Re-Design. Und der Inhalt?

Layout (Design) und Inhalt einer Website gehören untrennbar zusammen. Der mögliche “Kit” beider Komponenten: Navigation? Informationsarchitektur? Usability? - alles Komponenten des Webdesigns, alles Aufgaben des Webdesigners.

Allerdings ist leider nicht immer von Beginn an klar, welche Dimensionen eine Website annehmen wird. Nicht immer (auch das gehört dazu) werden vorab ausreichend Gespräche geführt, Analysen betrieben und Usability Überlegungen angestellt.  Und so kann es dann passieren, dass Design und Inhalte eben irgendwann nicht mehr recht wie aus einem Guss erscheinen. Es muss etwas passieren - denken zumindest wir. Endlich steht ein Re-Design an…

Soweit also mein Szenario: eine Website ist gewachsen und soll nun einen neuen Anstrich bekommen. Ein ganz typisches Szenario aus dem Alltag. Bei dieser Gelegenheit kommen natürlich auch strukturelle Überlegungen zur Sprache, vor allem natürlich wird sich der Webdesigner so seine Gedanken machen, denn das ist sein Job.

Ersteinmal aber: Wie ist eine potenzielle Ausgangssituation?

Was passiert, wenn Inhalte, Strukturen und Design auseinanderklaffen?

Es ist alles mögliche denkbar, beispielsweise:

  • Die Navigationsstrukturen sind zu flach,
  • die Inhalte sind nicht mehr vernünftig gruppiert und gegliedert,
  • die Menüswerden damit unter Umständen recht lang und
  • die Benennung einzelner Items inkonsistent und überdimensionier.

Eine günstige Gelegenheit, solche Aspekte, die uns Webmachern wahrscheinlich eher auffallen, als einem engagierten Website-Betreiber, anzusprechen und damit bestehende Probleme zu beheben, ist ein “Re-Design” eines Internet-Auftritts: allein schon eine neue Optik, ein Designentwurf bringt einen auf einige Ideen, in deren Zug man unkompliziert auch die Re-Strukturierung von Inhalten kommunizieren kann.

  • Welche Möglichkeiten gibt es, mit möglichst wenig Aufwand und ohne dabei die Website komplett auch inhaltlich zu überarbeiten, strukturelle und inhaltliche Probleme in den Griff zu bekommen?
  • Welche Vorschläge lassen sich schnell und unkompliziert “an den Mann oder die Frau” bringen?

Kleine Vorarbeiten

Identifizierung von Problemzonen

Am Anfang steht ganz klar die Identifizierung der einzelnen Problemzonen:

  • wo stehen Inhalte allein, die man zusammenfassen könnte
  • werden die besonders wichtigen und interessanten Inhalte wirklich hervorgehoben präsentiert, sind sie erkennbar (natürlich auch zielgruppenorientiert)
  • gibt es eine Trennung von allgemeiner und Detailinformation

Ziele definieren

Die Ziele liegen auf der Hand, hier nur einige Beispiele (abseits übrigens zunächst jeder “Click For Action”-Theorien)

  • Inhalte sollen “sanft” umstrukturiert und gegliedert werden
  • Menüs sollen gestrafft und gegliedert werden
  • Menübenennungen sollen auf ihre Aussagekraft hin überprüft werden
  • zusätzliche Navigationselemente sollen zielgruppenorientiert für mehr Überblick sorgen

Überlegungen und Vorschläge für den Website-Betreiber

Folgende Beispiele sind Überlegungen, die entweder einzeln oder auch in Kombination dazu eingesetzt werden können, die Navigation zu erleichtern und mehr Struktur in die Website zu bringen. Sicherlich keine vollständige Liste, hoffentlich aber ein Anreiz weiterzudenken.

Zielgruppenorientierte “Quicklinks”

Mit zielgruppenorientierten Menüs (ich stelle mir hier entweder (unschöner) Drop-Downs oder (schöner) etwas aufklappbares AJAX-lastigeres vor) beispielsweise direkt auf der Startseite können die Besucher je nach Interessenslage oder Kenntnissstand direkt dorthin geführt werden, wo sie wahrscheinlich das finden, was sie wissen wollen. Interessant ist das bei Websites mit recht inhomogenen, aber leicht trennbaren Besuchergruppen, beispielsweise Händler/Kunden oder Ärzte/Patienten.

Wer bereits eine Analyse des Besucherverhaltens hat, ist hier natürlich im Vorteil und kommt zunächst auch guten Gewissens ohne weitere Usability-Tests oder Benutzerbefragungen aus.

Ziel: zusätzliche Navigationselemente für mehr Überblick

Einführung weiterer (Navigations/Seiten)-Ebenen

Flache Hierarchien bedeuten viele Seiten. Oftmals kann man zusammenfassen, indem man einfach Inhalte verschiebt  und in gemeinsame Navigationsebenen “schaufelt”. Die Kandidaten, die dafür in Frage kommen, entdeckt man recht schnell: ähnlich benannte Menüs, ähnliche Überschriften, ein “gemeinsamer Topf”. Ziel: Straffung von Menüs

Inhalte auf einzelnen Seiten zusammenfassen

Es ist natürlich auch eine Frage von SEO, ob Inhalte eine eigene URL (eine eigene Seite) verdient haben.  Für mich ist SEO ein Aspekt unter vielen. Überlegenswert, ob nicht auch mehrere Inhalte (sauber getrennt) auf einer Seite Platz finden können.

Ziel: kurze Menüs und “knackige”, aussagekräftige Menübenennungen

Inhaltsverzeichnisse und Teaser

Hand in Hand geht der letzte Punkt mit Inhaltsverzeichnissen und Teasern. Inhaltsverzeichnis meint damit nicht etwa eine Sitemap, sondern wirklich etwas, das wir aus dem Print kennen und das in vielen Fachbüchern auch am Anfang von Teilen eines Buchs oder einzelnen Kapiteln eingesetzt wird - ein Sitemap-Ausschnitt sozusagen. Oder doch wieder nur ein Menü? Für mich steht das Inhaltsverzeichnis im Gegensatz zum Menü “beim Text”, bei den Artikeln, direkt im Hauptbereich einer Seite. Teaser kennen wir alle. Leider ist das die Variante, die zumindest erfordert, dass man in irgendeiner Form “über den Text” geht und gegebenenfalls auch Kurzfassungen erstellt.

Ziel: zusätzliche Navigationselemente schaffen mehr Überblick

Überblicksseiten

Gerne passiert es mal, dass aufgrund von Strukturen “Überblicksseiten” entstehen, die irgendwie gefüllt werden müssen und (ich kenne das selbst) ein bisschen zum kritischen Punkt werden, will man sie eben nicht im Blogstil mit Teasern füllen. Ich finde, es gibt wirklich spannende Ideen. Viele Besucher haben Fragen oder ein Informationsbedürfnis, das sie nicht klar formulieren können.

Ziel: Benutzer schnell zum gewünschten Inhalt führen.

Fazit

Optische Neugestaltung (im Sinne einer Umgestaltung im Gegensatz zu einem sanften Re-Design an einigen Stellen) ist für mich nicht von wenigstens rudimentären, strukturellen Überlegungen zu trennen. Die Architektur und das Look & Feel sind mindestens über die interaktive Ebene fest miteinander verdrahtet - und die heißt nunmal unter anderem Navigation.

Nicht immer müssen ganze Websites umgetextet oder sogar komplett neu gemacht werden, wenn die Struktur nicht mehr passt. Es gibt durchaus Möglichkeiten, mit “kleinen” Maßnahmen die richtige Richtung einzuschlagen und dadurch mit Hilfe kleiner Strukturänderungen und neuer “Module” Aspekte wie Benutzerfreundlichkeit zu verbessern.

Sobald sich Usability-Probleme eingeschlichen haben, ist ein neuer Anstrich mehr als eine Chance, es besser zu machen. Ob sich hinter diesen Vorschlägen wirklich die “kleine” Variante verbirgt? Das bleibt natürlich fraglich. Sicherlich aber ist es weniger aufwändig als eine komplett neue Website.

Natürlich stehen hinter alledem immer Fragen wie Usability-Tests und so weiter. In der Praxis jedoch gilt es oft, ein wenig aus der Not eine Tugend zu machen…

 

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