Benenn mich (bitte) nicht so unmöglich…!.doc

Die Benennung von Dateien aller Art, vom txt, übers rtf und pdf bis hin zum doc, scheint eine der größten Künste, die die Erfindung des Computers mit sich gebracht hat. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt - und den Reaktionen einzelner Betriebssysteme und Server ebenso wenig. Dies wiederum führt zu kaum gekannten Reaktionen verwunderter Benutzer. Wer foppt hier wen, mag man sich da fragen.

Nein, ganz klar, es ist nicht der Benutzer - das Programm ist schuld, ist doch klar. Schlägt es uns nicht schon beim Speichern seltsam kryptische Dateinamen vor, die sich genau an das anpassen, was wir geschrieben haben? Und wir schreiben nunmal wie uns der Schnabel gewachsen ist die Finger auf die Tastatur fallen. Und wie man eigentlich Dateien benennt, das weiß doch jedes Kind, oder?

Es ist alles nicht so einfach. Wir sind Gewohnheitstiere, wir mögen es einfach sprechend, wenn auch nicht immer unbedingt sinnvoll. Ließe man Word und Freunden nämlich immer ihren Willen, dann hätte man wahscheinlich fast auschließlich Dokumente wie ich beispielsweise “Anne-Kathrin Merz.doc” oder “Sehr geehrter Herr XY.doc” neben “Konzeptuellen Überlegungen der besonderen Art.doc” auf seinem Rechner herumschwirren.  Usability ist da wohl etwas anderes, aber eigentlich kann man weder dem liebevollen Namensvorschlag so recht widerstehen noch dem eigenen Wunsch nach etwas “Menschlichkeit” auf dem Rechner.

Warum nur?

Ein Problem ergibt sich natürlich, sobald man versucht, Dokumente von A nach B zu kopieren oder zu verschieben und wir gedanklich ein bisschen weitergehen und nicht mehr nur aufräumen auf dem eigenen Rechner. Da nämlich zeigt sich der Computer von seiner boshaften Art und konfrontiert den ein oder anderen mit Problemen, von deren Existenz er nicht mal zu träumen gewagt hatte. Windows verhält sich ja relativ friedlich und kann sogar mit Dokumenten ohne Namen wie “…rtf” noch etwas anfangen. Übrigens ist auch Novell da relativ gnädig. Lustigerweise gehört beispielsweise auch Sharepoint (das ja nicht wirklich Dokumente speichert sondern Binärdaten im SQL Server) zu den Umgebungen, in denen Dateibenennung nicht trivial ist.  Hier sind einige Zeichen einfach nicht erlaubt. Das Leerzeichen übrigens wird angenommen. Plötzlich spielt die Office Umgebung nicht mehr mit! Erklär das mal denen mit den vielen Menschen, die seit Jahren mit diversen Textverarbeitungsprogrammen und Kalkulationstoos glücklich sind… Die “~Sicherung der Sicherungskopie von vorgestern.doc” brauchen Sie nicht mehr, denn… Hex!Hex! - es gibt die Versionierung, die  kümmert sich schon drum. Die “Verknüpfung mit dem Schreiben vom 29.lnk” ist auch ein Konstrukt von gestern, denn die Suche funktioniert viel besser als sich das jeder Windows User träumen lässt und lässt seltsame Verlinkungen aller Art so richtig blass aussehen.

Begeben wir uns Richtung WWW. Warum lässt sich eigentlich “http://www.meineDomain.xy/meine wunderschöne Datei.zip” nicht öffnen? Zauberei? Boshaftigkeit des Webdesigners? Mitnichten - wieder einmal hat ein böser Rechner zugeschlagen. Der Apache mag es einfach nicht und quittiert den verzweifelten Versuch eines ratlosen Nutzers mit einer 404-Meldung. Es gibt so viele Sachen zu bedenken, fällt einem da ein, denn trotz aller Ermahnungen wird wieder das Gewohnheitstier im Menschen zuschlagen. Und der macht sich wiederum keine Gedanken darüber, was Leerzeichen in der Browser-Adresszeile bewirken oder Umlaute.

Leidtragend

Man fühlt sich ein bisschen seltsam mit diesen gebetsmühlenartigen Hinweisen. Eigentlich sollte es doch viel besser laufen: Usability ist etwas anderes. Don’t make me think! schreit der User gedanklich und würde sich wahrscheinlich nicht daran stören, wenn die Leerzeichen automatisch zu “_” würden oder sich sämliche Ääähs dieser Welt automatisch in Aeaeaehs verwandeln würden. Man wisse doch, wie es um die Regeln stünde, und man schwöre, diesen komischen Dateinamen habe man sicherlich nicht vergeben.

Stattdessen konfrontieren mich die Kisten Rechner und Betriebssysteme  mit dem Problem, mich rauswinden zu müssen, die Gratwanderung auf mich zu nehmen zwischen Verständnis für dem User und dem Wissen darum, dass ich bereits drei Monate und sechs Monate vorher ein ähnliches Problem mit ähnlichen Worten versucht habe zu lösen. Also begebe ich mich zur Wurzel des Übels, lasse eine Suche laufen, ersetze brav alle Tilden durch Nix (sprich lösche Sicherheitskopien), eliminiere alle Verknüpfungen, ersetze brav die Leerzeichen durch irgendetwas Nettes, Umlaute durch Aes und Ues und Oes und kümmere mich gleichzeitig noch um schöne Benennungen im Frontend der Website (denn auch ich mag es dann lieber leserlich), und teste alles noch einmal durch. Ich kann zaubern… ich habe wieder einmal Menschen glücklich gemacht und frage mich, warum eigentlich immer noch dieses Gerücht umgeht, es sei alles so einfach mit dem Computer. Warum mach ich hier eigentlich seinen (also des Computers) Job oder muss vorab irgendwelche Tools finden, die seinen Job machen?

Übrigens bin ich selbst ein solches Gewohnheitstier. Wenn es wirklich mal schnell gehen muss, so richtig schnell, dann ist es mir lieber, ich hab da eine gespeicherte Datei, die irgendwie heißt, als dass mir irgendwas verlustig geht.

 

3 Antworten zum Beitrag “Benenn mich (bitte) nicht so unmöglich…!.doc”

  1. am 16 Jan 10 um 19:27 meint

    seven of nine

    Hallo allesamt,

    mal eine unverschämte Frage völlig OffTopic in die Runde.
    Das BSI rät seit gestern, den IE nicht mehr zu verwenden, da er nach dem Hack in China als unsicher gilt und es noch keinen Patch gibt.
    Habt ihr das gewusst, hat das jemand mit bekommen?
    Ich nicht und finde es geradezu skandalös, das die Medien nicht berichten.

    Quelle für den Worst Case:

    Oder direkt zum BSI:

    Gruß seven

  2. am 16 Jan 10 um 21:50 meint

    seven of nine

    Hallo nochmal, Anne-Kathrin.

    Sorry für den Überfall. Das eigentliche Thema war zum Schmunzeln, einen Kommentar darauf hatte ich allerdings nicht. Es war schon alles gesagt worden.
    Zu Deinem extra Post muss ich mir selbst erst mal Gedanken machen, da Du darin sehr interessante Fragen aufwirfst.
    Bspw. gab es auf den Firefox letztes Jahr 118 Angriffe. Davon gingen viele auf die von mir (aus Bequemlichkeit) genutzte Möglichkeit, Passwörter zu speichern. Die Empfehlung zum Browserwechsel ist auch aus Sicht der Microsoft-Poweruser offensichtlich einfacher gesagt als getan.

    Gruß seven

  3. am 16 Jan 10 um 22:01 meint

    Anne-Kathrin

    Danke Seven für die Diskussion!
    Das Problem Internet Explorer ist aber sicherlich im Gegensatz zum Firefox die enge Verbundenheit mit dem Betriebssystem… wer weiß? Das sollte nachdenklich machen… Wir alle wissen, dass es für keine Software die totale Sicherheit gibt.

Auch was dazu sagen?