Bookmarks - teilen oder nicht?

Gerade habe ich bei einer Umfrage zu Social Bookmarking Diensten mitgemacht. Social Bookmarking benutze ich ausschließlich zum Nachschlagen, also zum Finden oder um Neuigkeiten abzugreifen. Selbst habe ich keinen Account.

Die Anzahl meiner persönlichen Bookmarks liegt inzwischen, halbwegs duplikatfrei mehrfach im vierstelligen Bereich. Alles liebevoll gesammelt, manches mit Hang zum Sammlerwahn, vieles davon aber dann doch immer mal wieder herausgeholt. Ich möchte keinen Link missen.

Schon lange überlege ich, ob ich mich nicht am Social Bookmarking beteiligen sollte , vielleicht auch den ein oder anderen Link, den ich bereits habe. Mit der aktuellen Umfrage wird auch die Frage wieder aktuell. Gleich zu Beginn: derzeit ist meine Antwort ein klares Nein.

Meine Bookmarks

Meine Lesezeichen (und damit das, was ich bookmark-würdig empfinde) sind ein wildes, aber weitestgehend dokumentiertes und getaggtes Sammelsurium,  das längst wieder einer gewissen Ordnung bedürfte. Früher habe ich das öfter gemacht, aber seit es gibt, das sich um den Abgleich kümmert und gleichzeitig damit auch um die Sicherung, brauche ich das nicht mehr und damit ist etwas Wildwuchs eingekehrt.

Nicht alles, was ich da so habe, ist Social Bookmarking geeignet. Man müsste hier zunächst sortieren.

Natürlich gibt es eine große Rubrik zum Thema Webdesign. Hier finden sich vor allem alte Klassiker, knallhartes Wissen und zeitlose Information, aber auch Links zu Ressourcen. Nicht jene “the 100 most beautiful… ” zu denen ich eine gewisse Hassliebe aufgebaut habe, sondern das, was ich gerne als Perlen bezeichne.
Es gibt aber auch andere Sammlungen, beispielsweise zu Usability, zu HCI, zu Deep Web Search und dann noch eine große Rubrik zu medizinischen Fachinformationen (aus alten Zeiten…).

Hinter vielen Rubriken verbirgt sich viel Arbeit. Tage und Wochen, die ich mit Suchen verbracht habe. Und damit verbirgt sich für mich dahinter auch Kapital.

Ich bin da vorsichtig

Mir fehlt da die Uneigennützigkeit…

Mit meinen Bookmarks bin ich teilweise geizig - ich glaube, das trifft es ganz gut. Klar, die Links auf die Apple Shortcuts, einfach weil ich mir manches einfach nicht merken kann, die interessieren nicht. Manches aber ist für mich Wissen und in der Gesamtheit geistiges Kapital, von dem ich zumindest gelegentlich den Eindruck habe, es verschafft mir doch eines Tages sowas wie Sicherheit oder sogar Vorsprung.

Einige Sammlungen sind durchaus mit kommerziellem Interesse entstanden. Das ist allerdings eine Zeit her, heute ist es meines Erachtens schwierig, mit Links einen Blumentopf zu gewinnen,- eben wegen jener Bookmarking Dienste.

Es kommt aber noch hinzu, dass ich in meinen Bookmarks etwas sehr Persönliches sehe, zumindest in der Gesamtsammlung. Es gibt Seiten, die brauche ich nicht bookmarken, denn ich finde sie an jeder “Straßenecke”. Meine Links sind da anders, eher Informationen, über die ich nach langem Suchen gestolpert bin.

Das Social Bookmarking

Es gibt einige Gründe, sich der Idee des Social Bookmarking zu verschreiben:

  • gute Informationen mit anderen teilen
  • Traffic auf eigene Seiten generieren
  • weitere Möglichkeit zur “Etablierung im Web 2.0″

Meine Informationen mit anderen teilen? Da bin ich aus genannten Gründen vorsichtig. Schaut man sich mal an, was denn so sozial mit anderen geteilt wird, stellt man schnell fest, wie sehr sich die Informationen zum einen ähneln und zum anderen wiederholen. Ein bisschen Design, ein bisschen Lifestyle, ein bisschen Gadget. Ich denke, das deckt einen Großteil der Social Bookmarks ab. Das was ich also öffentlich bookmarken würde, wäre genauso Mainstream wie das, was dort gelegentlich tatsächlich zu finden ist.

Traffic auf die eigene Seite. Das wäre dann doch eher was. Gleichzeitig ist es genau das, was mich abschreckt, da die Dienste vielfach auch dazu genutzt werden, eigene Inhalte nach vorne zu pushen. Das kann nicht im Sinne der Sache sein und führt das Soziale am Social ad absurdum.

Etablierung im Web 2.0, überall seine Spuren hinterlassen. Das mag sinnvoll sein für den, der Produkte oder Services vertreibt, die eben dort auch gesucht und gefunden werden und es mag dann auch noch sympathisch sein, sofern man Web 2.0 nicht zum Totalmarketing missbraucht, sondern authentisch bleibt und schlicht informiert.  Für mich als Freelancer sehe ich keinen Benefit. Meine Kunden sind im Allgemeinen nicht dort unterwegs oder finden den Dienstleister ihres Vertrauens über andere Wege.

Guter Content

Web 2.0 hin oder her: Es wird sich immer mehr die Spreu vom Weizen trennen. Richtig gute Information wird es dauerhaft nicht umsonst geben, behaupte ich.

Dass die neueste Anwendung fürs iPhone durch alle Portale und Bookmarking Dienste geistert, interessiert mich langfristig nicht. Vielfach bekommt man beim Blick auf einen dieser Dienste den Eindruck, da hätte jemand sagen wollen, er habe es auch gelesen. Ein Nice to know. Auch viele Blogeinträge sind einfach Zeitgeist und das ist auch gut so. Es entspricht vor allem meinem Verständnis von Blog. Muss man also nicht zwingend bookmarken.

Das, was ich bookmarke, ist vor allem dauerhaft und auf Wissen hin angelegt. Und daher bleibe ich vorsichtig…

 

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