medamind

Projekt 52/29: Superhelden

Na toll, wiedermal so ein … war mein erster Gedanke und dann die rettende Idee: die Demontage des Superhelden zu dokumentieren.

Wer Kinder hat, der weiß: im eigenen Haushalt leben mehr Superhelden als einem lieb ist. Selbst die jahrelang gepflegten Vorsätze pädagogisch wertvoller Erziehungsprinzipien helfen nicht: irgendwann ist es so weit und die ersten Superhelden halten Einzug. Wer es bis dahin geschafft haben sollte, sein Kind von Werbung, der Mac D Juniorkatastrophe und allem anderen Bösen fernzuhalten, der wird übrigens spätestens im Kindergarten eingeholt, denn dort entwickelt der Superheldenkult eine nie geahnte Eigendynamik.

Mit jedem meiner Kinder wurde das Business wilder, penentranter und für Kinder unwiderstehlicher. Und viele dieser gemachten Kults halten genau so lang wie Kinder brauchen, um ihre Eltern breitzuschlagen, dann doch wenigstens ein Puzzle ihres Superhelden zu kaufen.

Wer Glück hat, steigt mit Bob der Baumeister ein (während er versucht, dem Kind noch den Hasen Felix schmackhaft zu machen) - mein Favorit, in dessen Gegenwart ich gerne meinen Kaffee trinke (so denn Linus nicht sieht, dass ich seine heilige Tasse verwende), allein wegen des “Ja wir schaffen das!” Gibt es hierfür das Mädchen Pendant? Vielleicht Prinzessin Lillifee - diese rosa Glitterwelt?

Und irgendwann schwappt dann nach einer kurzen Phase diverser anderer Helden wie den Sids und Mannis und den Madagaskars auch Mr. Spiderman, einer der Superhelden unter den Superhelden, als große Welle über kleine Jungen und damit auch den Rest der Familie. Die Welt des Konsums kennt hier kaum Grenzen. Zum Thema Spiderman gibt es so ziemlich alles. Sogar Walkie Talkies in Form eines ca 25cm großen Spiderman (paarweise natürlich), wobei man das Ohr zum Hören fest an die Spinne drücken muss während man ungefähr in Höhe des Bauchnabels reinspricht. In Kombination mit einem Spiderman Faschingskostüm übrigens eine echte Schau.

Nur leider geht es echten Superhelden nicht anders als den weniger bekannten Spezies wie den Baumeistern und wie sie alle heißen mögen - das gilt auch für Spidermänner. Irgendwann landen sie in der Ecke und danach irgendwann am Boden. Und was am Boden landet und nach Essen oder achtlos hingeworfenem Spielzeug aussieht, das landet zumindest bei uns auf kurz oder lang in den Klauen des Hunds, der wiederum für die sorgfältige Demontage und damit auch dafür sorgt, dass Glanz und Gloria des Superhelden sehr schnell verblassen.  Und genau das ermöglicht mir jenen etwas undezenten Blick auf dieses blau-rote Etwas.

Als Eltern der Punkt, an dem man sich fest, ganz fest vornimmt, dem nächsten solchen Wahnsinn mit Sicherheit energisch entgegenzuhalten, nicht nur das, auch sich alle diesbezüglichen Geschenke von außen vehement zu verbitten und wieder auf der “total pädagogisch” Welle weiterzumachen . Bis zur nächsten Kommerzwelle…