Wenn der Aufgabenberg wächst

Von Beginn an versuche ich, den Fokus meiner Überlegungen auf das “kleine Business” zu legen. Mit viel Idealismus ausgestattet, denke ich mir, muss es möglich sein, auch den “Kleinen” ins Internet zu bringen und ihn vor dem “Homepagebaukasten” zu bewahren - zu einem vernünftigen Preis.

Die Anforderungen sind etwas anders, der Ablauf ist anders. Und es herrscht gelegentlich eine Diskrepanz zwischen Kundenwünschen, Budget und dem Kenntnisstand des Kunden (und damit der Möglichkeit, als Websitebetreiber mitzuwirken), die es für den Dienstleister fast unmöglich macht, sich auf dieses Unternehmen einzulassen…

Es geht nicht darum “aus Prinzip” die rohe Installation eines Content Management Systems preislich in Höhe zu treiben. Es geht nicht darum, aufgrund eines persönlichen Qualitätsanspruchs (oder besser Prinzips), Projekte in unergründliche Höhen zu treiben. Es geht darum, eine gelungene Website zu machen. Wer länger als drei Monate dabei ist, wird wissen, dass das einfach nur in einem bestimmten finanziellen Rahmen möglich ist, weil eben jener Webdesignprozess Schritt für Schritt zu durchlaufen ist, egal ob das Projekt klein oder große ist.

Nun kann ich - und das ist eine grundsätzlich recht vernünftige Überlegung-, bei den finanziellen Aspekten einsparen, und das je mehr, desto mehr der Auftraggeber “mithilft”.  Es gibt natürlich nicht viele Schritte, bei denen der Auftraggeber wirklich selbst aktiv werden kann (ganz abgesehen davon muss er allerdings jederzeit mitwirken). Aber es gibt einige. Content beispielsweise Wer also in der Lage ist, sich selbst von Beginn an um die Pflege der Website und die Erstellung der Inhalte zu kümmern (nach einer Schulung selbstverständlich) und seinen Dienstleister nicht für alles bemühen muss, ist im Vorteil.

Leider - und hier beginnt der Teufelskreis, sind gerade die “Kleinen” oft nicht internet-affin oder gar computer-affin genug, um  Aufgaben zu übernehmen, - dies oft auch, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. Sie sind gelegentlich voll auf die Unterstützung ihres Dienstleisters angewiesen und damit auch darauf, ein Budget aufzuwenden, das sie vielleicht nicht aufwenden können.  Wen ich vor Augen habe, ist nicht eben das junge, dynamische Start-Up, sondern der Laden von nebenan. Regionales Business beispielsweise.

Was passiert also aus Dienstleister Sicht?

Ein paar Rentabilitätsüberlegungen.

Der Aufwand, klare Rechnung, steigt mit den Anforderungen. Damit steigen parallel auch die Kosten mit den Anforderungen, denn Aufwand und Kosten sind voneinander abhängige Variable in der ganzen Geschichte.

Nun steigt der Aufwand aber auch mit den Aufgaben, den ToDos abseits jeglicher technischer Anforderungen. Das gerne leider in Abhängigkeit von der Zeit beziehungsweise Laufzeit des Projekts. Vieles, was sich da anhand mangelnder Erfahrung und mangels besseren Wissens an Aufgaben herauskristallisiert, ist zu Beginn eines Projekts nicht einmal ansatzweise abzusehen.

Vollkommen klar ist damit: der Aufwand und damit die Kosten steigen nicht nur mit den Anforderungen sondern auch mit den mangelnden Skills, die ein Auftraggeber mitbringt. Es ist vollkommen logisch: wer einen Profi beauftragt, weil er es selbst nicht kann, zahlt für diese Dienstleistung. Da ist es egal, ob es sich bei der Dienstleistung um eine Website, ein getünchtes Wohnzimmer oder einen neuen Wasserhahn handelt. Leider nun - und das ist eine ganz persönliche und vielleicht statistisch auch nicht haltbare Einschätzung, sind es oft die “Kleinen”, der Einzelhandel, der zur Gruppe der weniger internet-affinen Menschen gehört. Sonst würde er es vielleicht selbst probieren (zumindest probieren), - aus Gründen des Budgets?

Für den Dienstleister ergeben sich daraus ein paar, naja, nicht unbedingt grundsätzlich zufriedenstellende Optionen:

  • Finger weg von allen Projekten, die sich in einer ganz bestimmten Sparte bewegen
  • Realisierung von “Massenprodukten” im Sinn des Homepagebaukastens
  • permanente Diskussionen über den Stand des Budgets
  • Augen zu und durch

Es ist aber nun, so denke ich mir, auch positiver zu sehen und da bin ich bei einem ganz anderen meiner Lieblingsthemen.

Wir brauchen Aufklärung! Nein. Wir brauchen keinen “Internetführerschein” (obwohl? Wäre der Gedanke nicht ein bisschen reizvoll? ;-)). Aber der, der eine Website möchte, muss wissen, auf was er sich einlässt, sofern er nicht jeden Schritt einem Dienstleister überlassen möchte. Bedarf sehe ich in mehrere Richtungen und jede dieser Richtungen wäre buchfüllend. Erstmal reichen die folgenden:

  • Anwendungen. Vom Programm “fürs Internet” bis hin zu Email. Wie geht man damit um? Welche Alternativen gibt es? Wie passt man diese Programme an seine Wünsche an? Allein der letzte Aspekt ist wahrscheinlich vielen einfach nicht klar. Viele User sind es gewohnt, sich mit Programmen rumzuärgern, statt sich nach etwas anderem oder besseren umzusehen oder einfach ein paar Anpassungen zu machen
  • Konzepte wie Text, Bild, Video und Audio. HTML ist nicht Word. Das scheint zum Teil angekommen, leider nicht überall. Auf was es zu achten gilt, ja erst einmal, was geht und was nicht geht (Bildgröße beispielsweise, Dateitypen…), ohne dabei ins technische Detail zu gehen. Das Web ist nicht die virtuelle Welt der technisch unbegrenzten Möglichkeiten - es ist nur gerne in den Köpfen derer so, die leidenschaftlich keine Vorstellung davon haben.

Es fängt aber schon viel früher an: viele Gelegenheitscomputer oder -internetbenutzer haben von der Technik nur eine vage Ahnung und damit gerne auch eine falsche Vorstellung.

Es ist nicht wichtig, wie fundiert das Wissen ist. Aber ganz ohne geht es nicht. Oder anders geht es ohne nur dann, wenn man bereit ist, jeden Handgriff dem Profi zu überlassen und das Budget hat, dieses zu bezahlen.

Natürlich gehört eine Schulung mit dazu. Natürlich schreibt man vielleicht eine individuell auf die Website zugeschnittene Anleitung für alle nur denkbaren Szenarien. Wenn der Dienstleister vorab allerdings anfangen muss, den PC zu konfigurieren, den Emailclient einzurichten und grundlegende Hilfestellungen bei der Bedienung von (nennen wir es mal) Standardsoftware geben, dann wird es schwierig, denn dann fehlt gerne auch das Verständnis für die Anleitung.

Ist die “kleine Website” damit gescheitert?

Nein, natürlich nicht. Aber es ist eben nicht so einfach wie es aussieht oder wie es gelegentlich von großen Internetprovidern im Rahmen einer Homepagebaukasten-Marketingkampagne beschrieben wird. Es ist insbesondere dann nicht einfach, wenn es abseits jener Fertigpakete individuell werden soll.

Mitwirkungspflicht ist das eine. Vorarbeit, Mitarbeit und Lernbereitschaft sind das andere. Seine Website selbst pflegen zu wollen, bedeutet zumindest das Engagement, sich mit grundlegenden Konzepten auseinanderzusetzen und Bereitschaft mitzubringen, dazu lernen zu wollen. Mangelt es an beidem oder hat man schlicht keine Zeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, so kann man die Pflege outsourcen oder sollte sich grundsätzlich überlegen, ob eine Website überhaupt das Richtige ist.

 

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