Unverkäuflich?

Es ist eigentlich offensichtlich: manches Konzept ist einfach schlecht an den Mann oder die Frau zu bringen, vor allem im (wie ich es so gerne nenne) “kleinen Projekt”. Das heißt aber noch lange nicht, dass es gar nicht an den Mann zu bringen ist. Manches das wichtig ist, muss daher anders verpackt werden.  Es gibt Begrifflichkeiten, die sind im Zweifelsfall unverkäuflich und sollten aller Erfahrung nach gemieden werden.

Ich hatte vor einiger Zeit mal recht provokant über die Verkaufstaktiken der Marketingstrategen geschrieben, die mich so gar nicht glücklich machen, weil sie Gefühlswelten der potenziellen Käufer auf eine Art und Weise ausnutzen, die mir unsympathisch ist und mich an ganz billige Fernsehwerbung erinnert, die an unsere niedersten Instinkte zu appellieren scheint. Trotz allem ist ja was Wahres dran und vor allem funktioniert es auch noch… meisten zumindest.

Wenn es um Wichtiges, aber aufgrund seiner Komplexität schlicht schwer Kommunizierbares geht, dann müssen auch wir ausweichen und sprachlich auf eine Ebene gehen, die einfach ankommt. Vielleicht auch mal an Sinne und Gefühle appellieren!? Gerade dieser Tage, als ich etwas frustriert über Usability nachgedacht habe… war das naheliegend.

Meide Begriffe wie …

Usability… Was für ein schönes Wort. Viel schöner als “Benutzerfreundlichkeit”. Und trotzdem so unverständlich. Es klingt leider viel zu wissenschaftlich, zu verkaufsträchtig. Und weil man Usability nicht unbedingt sehen kann, sondern erst dann erkennt, was es bedeutet, wenn es nicht da ist, hat es fast etwas von einer Versicherung für den Notfall.

Barrierearm… Ein Unwort in meinen Augen ganz generell. Nicht so ganz barrierefrei, aber trotzdem ein Hauch davon? Für jemanden, der noch nicht mal über irgendeine Barriere im Internet nachgedacht hat, sicherlich nicht mehr als heiße Luft.

Marketing… Hey, klar. Werbung ist super. Aber Marketing? Gleich gefolgt von “Promotion”… Finger weg von diesen neudeutschen Slogans.

Website… Für die Homepage Fans unter den ganz normalen Leuten bewegt sich die “Website” wahrscheinlich irgendwo zwischen Innovation und Wahnsinn. Die wollen einfach nur “ins Internet”.

Architekturen… “Eine Internetseite zu erstellen ist wie ein Haus bauen” stand kürzlich in unserer lokalen Zeitung. Das hat schon was, aber wollen wir wirklich das Gefühl vermitteln, man bräuchte einen Statiker, um eine Website zum Laufen zu bringen?

Prototyp… Konzepte und Entwürfe sind das eine. Aber ein Prototyp? Das klingt nach Automobilmesse und vor allem nach Kosten, nach dem “wir machen es zweimal” - einmal zum Anschauen, einmal fürs reale Leben.

Funktionalität… Selbstredend ist die Website später der Leisureman unter den Schweizer Taschenmessern.  Und selbstredend bekommt der Auftraggeber später, was er sich gewünscht hat oder braucht. Total funktional oder aber einfach nur praktisch und gut.

Web 2.0… und seine Freunde sind nichts für die, die gerade erst überhaupt im Internet angekommen sind.

Webstandard… Standard klingt gut. Es klingt aber auch nach “stinknormal” - oder nicht? Noch schlimmer in Verbindung mit “-konform”.

ROI… Ich glaube, wenn man einen Kunden so richtig abschrecken will, dann erzählt man ihm was von “Return of Investment” und begibt sich damit in die Schublade der Staubsaugervertreter.

Übersetzungshilfen gesucht?

Erstens ist die Liste natürlich nicht vollständig, zweitens ist sie subjektiv und drittens nicht allgemeingültig. Der Trick ist wahrscheinlich, den Leuten “aufs Maul zu schauen”. Auf der eigenen Website, in der eigenen Broschüre, im Flyer oder beim ersten Angebot: Finger weg.

Ich stelle fest, dass ich nicht nur keine Lust mehr habe, Usability und Co. zu zu “verkaufen”. Nicht auf meiner eigenen Website und auch nicht bei dem, was sich Akquise nennt. Auch keine Lösungen, keine Strategien und kein Consulting. Ich möchte Websites machen. Gute Websites, an denen alle ihre Freude haben.

 

Auch was dazu sagen?