Über-technisiert

Unterhält man sich mit Programmierern und Software Entwicklern, so behält man als Nachgeschmack vor allem eines im Kopf: “Pflichtenheft” oder “Spezifikation”. Ich beobachte mich auch oft dabei, diese “Spezifikationen” bis ins kleinste Detail zu planen, um sie zum einen dem Kunden vorlegen und dann möglichst eng am “Pflichtenheft” mit der “Implementierung” beginnen zu können.

Und eigentlich ist mir diese Welt trotz aller Liebe zum akkuraten Arbeiten gelegentlich fast so fremd wie dem Kunden - denn der will vor allem eine Software, die zu ihm passt. Und was ein Pflichtenheft ist? Das muss vielen Kunden verständlicherweise oft erklärt werden.

It seems so obvious: if you want to develop software that’s useful to people, you’ve got to talk with them. But too many developers take the anti-social approach and consider customer support to be beneath their status…If you really want to write useful software, stop spending all your time keeping up with technology. Don’t worry if your resume isn’t filled with the latest buzzwords. Instead, invest your time in talking with your customers. They don’t care what programming language you use – they only care whether your software meets their needs, and the best way to ensure that is by breaking out of your cone of silence and opening the lines of communication.

“Signal vs. Noise” einen Entwickler - und der spricht mir aus der Seele.

Natürlich muss man selbst durchaus Alternativen geprüft und untersucht haben, man muss sich selbst ein Pflichtenheft zusammenstellen - der Entwickler ist vor einer detaillierten Spezifikation nicht gefeit. Nur den Kunden interessiert das herzlich wenig - der will nur wissen, wie es geht und ob das, was er braucht und wünscht, auch funktioniert. “Kommunikation” ist das Schlüsselwort. Vielleicht ein Vorteil dessen, der nicht aus der reinen Coderwelt kommt? Ich weiß es nicht.

Und nicht immer ist es sinnvoll, den Kunden in Entscheidungen mit einzubeziehen, denn es wirft gelegentlich mehr Fragen auf als es Antworten liefert - und kann damit absurder,- vor allem aber unglücklicherweise auch zu Fehlentscheidungen führen.

Technischer Perfektionismus und theoretische Überlegungen sind nicht immer das Mittel der Wahl in der Kommunikation mit dem Kunden. Im Gegenteil. Eigentlich ist vollkommen klar: viel Technik ist gegenüber dem Laien eher was fürs Ego und stiftet im Zweifel Verwirrung, die das Gespräch nur noch schwieriger macht.

Lange Jahre habe ich selbst versucht, andere in zum Teil komplexe Überlegungen mit einzubeziehen, immer ein bisschen auch mit dem Hintergedanken, das sei nicht nur richtig sondern auch wichtig. Sinnvoller (und wahrscheinlich letztendlich auch kostengünstiger) war es jedoch im Endeffekt, umfangreiche Gespräche zu führen und sich danach für die Detailarbeiten zurückzuziehen, um einfach zu machen.

Vielleicht mag das auch ein bisschen fürs Webdesign gelten? Kann beispielsweise Usability einfach so “vorhanden” sein und zu einem “nicht-Thema” werden? Sollte nicht ein lapidares “Das geht nicht” ausreichend sein, wenn sich -überzogen formuliert- Kundenwünsche zu einem kontrastarmen Einheitsgrau mit Miniaturschrift entwickeln oder Menüstrukturen nicht mehr zur Orientierung beitragen?

Wenn ich ehrlich bin, möchte ich auch nur gesichert wissen, dass mein Auto fährt und wo ich das Wasser für die Scheibenwischanlage nachfülle…

 

Auch was dazu sagen?