Künstlerwebsites - eine andere Geschichte?

Geht es nur mir so? Ich bin eigentlich ein leidenschaftlicher Museengänger und würde mich auch nicht als Kunstbanause bezeichnen. Aber wenn ich da beispielsweise vor einem blauen Quadrat auf weißem Grund stehe, dann frage ich mich doch gelegentlich, ob mir der entscheidende Blick vielleicht verwehrt wurde, denn ich verstehe solche Art der Kunst nicht. Es fällt mir nicht nur schwer, irgendeinen interpretativen Ansatz zu finden, es fällt mir schon schwer, sowas als Kunst gelten zu lassen (da bin ich ganz ehrlich).

Nun passierte es, dass ich auf einer Künstlerwebsite landete…

Es ist nicht irgendein Künstler. Ich kenne ihn nämlich persönlich und das macht einiges einfach anders. Ich mag Elemente seiner Kunst. Einiges würde ich mir gerne ins Wohnzimmer hängen. Seine Website passt zu ihm und zwar nicht nur ein bisschen, sondern perfekt.

Nur… ich verstehe sie immer wieder mal leider nicht ganz, die Website. Manches wirkt irritierend, manches ist aus der ganz normalen Perspektive heraus wenig benutzerfreundlich. Ich kann sie bedienen und finde mich zurecht, habe ein stimmiges Bild vor Augen - aber… ja aber!?

Ich habe ihm das geschrieben und er meinte, er hätte eigentlich immer gedacht, es sei alles total intuitiv… Gut, die Perspektive verstehe ich, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie verstehe, weil ich versucht habe, Zugang zu seiner Kunst zu finden? Es ist vollkommen klar: wer ihn und seine Kunst versteht, der tut sich leicht. Seine Website ist Kunst an sich. Und weil man zu verschiedenen Formen der Kunst auch nicht immer oder sofort Zugang findet, ist das eben auch mit der Website so. Ich kenne nicht viele Künstlerwebsites, das sollte ich vielleicht noch erwähnen. Was ich mir gerne ansehe, das sind Designerwebsites, Möbel beispielsweise, aber das ist etwas ganz anderes…

Kann Kunst benutzerfreundlich sein?

Braucht die Künstlerwebsite keine “Usability”? Schließen sich Kunst und Benutzerfreundlichkeit schon aufgrund des künstlerischen Anspruchs aus? Ist eine benutzerfreundliche Künstlerwebsite ein (ich nenne es mal mangels Alternative) “No Go”? Würde das Kunden verschrecken (auch der Künstler verkauft schließlich gerne)? Ist der Künstler nicht mehr er selbst, wenn er alle Konventionen über Bord wirft? Oder engagiert der Künstler gerne wieder einen Künstler? ;-)

Es soll hier nicht um Analyse gehen, sondern mehr um den Aspekt des Künstlerischen und um die Frage nach einer Grenze dessen, was wir “Usability” nennen und das oft verbunden ist mit recht konventionell anmutenden Elementen.

Was meint Ihr? Ich bin echt noch nicht so ganz schlüssig. Dieses “das eine und das andere sind schon unter einen Hut zu bringen, wenn man es gut macht und richtig angeht” ist mir eine zu simple Antwort, um mich aus dem Schneider zu reden.

 

3 Antworten zum Beitrag “Künstlerwebsites - eine andere Geschichte?”

  1. am 14 Apr 09 um 20:17 meint

    Das Wesen von Kunst ist es, an Grenzen zu gehen, Experimente zu machen, neue Blickwinkel anzunehmen. Das kann sich in unendlich vielen Formen äußern. Dass Kunst sich dem Betrachter als sperrig, als schwer zugänglich darstellt, gehört grundsätzlich dazu. Durchaus auch auf der Website des Künstlers, wenn es seine Kunst angemessen repräsentiert.

    Natürlich kann eine bewusst nicht publikumsgefällige Haltung dem kommerziellen Erfolg entgegenstehen, dem künstlerischen Ziel u.U. aber umso mehr nützen. Was vielleicht durch die Hintertür wieder mehr Erfolg bringt, wer weiß? Solange der Künstler mit der Zugänglichkeit bewusst spielt und es sich nicht einfach um Ungeschicklichkeit handelt, finde ich das ok.

    Im vorliegenden Fall scheint es sich aber eher um ein unterschiedliches Verständnis von intuitiver Bedienung zu handeln. Wie ich es verstanden habe, hat sich der Künstler über ein paar Regeln hinweggesetzt, deren Gängigkeit ihm gar nicht so bewusst waren, hat damit aber seine Kunst authentisch zum Ausdruck gebracht. Das ist wohl ein Spezialfall: Durch Dein Feedback darauf hingewiesen, dass man die Sache auch anders sehen kann, muss er jetzt entscheiden, ob er trotzdem und bewusst bei seiner Struktur bleiben will. Damit wären wir dann wieder beim obigen Fall.

    Als Betrachterin von Kunst nehme ich mir durchaus die Freiheit, nicht alles zu mögen und nicht jede theoretische oder ikonografische Kapriole nachvollziehen zu wollen. Ich erlaube mir, bei aller intellektueller Neugier, einen direkten, emotionalen Zugang zu Kunst. Ein Kunstwerk spricht mich an oder eben nicht. Der Künstler erreicht mich oder eben nicht. Kunst muss nicht, sie kann. Kunst, die mich anspricht, darf auch gerne etwas spröder sein, die Mühe des näher Erkundens mache ich mir dann gerne. Nur mag ich nicht durch jeden Ring springen, weil der Künstler sich um seine Umwelt und deren Konventionen nicht schert. Was wiederum auf die obige Abgrenzung führt.

    Ich denke, Du hast die Frage eigentlich schon selbst beantwortet: Die Website passt perfekt zum Künstler und seiner Kunst. Wer seine Kunst versteht, versteht auch seine Website.
    Damit hätte er dann einen Filter eingebaut, der ihm die “falschen” Kunden fernhält, die “richtigen” aber vielleicht gerade begeistert. Klingt für mich nach perfektem Alleinstellungsmerkmal, nach prägnanter Marke. Soweit ich das so im Abstrakten beurteilen kann …

  2. am 20 Apr 09 um 19:41 meint

    dirk

    ich halte es ein bischen wie meine vorrednerin (oder mein vorredner ?)

    wollen wir dem künstler einfach mal wohlwollend unterstellen, dass er wusste was er mit seiner website gemacht oder in auftrag gegeben hat.
    vieleicht wollte er ja die usability mit absicht etwas “unorthodox” haben, damit sich der besucher der website den zutritt zu seiner kunst erst verdienen oder besser erarbeiten muss.
    vieleicht will er ja nicht jeden von seiner kunst überzeugen oder begeistern, sondern er sagt ganz klar: “wer den zugang zu meiner kunst nicht von selbst findet, der mag einfach woanders schauen”. analog zu seinem webauftritt…
    gruß
    dirk

  3. am 20 Apr 09 um 19:57 meint

    Anne-Kathrin

    Ja, ich seh das auch so und der Künstler fand den Artikel auch interessant und hat sich sehr gefreut, dass die Leute offenbar wissen, wie sie es zu nehmen haben.
    Ich denke, er meinte es genau so… :-)

Auch was dazu sagen?