Outsourcing zum Billigpreis wird eher zum Einwegprojekt werden - davon hat niemand etwas.

Meine subjektiven Ratschläge

Als Freiberuflerin kann ich  jedem, der gerne als externer Dienstleister arbeiten möchte (oder der es muss) nur raten, sich das Projekt genau anzusehen. Zwar braucht auch eine gelungene Zusammenarbeit Zeit. Aber stimmen muss es von Beginn an.
Festpreisprojekte sind im Allgemeinen problematisch und bergen die Gefahr, eine Einmalangelegenheit mit wenig gelungenem Preis-Leistungsverhältnis zu werden. Was die Bezahlung betrifft, so sollte man Sondervereinbarungen ganz allgemein erst dann treffen, wenn eine längerfristige Zusammenarbeit geplant ist.
Wichtig sind außerdem eine gewisse Freiheit in der Umsetzung des Auftrags sowie die Einhaltung eigener Qualitätsstandards.
Ebenso sollten zu Beginn an Konditionen ausgehandelt werden. Projektfahrpläne sind das eine. Trotz allem ist der Freiberufler bis zum Beweis des Gegenteils an keinerlei Arbeitszeiten gebunden.

Es kann klappen, aber nur dann, wenn die eine Seite einen Profi sucht und die andere Seite auch Profi sein darf.

 

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