Wordpress eCommerce: Ärmel hochkrempeln

Der zweite Teil meines Test zum Thema Online Shop mit Wordpress. Diesmal unter der Lupe: das eCommerce Plugin von , einer Firma aus Wellington in Neuseeland, in Version 3.6.8 RC1. Im Gegensatz zu Marketplace, das ich mir ja bereits etwas enttäuscht angesehen habe, handelt es sich diesmal um ein echtes Plugin , das noch dazu frei verfügbar ist. Download beispielsweise direkt bei . Ich teste diesmal auf meiner lokalen Dummyversion , einem 2.6.0 Wordpress.

Fazit schon mal vorneweg: ausbaufähig - oder verbesserungsfähig?

The WP e-Commerce shopping cart plugin for WordPress is an elegant easy to use fully featured shopping cart application suitable for selling your products, services, and or fees online.

schreibt Wordpress auf seiner Plugin Seite. Also dann mal los.

Installation und Erstkonfiguration

Das Plugin installiert sich easy going, wie man das von einem Wordpress Plugin auch erwartet. ecommerce reiht sich damit ins Backend Menü mit ein. Was auf den ersten Blick nicht sichtbar wird: es gibt zwar eine deutsche Übersetzung, aber die ist nicht aktuell (deutsch 3.5, englisch 3.8) und ebenso unvollständig. Dazu im Verlauf mehr.

Settings
Zunächst schaue ich mir die Settings an (”Shop Optionen”) und drehe unter anderem den Sprachknopf. Daher erscheinen auf den folgenden Screenshots auch manchmal etwas kryptisch anmutende Variablenbezeichner, also bitte nicht irritieren lassen. Tipp daher: Sprache englisch belassen, denn die Variablennamen sind nicht selbsterklärend.

Eine Sache fällt gleich zu Beginn auf: wiedermal nur eine Mehrwertsteuerklasse. Also nichts für Shops, die neben dem T-Shirt auch CDs verkaufen.

Perfect for:

  • Bands & Record Labels
  • Clothing Companies
  • Crafters & Artists
  • Books, DVDs & MP3 files

liest man bei Wordpress. Also bitte nicht durcheinander.

Unter Presentation Settings können nicht nur Themes gewählt sondern auch Angaben zur Anzeige zusätzlicher Informationen gemacht werden. Wer einen B2B Shop einrichten möchte, wird sich freuen, dort auch die Option “inkl. bzw. zzg. MWSt” zu finden. Kleiner Wehmutstropfen: die Settings gelten für alle Kategorien und für alle Produkte gleichermaßen. Ein Theme kann man übrigens selbst erstellen, die bereits vorinstallierten Themes finden sich im Verzeichnis [wp:plugin]\wp-e-commerce\wp-shopping-cart\themes. Ich habe das nicht eingehend getestet, aber sinnvollerweise nimmt man für die ersten Schritte einfach mal ein bestehendes als Basis.

Versand und Bezahlung

Spätestens der Shipping Tab eröffnet einem dann, dass man hier nicht mit deutschen Verhältnissen gerechnet hat. Denn bei uns ist das nunmal nicht so einfach mit den Versandkosten. Mehr als nationaler und internationaler Basispreis sind hier nicht vorgesehen.

International tauglicher da schon die Checkout Optionen, denn für Kontakt und Lieferadresse können die Felder selbst gewählt werden. Dies erspart manche Ärgerlichkeit, die man gelegentlich findet, beispielsweise die Reihenfolge von Postleitzahl und Ort oder die Pflichteingabe von sowas wie einem Bundesland, was ja hierzulande wirklich größtenteils überflüssig ist.

Etwas irreführend sind die Gateway Options, also die Einstellungen zur Bezahlung innerhalb des Shops.

Freundlicherweise gibt es aber zu jeder Seite einen Hilfebutton, der direkt auf die entsprechende Seite des Herstellers verweist. Ich sehe mal darüber hinweg, dass man zwar Paypal und Google Payment empfiehlt, in der Hilfe aber sofort den Hinweis findet

PayPal Express Checkout doesn’t work properly.

Da ich im Moment keine Paypal Sandbox habe, teste ich das auch nicht. Rechnung genügt ja für den ersten Test. Es bleibt allerdings zu befürchten, dass an der Stelle etwas Arbeit dahinter steckt.

Kategorien und Produkte anlegen

Als nächstes möchte ich natürlich unbedingt wissen, wie man Produkte anlegt und noch interessanter, wie sich das Ganze dann im Frontend präsentiert.

Bevor man ein Produkt anlegt, braucht man natürlich Kategorien (hier: Groups). Das Konzept dahinter sieht vor, Kategorien zu gruppieren. Voreingestellt wird neben Categories auch die Gruppe Brands mitgeliefert: SO ist das also gedacht. Nette Idee. Kategorien können verschachtelt werden, wobei ich nicht getestet habe, bis zu welcher Tiefe. Zum Kategorienamen gibt es außerdem die Möglichkeit, eine Beschreibung wie auch ein Bild hinzuzufügen. Sollte man sich für ein Bild entscheiden, empfiehlt es sich, dies auf jeden Fall vorab auf die richtige Größe bringen. Es ist mir trotz mehrfacher Versuche nicht gelungen, die Größe einzustellen, auch wenn die Option “Anpassung der Bildgröße” grundsätzlich vorhanden ist.

Mit den ersten Kategorien geht es also zu Produkten und bevor man sich die ansieht, sollte man die Varianten anlegen (in der deutschen Übersetzung nennen sie es , wie nett). Hier stellt man dann auch die erste Unzulänglichkeit fest. Für mich gehören die Varianten zum Produkt.

Das Thema Varianten bringt mich auch zur Frage der . Die Definition der Artikelnummer ist eine der wichtigen Fragen der Shoparchitektur. eCommerce lässt hier nicht viel Gestaltungsfreiraum. Entweder man verzichtet ganz auf Varianten und muss damit jedes rote T-Shirt in jeder Größe einzeln anlegen oder man verzichtet auf eine eindeutige Artikelnummer zugunsten der Varianten. Hinzu kommt, dass pro Produkt nur ein Bild vorgesehen ist und damit auch Varianten nicht separat bebildert werden können.

Die Anzahl der Varianten pro Produkt ist variabel, beispielsweise Farbe und Größe. Dies macht es allerdings etwas unübersichtlich beim Anlegen des Produkts und abweichender Größen, denn angezeigt werden grundsätzlich alle Kombinationen und das können sehr schnell sehr viele werden. Ich sag ja: Variante gehört zum Produkt.

Grundsätzlich können pro Produkt folgende Angaben gemacht werden:

  • Produktname und Artikelnummer
  • Kurz und Langbeschreibung
  • Bild
  • Kategorien, wobei hier mehrere ausgewählt werden können
  • Varianten inklusive eigener Preise
  • Gewicht sowie separate Versandkosten, wieder national und international
  • Datei, falls es sich um ein downloadbares Produkt handelt
  • weitere Spezifikationen (nicht zu verwechseln mit Varianten)

Anscheinend ist auch ein Upload durch den Benutzer möglich (ich denke da sofort an T-Shirt Druck oder Stempel), aber das habe ich nicht getestet.

Nett finde ich die Idee, Produkte zu taggen, hierfür gibt es getrennt zur Tag Cloud ein eigenes Widget.

Das Gewicht kann übrigens nur in Pfund oder Unzen angegeben werden. Siehe da, das ist fest kodiert und muss in der Datei display_items.php angepasst werden. Wozu das letztendlich gut ist, weiß ich nicht, denn es scheint in der gesamten weiteren Logik keine Rolle zu spielen.

Shipping: Treib die Kosten in die Höhe

Mein Test mit dem Shipping war sehr interessant. Ich habe den Basis Versandpreis auf 3,00 Euro festgesetzt und das meines Testprodukts auf 2,00 Euro. Bestelle ich nun ein Produkt, bin ich bei 5,00 Euro, bei 10 Produkten schon bei 23,00 Euro. Spannende Sache. Da würde ich nicht bestellen. Hier muss man also dringend selbst noch programmieren, denn so geht das schließlich gar nicht.

Widgets und Frontend

eCommerce bringt eine Reihe an Widgets mit, unter anderem die Anzeige von Produktkategorien und ein Warenkorb Widget. Ein Widget-fähiges Template ist also Pflicht. Etwas irritierend ist, dass es neben den editierbaren Widgets auch welche zu geben scheint, die einfach auftauchen. Diese wieder mal fest kodiert englischsprachig. Insgesamt scheint bei den Widgets noch die ein oder andere Anpassung nötig.

So richtig Arbeit vermute ich zum einen hinter dem eCommerce also auch hinter dem Wordpress Theme. Ich habe lediglich getestet, Kategorien in der Sitebar aufzulisten. Dies entspricht aber nicht immer dem Kundenwunsch, zudem stelle ich schon auf den ersten Blick fest, dass ich mir hier einiges einfach aus Usability Gründen ganz anders vorgestellt hätte, im Wesentlichen

  • Bei Klick auf eine Kategorie Listing der Kindkategorien inklusive Beschreibung und Bild, sofern vorhanden
  • bessere Unterscheidung zwischen Produktvorschau als Listing oder Tabelle und Produktdetailseite
  • Aufbau des Warenkorb Widgets

Wie bereits beschrieben, verfügt eCommerce über ein eigenes Theme, hier mal die Variante “Marketplace” (lustigerweise), ohne dabei große Änderungen vorgenommen zu haben. Vielleicht fällt auf: es gibt in diesem, wie auch keinem anderen Theme ein Feld zur Eingabe der gewünschten Anzahl. Die kann man über das Warenkorbmodul ändern. Dass das weder etwas mit unserem Verständnis von Shopping zu tun hat, noch benutzerfreundlich ist, brauche ich nicht zu erwähnen. Sicherlich kann aber auch dies schnell dazuprogrammiert werden.

Bezahlen

Der Checkout Prozess überrascht etwas. Wie gesagt sind die Zahlungsmethoden von eCommerce für hiesige Verhältnisse etwas mau. Chronopay, Google, Paypal und Rechnung. Das war es dann. Für mich wenig auf unseren Markt zugeschnitten, wo man sich ja insgesamt recht gut mit der Kreditkarte arrangiert.

Der Checkout Prozess für mich insgesamt etwas kurz, auf meinem localhost mit Adminrechten zumindest. Rechnungadresse, optional Lieferadresse und “GO“. Keine Bestätigung zum letztendlichen Kauf. Ob das bei uns so okay geht? Die Zustimmung zu den AGB wäre ein Minimum dessen, was hier noch ergänzt werden müsste.

Zur rechtlichen Frage generell (ohne genau ins Detail gehen zu wollen, ich bin ja kein Jurist und darf das auch gar nicht): natürlich unterstützt auch eCommerce die Pflichtinfo “zuzüglich Versandkosten” nicht, aber ich sehe ein geringes Problem, das zu ergänzen. Ebenso verhält es sich mit den oben angesprochenen AGB. Für ein absolutes Muss halte ich es aber, sich als Shopbetreiber mit diesen ganzen Fragen auseinanderzusetzen, ebenso als der Designer, der Wordpress für einen Online Shop nutzen möchte.

Verwaltung

Gestätigte Käufe werden im eCommerce Dashboard angezeigt und können dort als CSV exportiert werden. Recht praktisch ist die kurze Info der Umsätze des aktuellen Monats sowie der totalen Umsätze. Mehr ist aber dann auch schon nicht vorgesehen. Die Verwaltung ist daher eher rudimentär und unterstützt außer der Bestätigungsemail nach dem Bestellvorgang keine weiteren Benachrichtungen zum aktuellen Bestellvorgang an den Kunden.

Fazit

eCommerce ist, was Wordpress und Onlineshop betrifft, sicherlich eine bessere Basis als das Markettheme meines bisherigen Tests. Mehr aber auch nicht.

Den bereits angesprochenen Benefit, den vor allem Designer durch Wordpress haben sollen, weil sie sich dort mehr zu Hause fühlen, kann ich nicht unterstreichen, aus dem einfachen Grund: bis aus Wordpress und eCommerce ein richtig guter Shop wird, ist nicht nur eine Menge Arbeit am Layout sondern auch eine Menge Programmierung nötig. Was die Programmierung betrifft, so bin ich im Lauf meiner Tests auf einige Unsauberkeiten gestoßen. Wenn ich also oben “ausbaufähig” schreibe, so sollte es eher verbesserungsfähig heißen.

Um einem Kunden die Sache schmackhaft zu machen, müssen außerdem (nicht vergessen!) die Sprachdatei ergänzt sowie die fest kodierten, englischsprachigen Elemente übersetzt werden.

Für “einfache Produkte” mit wenigen Varianten, insbesondere für virtuelle Produkte wie Musik, Graphiken, eBooks oder ähnlichem ist eCommerce durchaus geeignet, bei komplexeren Anforderungen ans Produkt sollte man sich nach Alternativen umsehen. Gerade die Versand- und Zahlungsoptionen halte ich aus praktischen Gründen für unzureichend, sofern man nicht Virtuelles verkauft. Vor allem die Kreditkarte sollte nicht fehlen, - aber das tut sie leider. Hier sind also Programmierkenntnisse gefragt. Daher auch mein Hinweis auf die Eignung für virtuelle Produkte, denn da ist man mit dem Versand schon mal aus dem Schneider

Was das Shopmarketing betrifft, ist eCommerce rein auf den Web 2.0 Betrieb ausgelegt. Social Bookmarking heißt hier wohl die Geheimwaffe. Daneben können Gutscheine und Cross Selling genutzt werden.

Wer also meint, er müsse denn Wordpress unbedingt als das zugrundeliegende System für seinen Shop verwenden oder wer nebenher einige virtuelle Produkte per Paypal verkaufen möchte, liegt mit eCommerce richtig, sofern er programmieren kann. Für alle anderen empfiehlt sich eCommerce nur mit viel Geduld und umfangreicheren Programmierkenntnissen.

Insgesamt ist nach diesen beiden Tests Wordpress als CMS mit integriertem Shop tendenziell eher durchgefallen. Die Infos auf der Wordpress Seite mögen im speziellen Fall zutreffen, im Allgemeinen tun sie das sicherlich nicht.

 

8 Antworten zum Beitrag “Wordpress eCommerce: Ärmel hochkrempeln”

  1. am 20 Nov 08 um 16:53 meint

    danke für diesen ausführlichen test. das gibt einen guten überblick und hilft bei der entscheidung gegen wordpress als shoplösung. :)

  2. am 03 Jul 09 um 09:43 meint

    Ebenfalls vielen Dank für diesen gründlichen Test. Leider lese ich ihn erst, nachdem ich in zeitraubendem Selbstversuch gemerkt habe, das wp-e-commerce für mich nicht die richtige Lösung ist, aus obern angegebenen Gründen. Ich hatte sogar noch mehr Probleme mit dem Plugin als die oben aufgezählten, z. B., dass sich die einzelnen Shopoptionen nur als “Link in neuem Tab” öffnen liessen, was zwar nicht schlimm ist, aber einen schlechten Eindruck auf mich gemacht hat. Auf der Seite der Ersteller dieses Plugins ist die Forum/Support-Seite nicht erreichbar. Ein negativer Artikel über dieses Plugin im Wordpress-Formum wurde seltsamerweise vom Moderator geschlossen, vorher wurde der Autor gewarnt, er solle seine negative Meinungsäusserung unterlassen. Alles in Allem habe mich durch all diese Erfahrungen gegen dieses Plugin entschieden und dein Artikel hat mich in meinem Entschluss bestätigt - danke noch einmal dafür!! Viele Grüße aus Hamburg! Suse

  3. am 17 Jul 09 um 23:01 meint

    Herzlichen Dank für den Hinweis auf Deinen Shop-Plugin Test. So spät abends noch bei Twitter. Zeitraubender Aufwand, genau das ist es, was man von einem WP Kunden ja nun wirklich nicht bezahlt bekommt.

    Danke!

  4. am 14 Apr 10 um 15:24 meint

    Danke für den ausführlichen Test. Habe ne Menge Arbeit gespart.

  5. am 05 Jan 11 um 09:53 meint

    Wo kann ich denn den Basisversandpreis einstellen?

  6. am 05 Jan 11 um 13:29 meint

    Anne-Kathrin

    Hallo,

    ich muss gestehen, dass ich mir das Ganze seither nie mehr angesehen habe…

    Viele Grüße
    Anne-Kathrin

  7. am 06 Jan 11 um 21:32 meint

    Jürgen

    da ich bald auch nen shop mit wordpress machen darf bin ich auf das neue wp-plugin “wpShopGermany ” gestoßen. aus deutschland - für deutschland. mit deutschem recht schon eingebaut. bis auf artikelvarianten, die er nicht kann, ist er für kleinere shops durchaus empfehlenswert.

    viele grüße, jürgen

  8. am 03 Mrz 11 um 14:53 meint

    Hi,
    ich befinde mich momentan direkt in der Arbeit mit “wp eCommerce” und muss sagen, dass sich einiges getan hat. Jedoch stimme ich dir zu, dass es trotzdem nicht wirklich zu empfehlen ist, solang man eine Wahl hat um so auf andere Shop CMS umzusteigen. Diese Wahl hab ich leider nicht :) Die Zahlungsoptionen sind zwar für virtuelle Produkte ausreichend, jedoch nicht für Versand Artikel. Hier fehlen z.b. Nachnahme oder generell Vorkasse. Einzigst sofortüberweisung.de bietet eine Integration die ich in der nächsten Stunde testen werde. Das leidigste Thema ist in meinen Augen allerdings die Anpassung des Stylesheets der von wp-eCommerce zugefügten Klassen. Diese sind quasi gut versteckt. Vielleicht liegt es auch an meinen ungenügenden CSS-Kenntnissen. Aber in Firebug ne Klasse editieren und diesen Eintrag dann ins Stylesheet zu schreiben bekomme sogar ich hin ;) das hilft mir hier aber selten weiter.

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