Das Soziale hinter dem “social”

An “social”, “social media” und insbesondere “social media experts” kann man gar nicht mehr vorbei schauen und lesen. Es ist wichtig, dass es Menschen gibt, die sich einbringen und ebenso wichtig ist es, dass es die gibt, die das Thema “wissenschaftlich beackern”. Aber hat sich eigentlich mal irgendjemand ernsthaft die Frage gestellt, was dieses sozial eigentlich heißt und wie man zum Experten wird?

Ein kritisch, teils pessimistischer Blick auf ein vielsagendes Adjektiv.

Social Media. Ich bemühe mal , stelle mich dumm und greife damit auf die erste, naheliegende Informationsquelle zu.

Social Media (auch Soziale Medien) ist ein Schlagwort mit dem Soziale Netzwerke und Netzgemeinschaften verstanden werden, die als Plattformen zum gegenseitigen Austausch von Meinungen, Eindrücken und Erfahrungen dienen.

Da kann ich mit, auch wenn ich es etwas dünn finde. Ist das wirklich schon alles? Darum macht man so einen Hype?

Die Zukunft der Medien ist social, liest man gelegentlich. Der Autor ist meist ein so genannter Social Media Experte. Ist das wirklich so neu? War das, was irgendwann mit diesem schrecklichen Web 2.0 Attribut ausgestattet wurde, nicht die Idee von “das Internet für alle”? Und stimmt das wirklich?

An zweierlei kann man eigentlich gar nicht vorbeidenken in diesen ach ja so sozialen Zeiten:

  • Wie sozial ist social media wirklich?
  • Woher kommen die ganzen Experten und wozu brauchen wir sie?

Das Soziale hinter social media

Ich glaube nicht mal, dass social media wirklich so sozial ist. Aber erstmal muss geklärt werden, was sozial überhaupt heißt. Sozial heißt in dem Fall ganz bestimmt nicht durchgängig sozial im Sinn von Miteinander oder Verantwortung. Oder kräht hier wirklich ein Hahn danach wie es anderen geht? Sozial heißt wahrscheinlich nicht mehr und nicht weniger als Medien gemeinsam zu nutzen und Rollen verschwimmen zu lassen. Beispielsweise indem via Blog jeder im Rahmen einer Diskussion die Rolle des Autors haben kann. Beispielsweise bei YouTube und Freunden, wo sich jeder als angehender Filmemacher betätigen kann.

Das Wort sozial (von lat. socius = gemeinsam, verbunden, verbündet) bezeichnet wechselseitige Bezüge als eine Grundbedingtheit des Zusammenlebens, insbesondere des Menschseins (der Mensch als soziales Wesen). Es taucht in mehreren Bedeutungen auf.

schreibt wieder .

Wenn es um Wissen geht, um Information, dann bin ich skeptisch, wie es um das Soziale bestellt ist. Hier gewinnt “sozial” eine ganz andere, weniger umgangssprachliche Bedeutung.  Vor allem kann der “teile dein Wissen mit anderen” Aspekt einfach nicht mehr so greifen.

Es ist nicht alles wirklich wert publiziert und gelesen zu werden. Andererseits muss auch nicht alles, was an Wissen vorhanden ist, automatisch gleich öffentlich publiziert werden. Wissen ist geistiges Kapital. Es gibt keinen vernünftigen Grund, dieses Wissen uneingeschränkt zu teilen, womöglich mit dem Erfolg, dass es geklaut wird und sich andere mit geschickteren Geschäftsmodellen die berühmte goldene Nase verdienen. Klar, das ist überzogen formuliert - aber etwas Wahres ist sicherlich dran.

Irgendwann wird sich  die Spreu noch mehr vom Weizen trennen. Guter Content wird irgendwann Geld kosten. Dann ist sozial immer noch sozial, aber in kleinen Grüppchen, die gemeinsam KnowHow ansammeln und dies teilen, aber nur untereinander, in kleinen Zirkeln. Twitter ist übrigens auch so eine Sache, bei der man sich eigentlich genau überlegen sollte, welche Information man weiter gibt und damit per “one shout” in die Welt hinausposaunt.

Der Experte hinter all dem Sozialen

Für all das gibt es Experten. Die sitzen sicherlich auch an den Universitäten und machen dort einen wichtigen und guten Job. Woher aber gibt es plötzlich die ganzen “Social Media Experts”, die uns in Weblogs und via Twitter erklären wollen, wie die Welt der sozialen Medien funktioniert, worauf wir achten müssen und- noch viel besser: wie wir das Ganze zu eigenen Marketingzwecken ausnutzen können? Total uneingennützig klänge da vielleicht gerne mit, “social” klingt schließlich total nach dem Samariter im Gegenüber, oder?

Schreit das nicht geradezu danach, als wäre der selbsternannte Social Media Experte (oder habe ich etwas verpasst? Gibt es einen Studiengang? Ein Diplom?…) genau ein solcher, um Social Media für seine eigenen Marketingzwecke auszunutzen?

Was muss ich sein, um ein Social Media Experte zu werden? Reicht es, überall seine Finger drin zu haben, überall ein bisschen mitzumischen? Gelegentlich ein paar wichtige Worte gespickt mit einer Fülle unverständlicher Buzzwords loszulassen? Vielleicht mal eine statistische Ergebung zu machen? Und wenn dann noch Freizeit bleibt, sich auch ein bisschen Gedanken über die Themen Vermarktung und Nachhaltigkeit zu machen?

Ich bin mal wieder skeptisch. In Zeiten, in denen wiedermal jeder sich selbst der nächste sein muss, will man mir ausgerechnet das Internet und “die Medien” als die neue soziale Zukunft verkaufen? Leute, das könnt Ihr vielleicht Euren Großmüttern erzählen…

Sollten wir uns nicht mal Gedanken darüber machen, was sozial für uns eigentlich bedeutet? Sozial und Networking, all das, dem dieses Feeling “ich bin auch dabei” anhaftet, - und das ist mal meine Prognose- wird genau darauf rauslaufen, dass sich die Guten finden und sich die Spreu vom Weizen trennt. Und wieder ein paar davon werden versuchen, die Dummen zu finden, mit denen der Reibach zu machen ist.

Das wäre ein gängiges Modell. Was das Internet betrifft, so ist SEO ein gutes Beispiel in diese Richtung.

 

Auch was dazu sagen?