Von Zementfabriken und Lianen

Nach langem Widerstand hat sie heute auch bei uns Einzug gehalten: eine Wii. Es ist nicht so, als ob wir sowas nicht schon längst gehabt hätten.
Wir haben sie alle durchgemacht: Nintendo, Playstation, das alles in portabler und in Konsolenform. Allerdings dachte ich, seien die Zeiten nun vorbei, solange zumindest, bis der Kleine das passende Alter erreicht. Dass er das passende Alter schon zu haben scheint, wird mir jetzt erst klar. Verschenkt haben wir sie aber nicht an ihn sondern zu Raphaelas 13. Geburtstag.

Nun also eine Wii - na immerhin sportlicher als bisher.

Eigentlich hatte ich mir ja mit Anschaffung der Stationem Ludinis, der (intern so getauften) Playstation, geschworen, kein solches Suchtmittel mehr ins Haus zu lassen, bis Linus näherer Freundeskreis mich in einigen Jahren dazu zwingen wird (sofern es in ein paar Jahren so etwas überhaupt noch gibt, nicht schon längst abgelöst durch irgendwelche anderen Absurditäten).
Viel zu sehr haben mich die herumfliegenden CDs genervt, viel zu sehr die Kinder, die wie festgewachsen vor dem Bildschirm hockten und auf nichts, aber auch gar nichts mehr zu reagieren schienen außer herumwuselnde Wesen im Fernseher.

Es kam doch anders. Der Wunsch nach einer Wii war lange gehegt, das Geld war sogar schon zu Teilen zusammengespart und nun kam eben der Geburtstag (wie praktisch, der frischgebackene Teenie muss am Ball bleiben und investiert stattdessen in ein neues qietschbuntes Handy).

Die Pflanzen, die muss man hauen

Linus erläuterte mir gerade, was es denn mit Mario Galaxy auf sich habe, erzählte von Pflanzen, die man “hauen” müsse, von Planeten, von Bällen. Verstanden habe ich nichts, aber irgendwie machte es Spaß zuzuhören. Wahrscheinlich mehr als Raphaela, mit ihm zu spielen, denn er drückt einfach mal auf Verdacht überall. Wenn Linus mit der Wii boxt, hat das eher etwas von Nordic Walking, macht aber Lust darauf, es selbst auszuprobieren.
Vielleicht werde ich morgen vormittag heimlich üben. Boxen, Bowlen, Pflanzen eins über die Rübe ziehen - und mich dann in die Schlacht begeben und gegen meine Kinder antreten.

Heute schon fast antik

Ich erinnere mich noch an unsere erste “Konsole”, die heute schon in einem historischen zu finden ist. Super Mario, die Zementfabrik. Ein roter Klotz mit kleinen Reglern und zwei Knöpfen, der unaufhörlich piepte, ungefähr so wie “Another One Bites The Dust”. Das Spiel ist schnell erklärt: von oben kam laufend Zement, rechts und links, der über drei Stockwerke ins Zementauto manövriert werden musste. Dazu galt es, Mario über einen Paternoster in der Mitte zwischen zwei Seiten und jeweils drei Ebenen hin und her zu manövrieren. Runterfallen oder Zementüberlaufenlassen, das waren die beiden Dinge, die auf keinen Fall passieren durften.
Später kam dann noch ein Nintendo “Game and Watch” dazu: Donkey Kong, der sich,um seine Liebste zu befreien, zwischen Krokodilen von Liane zu Liane hangeln musste, die gelegentlich von Stromschlägen durchzogen wurden.

Ich war in beidem der familiäre Champion. Ich habe keine Minute ausgelassen, meinen eigenen Highscore zu toppen. Und es hat mich fast stolz gemacht, dass ich meine kleinen Brüder, die mit sowas immer fitter waren als ich,  schlagen konnte (später als ein C128 bei uns Einzug hielt, konnte ich da nicht mehr mithalten).

Wenn ich so daran denke, dann habe ich richtig Lust auf die Wii… vielleicht schaff ich es ja auch jetzt nochmal mit dem Highscore…?

Bildnachweis: Link siehe oben.

 

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