Gespräch über Websites, Marketing und Qualität

Dieser Tage hatte ich eine Unterhaltung mit einer Bekannten, die ein kleines Unternehmen führt. Es ging um Websites, um Marketing und um Qualitätsanspruch. Interessant deshalb, weil es ein offenes Gespräch war, bei dem wir uns ganz locker und informativ austauschten. Natürlich ist dieses Gespräch nicht repräsentativ - und ich bin kein ausgewiesener Marketingspezialist.

Es ist ja eine Frage, die einen immer wieder beschäftigt: Was will der Kunde? Welchen Benefit ziehen vor allem die vorwiegend regional tätigen Unternehmen aus dem Medium Internet? Was braucht der Kunde wirklich? So wie es umgekehrt natürlich auch die Frage des Websitebetreibers/Auftraggebers ist, ob man wirklich all das braucht, was der Markt hergibt.

Ein Erfahrungsbericht

Jene Bekannte hatte mir bereits vor Monaten von ihrer relaunchten Website erzählt (damals kannten wir uns weniger gut als heute). Die sei jetzt endlich so aufgebaut, dass sie selbst Inhalte einstellen könne (ich wisse schon, was sie meine…, sie hatten sich für ein Redaktionssystem entschieden). Eine Entscheidung übrigens, die nicht so selbstverständlich gewesen zu sein scheint und etwas, dass als Errungenschaft anerkannt wird: Früher seien sie abhängig gewesen von einer Agentur, die dann schnell mal das Komplettpaket verkaufen wollte.

Jetzt aber fühle sie sich unabhängiger und käme auch günstiger weg. Sie sei natürlich geschult worden und habe, so meinte sie, selbst einen Kurs besucht, um ihre HTML Kenntnisse zu erweitern und dabei auch Dinge erfahren, die ihr der Dienstleister nicht erzählt habe (schade!). Etwas Sorge bereitete ihr damals das Thema Online Marketing. Hier hätte sie sich mehr Beratung gewünscht als sie bekommen habe und daher sei sie nun dabei, sich inhaltlich einzubringen und sich selbst fortzubilden. Sie hörte sich sehr interessiert von mir an, was es da eigentlich an Möglichkeiten gäbe. Leider bin ich nicht dazu gekommen zu fragen, ob und wie sie denn diese anfänglichen offenen Fragen in den Griff bekommen hätte.

Es wurde schnell klar: sie wollte unheimlich gerne wissen, wie “das” denn nun eigentlich funktioniert, um es auszuprobieren. Sie wünschte sich Unabhängigkeit und sie wünschte sich System und Technik, so präsentiert und so gemacht, dass sie sich selbst darum kümmern kann, soweit ihr das möglich ist. Vor allem war und ist sie aber -so schien mir- offen für eine faire Beratung und bereit, Neues auszuprobieren.

Qualität, von A bis Z

Insgesamt sei sie der Meinung, dass der eigene Qualitätsanspruch sich im ganzen Marketing widerspiegeln müsse und diesem Aspekt müsse man inzwischen immer mehr Bedeutung beimessen. Da wären zum einen Printprodukte wie Broschüren, die auf ganzer Linie professionell gestaltet sein müssten, zum anderen aber eben auch das Internetangebot. Der Stellenwert, das betont sie allerdings nicht explizit, von regional fokussierten Werbekampagnen, scheint aber doch noch wichtiger zu sein oder zumindest wahrgenommen zu werden- was ich aus der Praxis heraus als Teil des Ganzen für durchaus sinnvoll erachte: hier spielen Print, Mund zu Mund Propaganda oder Präsenz auf örtlichen Veranstaltungen die Vorreiterarbeiterrolle, während das Internet die letztliche Überzeugungsarbeit leisten kann. Das “Gefunden werden” übers Internet ist also offenbar zunächst regional ausgerichtet, alles weitere im ersten Schritt ein “nice to have”.

Der Zeitfaktor, Unabhängigkeit und Flexibilität

Die Zeit renne ihr bei diesen Aufgaben allerdings immer davon. Seit sie dazu übergegangen sei, viel selbst zu erledigen und nicht für jede Marketingmaßnahme Rundumpakete mit allem administrativen Aufwand extern zu vergeben, habe sie eben damit auch mehr zu tun, aber auch das große Plus von mehr Unabhängigkeit und Flexibilität. Sie begrüße es durchaus, dass sie nicht einfach ohne weitere Rückfragen der Art “für einen Kostenvoranschlag brauche ich mehr Details” Angebote bekäme und generell mache sie gerne einiges selbst, sehe aber, dass dies eben alles mit einem enormen Zeitaufwand verbunden sei. Was übrigens die Sache mit den Angeboten damals für die Website beträfe, so seien die eigentlich “sowieso alle relativ gleich” gewesen - der größte Unterschied hätte im Preis gelegen. Und was da aufgrund Zeitmangel wahrscheinlich oft zwangsläufig hinten angestellt werden muss, so meine Vermutung, ist die aktive Nutzung der Website. Wichtig ist offenbar auch die finanzielle Frage. Klar, warum sollte es hier anders sein als im täglichen Leben.

Mein ganz persönliches Fazit

Zusammenfassend war dieses Gespräch für mich aus mehrerlei Hinsicht interessant:

  • es ist (immer noch) eine Errungenschaft und offenbar nicht immer selbstverständlich, dass Websitebetreiber die Inhalte Ihres Webangebotes selbst gestalten (edit und hier nochmal Danke an Nicolai und seinen Kommentar ) erstellen, verändern und verwalten können. Dies spricht klar für den unbedingten Einsatz eines Content Management Systems
  • Flexibilität und Unabhängigkeit werden groß geschrieben. Dies spricht für mich klar für die Nutzung von Standards und weniger für den Einsatz von Eigenproduktionen
  • Eigeninitiative ist durchaus gefragt. Dies spricht für modulare Konzepte beim Dienstleistungsangebot.
  • das Thema Suchmaschinen und Online Marketing ist wirklich ein Thema, es bedarf jedoch noch einiger (realistischer) Aufklärungsarbeit und Beratung. In diesem, wie ich es oben “nice to have” des Online Marketings genannt habe, scheint eine Menge Potenzial zu stecken, für das man die Website Betreiber durchaus begeistern kann

Für mich positiv und anregend. Das Bewusstsein auch kleiner Unternehmen, die sich im Web präsentieren möchten, ist da, wie man es aktiv noch mehr nutzbar macht, muss wahrscheinlich kommuniziert werden. Es gibt einen Professionalitätsanspruch und einen Qualitätsanspruch. Es geht nicht ums “Do it yourself”. Man will sich zu Recht nicht selbst mit technischen Fragen belasten. Es geht daher um ein Werkzeug. Das Thema Content Management wird wirklich als das angenommen, was es sein soll: es bietet rundum Flexibilität,macht unabhängig und ist, richtig und inividuell konfiguriert, das passende Werkzeug, als Websitebetreiber selbst aktiv und kreativ zu werden. Gut so!

Erzählen (und damit verkaufen) lassen möchte man sich beim besten Willen auch nicht alles. Einfachheit und Realitätsnähe sind gefragt. Wahrscheinlich ist aber auch der eigene Wunsch danach, sich qualitativ positiv von der Konkurrenz abzuheben, der eigentliche Schlüssel zu vielem.

Sicherlich kein Gespräch im Sinn von allgemeingültig, aber eines das zeigt, dass und wie sich Unternehmer Gedanken über Internet und Online Marketing machen. Themen wie “Open Source” oder “Web 2.0″ spielen da als Begrifflichkeit oder sogar Konzept eine nur untergeordnete Rolle. Interessant aber dafür umso mehr präsent: die Frage nach dem Gefundenwerden im Internet.

Fragen bleiben für mich natürlich, auch angesichts der unvollständigen Unterhaltung, insbesondere, ob der Wunsch nach Flexibilität vielleicht ein Trend ist, auch bei kleinen Unternehmen. Und in wie weit geht es nicht mehr vor allem darum, sich im Internet zu präsentieren, Inhalte zu erstellen sondern das Medium auch aktiv als Kanal zu nutzen? Welche Rolle spielt der Zeitfaktor?

Gespräche wie diese empfinde ich ein wenig wie ein Geschenk, auch weil sie mir zeigen, wo ich stehe, wo es hingehen kann und mich mal wieder nachdenken lassen, vor allem über die Chancen, aber auch über ganz praktische Fragen.

 

3 Antworten zum Beitrag “Gespräch über Websites, Marketing und Qualität”

  1. am 30 Okt 08 um 13:54 meint

    Das “Websitebetreiber die Inhalte Ihres Webangebotes selbst gestalten können” ist unglücklich formuliert. Mit einem Redaktionssystem sollten sie ihre Inhalte ändern und erweiteren können. Aber ich sorge bei meinen System dafür, dass Kunden möglichst wenig Optionen haben, die Darstellung zu beeinflussen. Das zerhackt nämlich auf Dauer immer immer immer das Design.

    Wenn es um regionale Betriebe und CMS geht, setzen einige manchmal auch die falschen Prioritäten. Mitunter macht eine Anzeigenserie in Tageszeitungen nämlich mehr Sinn als ein CMS. Manchmal hört man “Wir brauchen ein CMS” - weil alle eins haben. Dabei wären bei einem begrenzten Budget kleine Printkampagnen sinnvoller. Je nach Branche eben.

  2. am 30 Okt 08 um 14:02 meint

    Anne-Kathrin

    Erst wollte ich dir widersprechen.
    Jetzt überlege ich an einer alternativen Formulierung und werde das wohl überarbeiten. Danke für den Hinweis!
    Ich meine natürlich - auch im Sinn der Kreativität, auch ein vielleicht kritischer Begriff- keinesfalls das “sich austoben in bunten Farben” etc.
    Da wären wir dann wieder beim Thema Editoranpassung….

    Ja, es kam in dem Gespräch auch heraus, dass es für sie im Moment eher darum geht, regionales Marketing zu betreiben und dort immer die Priorität liegen wird. Ich glaube, es ist bei vielen noch nicht so recht raus, was sie mit einem Webauftritt überhaupt wollen (sollen) -außer dem Aspekt, den du auch schon beschreibst “sowas hat man doch heute”. Das ist das Thema, das mich im Moment sehr beschäftigt, weil ich mich genau das frage, ob wirklich jedes regionale Unternehmen ins Internet muss und wenn ja, aus welchen Gründen und mit welchen Zielen. Die Möglichkeiten des Internets sind gerade regional eine spannende Sache.

  3. am 30 Okt 08 um 14:11 meint

    Anne-Kathrin

    mein Edit nun noch kommentiert… mir hätte “…ihre Website inhaltlich gestalten” besser gefallen, ich denke aber, um den gestalterischen Ansatz hier wirklich auf Text und Medien zu beschränken und abzugrenzen von der optischen Darstellung, bin ich mit jener, vielleicht langweiligeren, aber deutlicheren Formulierung auf der sicheren Seite.

Auch was dazu sagen?