Ein ganz normaler Sonntag

Heute früh erinnerte mich  bei Twitter an einen Aspekt, über den ich mir auch schon oft Gedanken gemacht habe: Es sind so wenig Frauen dabei, wenn es um Innovation, ja sogar wenn es “nur” um aktuelle Themen im Webdesign, in der Webentwicklung und dem “ganzen Drumrum” geht. Sie hat so recht!

Plötzlich schossen mir all meinen guten Vorsätze in den Kopf. Was habe ich mir nicht alles vorgenommen in den letzten Wochen und Monaten. Immer mit diesem Frauenpowerfeeling im Hinterkopf. Weil die Sonne gerade sowieso wieder hinter den Wolken zu verschwinden drohte und heute Sonntag ist, ein idealer Zeitpunkt, um einfach mal losuzlegen…

Ich lehnte mich zurück, gemütlich, mit einer Tasse Kaffee und versuchte, meine Gedanken zu sammeln.

Es dauerte keine fünf Minuten, bis sich ein gesundheitlicher Notfall einstellte. Kein Drama, aber Ohrenschmerzen bei einem meiner Kinder. Da ich aus meiner Kindheit noch weiß, wie scheußlich das ist und aus Erfahrung ebenso gut, welche Blasen das ziehen kann, bin ich doch kurzentschlossen zum ärztlichen Notdienst. Es war inzwischen 11 Uhr und der Vormittag gelaufen. Es ging alles rasend schnell, was ich anders erwartet hätte, es war alles halb so schlimm, der Besuch allerdings durchaus gerechtfertigt.

Auf dem Rückweg erst bei einer Apotheke vorbei, um zu sehen, wo denn überhaupt die nächste Notdienstapotheke geöffnet sei, um dann zu beschließen, lieber den Heimweg anzutreten und unterwegs anzurufen, es möge doch jemand schnell in der Zeitung nachschauen, wie es im Landkreis aussähe.Tja, da wär so ein Hightec Handy nicht schlecht gewesen…

Unterwegs dann nach Notdienstplan eine Routenänderung. Regenstauf. Ein Markt - und doch größer als ich es immer in Erinnerung gehabt hatte. Da wäre es jetzt nicht schlecht gewesen, ein Navi dabei zu haben. Gefunden haben wir sie dann doch relativ schnell, die Apotheke. Leider hatte ich kein Geld dabei, was uns einen Umweg über den Geldautomaten und 4 Euro Gebühr (oder mehr oder weniger? Ich will es nicht wissen) für die Bezahlung von 5 Euro (inklusive des Apothekenzuschlags) für ein lausiges Medikament, das wahrscheinlich in jedem zweiten Haushalt vorrätig ist nur in unserem nicht.

Geschafft. Nur noch die acht Kilometer bis nach Hause. Einen halben Kilometer vor der Haustür spielten sich allerdings Dramen ab. Offenbar ein Unglück auf der Straße, wenn auch ohne erkennbaren Unfall.  Es sah nicht gut aus. Rettungswagen, Rettungshubschrauber, Straße gesperrt. Wir mussten wenden und einen ziemlichen Umweg fahren.  Trotz allem - das hat mich dann auch nicht mehr stressen können, mehr hatte ich Mitleid und Sorge um den Unbekannten und ich hoffe inständig, dass es demjenigen inzwischen wieder besser geht.

Zu Hause erwartete mich mein Sohn mit der Hiobsbotschaft: ein Trojaner auf der Vista-Kiste. Fluchen, Schimpfen, die große Frage nach dem “Wo habt Ihr Euch denn schon wieder herumgetrieben?” und Recherche, wie man das Ding denn gelungen wieder loswerden könnte. Nach einer guten halben Stunde und einer rechten Wühlerei, weil sich das biestige Etwas anders eingebrannt hatte, als in den Untiefen des Internets dokumentiert, passte das dann auch wieder. Weiter fluchen, weiter schimpfen. Mal sehen, ob nun wirklich alles passt und auch ob mein Fluchen angekommen ist. Insbesondere aber Vortrag übers Internet im Allgemeinen und Speziellen und den Umgang mit vermeintlicher “Software”, die eigentlich keine ist und sich nur erkennen lässt, weil sie sich durch überzeugend schlechten Sprachstil auszeichnet: “Aktivieren nun!” - Aha!

Als nächstes: der Hund ruft! Nein, er ruft natürlich nicht wirklich. Er bellt auch nicht. Er ist nur nervig. Er will raus und weil das sonst keiner tut, mach ich mich gleich wieder auf die Socken und renne genervt rum in dem, was sich Frühling nennt und sich inzwischen wieder in dezentem Einheitsgrau mit deutlichem Windchillfaktor und absoluter Ungemütlichkeit präsentiert.  Natürlich will keiner mit. Versteh ich. Voll und ganz. Wenigstens noch schnell den Cornelius an Latein erinnert.

Wieder daheim… wird es dann doch Zeit, den Fernsehliebgewohnheiten von Linus etwas entgegenzuwirken und beschließe: wir backen einen Kuchen. Davor noch schnell ein Kaffee, ein bisschen rumgucken, was sich so zwischen Blogs und Twitter tut. Und lateinische Übersetzungen durchlesen, die ich so nichtssagend empfinde, dass er mir ganz leid tut, mein Lateiner. Ich setze mich, während der Kuchen im Ofen ist, an den Rechner und recherchiere über Seneca und Cicero (den Cornelius wenigstens wieder Zizero aussprechen darf, ich musste damals eine Zeit lang Kikero sagen, was sich wirklich lächerlich anhört) und Schulaufgaben im G8 - dazu findet man natürlich nichts, nur ellenlange Texte und Übersetzungen, die in mir die schrecklichsten Erinnerungen wecken..

Inzwischen klingelt der Kuchen und ist fertig und riecht gut. Er muss noch abkühlen, damit wir testen können, ob er auch so gut schmeckt wie er riecht. Wenigstens etwas Produktives heute geschafft.

Ob ich heute abend noch Lust habe, meine Energie zusammenzusammeln, um meinen guten Vorsätzen gerecht zu werden? Morgen wartet dann wieder der ganz profane Alltag mit all seinen Widrigkeiten. Eigentlich hätt ich so viele Ideen…

 

2 Antworten zum Beitrag “Ein ganz normaler Sonntag”

  1. am 22 Mrz 09 um 19:13 meint

    Na, manoman, da war ja wirklich einiges los bei euch. Ich hoffe, dein Abend verläuft etwas ruhiger und du findest noch ein wenig Zeit, deine Gedanken zu sammeln.
    LG

  2. am 22 Mrz 09 um 20:32 meint

    Ja, klar, da habe ich eindeutig den Vorteil, dass ich mich für das Webworken entschieden habe. :) Die Entscheidung ist mir aber auch nicht wirklich schwer gefallen.

    Trotzdem denke ich, dass es mehr Frauen geben müßte, die auch aktiv - sprich: auch mit (Blog-)artikeln - in der Szene agieren. Da komme ich mir mitunter eher einsam vor. Das kann nicht wirklich “nur” an Haushalt und Kindern liegen. Hoffentlich.

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