Blogs- auch was für das “kleine” Business?

Es wird viel geschrieben über das Potenzial von Blogs und dem Web 2.0, beispielsweise dem Social Bookmarking, für das eigene Marketing. Derzeit recherchiere ich einerseits im Web, suche geeignete Literatur, versuche aber auch, vor allem regional, herauszufinden, wie denn eigentlich die Akzeptanz dieses Trends so in der “ganz normalen Bevölkerung” ist insbesondere aber auch, um die Grenzen des Marketing Potenzials durch Weblogs zu ermitteln.

Der springende Punkt

Der springende Punkt ist: viele Leute wissen mit einem Begriff wie Blog oder Web 2.0 überhaupt nichts anzufangen. Von Begriffen wie “Social Web” oder “Social Bookmarking” ganz zu schweigen. Wahrscheinlich ist der ein oder andere schon mal über das Buzzword “Web 2.0″ und seinen “sozialen Charakter” gestolpert, praktisch oder theoretisch, - dann aber meist ohne es zu wissen und vorwiegend im Unterhaltungsbereich (YouTube und andere). Das Ergebnis ist nicht neu und auch durch einige Studien manifestiert.

Ein Weblog, meist abgekürzt Blog, ist ein auf einer Website geführtes und damit öffentlich einsehbares Tagebuch oder Journal[...]-Ein Blog ist ein für den Herausgeber („Blogger“) und seine Leser einfach zu handhabendes Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen zu oftmals spezifischen Themengruppen. Weiter vertieft, kann es auch sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrungen als auch der Kommunikation dienen.

liest man bei - ich finde das für den Anfang ganz passend und so könnte man das auch gut erklären.

Wenn ich lese, es sei weitgehend bekannt, dass einem Blog aufgrund seiner hohen Akzeptanz bei Suchmaschinen zunehmende Bedeutung zukommt, so mag das meines Erachtens für eine Klientel potenzieller Macher mit Affinität zu Web und IT-Welt gelten, nicht jedoch für das “kleine Business”. Vielleicht spielen auch geographische Faktoren eine Rolle. Hier muss noch eine Menge Aufklärungsarbeit betrieben werden, denn es steckt noch viel mehr hinter dem Blog als nur der Erfolg bei der Suchmaschine, nämlich ein echtes Kommunikationsmedium.

Benefit

Den wesentlichen Benefit sehe ich in:

  • bessere Bewertungsmöglichkeit der eigenen Aktivitäten
  • direkteres Gefundenwerden bei diversen Suchmaschinen
  • Integration von Social Bookmarking Diensten
  • direkte Kontakt - und Kommunikationsmöglichkeit mit dem Kunden
  • aktives Marketing mit persönlicher Note
  • regional, ja sogar national übergreifendes, direktes Marketing

Und Spaß am Bloggen natürlich! Trotzdem gibt es natürlich einige Knackpunkte. Man muss sich schon bewusst sein, was man da macht. Weblog ja/nein, dazu gehören meines Erachtens mehr Vorüberlegungen als zur Website, nämlich beispielsweise:

Zeit und Muse. Ein Einwand?

Wer bloggt braucht Zeit oder muss sie sich nehmen. Die Zeit haben viele kleine Unternehmen aber nur begrenzt. Der vielgerühmte “Redaktionsprozess” ist vielfach eine One-Man/One-Woman Show, für Blogs kann dies sicherlich im kleinen Unternehmen übertragen werden. Wer sich also fürs Bloggen entscheidet, muss dies bewusst tun, denn nichts ist wahrscheinlich langweiliger als ein Blog, der stiefmütterlich behandelt vor sich hin staubt.
Es gehört aber auch dazu, sich Zeit zu nehmen für eigene Recherchen im Internet wie auch die eigene Aktivität im Internet. Meiner Ansicht nach funktioniert Bloggen nur, wenn man selbst auch aktiv als Leser und Kommentator beteiligt ist und natürlich über einen ausreichenden (qualitativ hochwertigen) Informationspool verfügt - auch das will einkalkuliert werden. Blogs als Marketinginstrument müssen also zeitlich, organisatorisch als auch inhaltlich nicht nur voraus,- sondern vor allem als feste Größe eingeplant sein.

Zeit also beim Bloggen unter Umständen ein Killer.

Noch ein Einwand? Kreativität und Schreibtalent

Kreativität ist gefragt, wenn es um die Inhalte geht. Das Gegenargument, das mir schon im persönlichen Gespräch unterkam war “man könne das einfach nicht so richtig”. Es wäre gelogen, würde man behaupten, das sei alles ganz easy und das käme dann schon so. Sich zwingen müssen, empfinde ich als denkbar ungünstige Ausgangsbasis, denn nicht jeder hat Schreibtalent und Ideen für den Inhalt- das alles kann zur Zeitfalle und zum Blogkiller werden. Wer 10 Minuten über einem Satz brütet, ist wahrscheinlich nicht der geborene Blogger. -Oder er bloggt mit Bild. Trotzdem kann man vielleicht den Spaß an der Sache finden! Ein No-Go selbstverständlich: das Plagiat.

Das eigene Zeug zum Schreiberling hinterfragen - absolut unumgänglich.

Überlegungen jenseits aller Knackpunkte

Es ist durchaus eine Überlegung mit dem Blog und ich bin der festen Überzeugung: es kann einen ganz schnell packen, wenn das Konzept mal steht.

Was könnte man schreiben? - Ich glaube, da sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Die Möglichkeiten sind auch für das “small business” umfassend, beispielsweise:

Aktuell
Im einfachsten Fall informiert das Blog über Neuigkeiten aus dem eigenen Business. Hier sehe ich allerdings allzuleicht die Gefahr, in die pure Werbeschiene abzudriften. Werbung über neue Produkte oder Services: meines Erachtens nach nur ein Teil des Ganzen, damit es für die Leser nicht schlicht langweilig wird.

Brancheninfos

Interessanter da aus meiner Sicht der Blick in die Branche. Entwicklungen, Trends und so weiter. Wie man es dreht und wendet, erfordert das allerdings das permanente “Up To Date” sein, beispielsweise, indem man andere Weblogs, Online Fachportale oder auch Fachzeitschriften liest. Das Interessante sind hier übrigens der Dialog und die Diskussion mit dem Kunden. Damit lässt sich dann auch ausloten, wo die eigene Entwicklung hingehen könnte.

Erfahrungsberichte
Man kann über seine Kunden und auch seinen Geschäftsalltag schreiben. Warum nicht? Im Gespräch ergeben sich fast täglich neue Erfahrungswerte, die unter KnowHow zu verbuchen sind - für den Businessman wie auch seinen Kunden. Ich bin der festen Überzeugung, dass man weg muss vom bis zum bitteren Ende gehüteten Geschäftsgeheimnis, dem sich nicht in die Karten schauen lassen - im Gegenteil: Offenheit ist gefragt, Transparenz, Vertrauen.

Was man nun im Einzelnen macht, hängt natürlich stark davon ab, welche Intention man mit seinem Blog verfolgt. Marketing? Na klar! Es könnte aber auch sein, dass man daneben versucht, den Kundenservice zu verbessern, indem man die Sorgen und Wünsche seiner Kunden noch besser in Erfahrung bringt (um ihnen besser gerecht werden zu können, versteht sich) oder auslotet, ob eine Anschaffung oder eine Neuorientierung Akzeptanz findet und sich rechnen wird.

Auch regional kann man sich übrigens mit einem Blog gut positionieren, nämlich einfach mit den passenden Inhalten, im einfachsten Fall mit Veranstaltungshinweisen.

Nobody is perfect

Ich glaube, es wäre ein fataler Fehler, ausschießlich vom “totalen Erfolg” zu berichten. Niemand ist perfekt und nichts ist daher unglaubwürdiger, als die Darstellung eines rundum jede Sekunde funktionierenden Business mit einer Unmenge perfekter Mitarbeiter ohne Ecken und Kanten.

Gerade auch ein Problem einzugestehen oder Dinge in Frage zu stellen, macht’s doch eigentlich erst richtig menschlich und richtig interessant. So kommt es dann auch zu Diskussionen - und so wird ein Blog zum Blog.

Fazit

Blog leidet hier vielleicht weniger unter dem Website-Syndrom: Vielfach wissen Unternehmen gar nicht, warum sie eine eigene Website betreiben - das Weblog ist hier eine Chance, die eigene Online Marketing Strategie noch mehr zu hinterfragen und besser zu planen. Mit allem, was dazu gehört:

  • die richtige Technik
  • die richtige URL
  • Zeit zum Schreiben
  • einem Pool an Wissenswertem und Neuem
  • Lust ander Kreativität
  • und vor allem eine Menge spannendem Inhalt

Vielleicht genau daher eine Chance für alle, die sich gerne einbringen. Für alle anderen, die nicht sofort “wow, genial!” rufen, vielleicht eher doch nicht das Richtige.

Übrigens

Weiterführende Lektüre, die auch als Inspiration für diesen Artikel diente:

Jeremy Wright
Blog-Marketing als neuer Weg zum Kunden
Mit Weblogs die Kunden erreichen, die Marke stärken und den Absatz fördern, Redline Wirtschaft, 2006.

Locker geschrieben, völlig untechnisch und gut erklärt. Einige Beispiele kommen aus dem großen Konzern und sind daher nicht direkt auf das kleine Unternehmen mit regionalem Schwerpunkt anzuwenden. Andere Beispiele aber zeigen sehr lebendig, wie auch die “Kleinen” einen Weg in die Blogosphäre finden können. Ich glaube, es könnte auch Leuten Lust auf Blog machen, die bisher mit dem Thema wenig Berührung hatten.

 

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