Silverstripe - ein Schimmer am CMS Horizont?

Dieser Tage habe ich mir aufgrund einiger hoffnungsvoller Äußerungen heruntergeladen. Gestern hatte ich dann Zeit für die Installation und damit auch für einen ersten allerersten Eindruck.

Eigentlich möchte ich hier gerne schon mehr schreiben, aber ich sehe sehr schnell: das wird nicht gehen, ohne dass es unqualifiziert wird. Sollte ich hier tiefer einsteigen, kann man das in einzelnen Tutorials abhandeln. Die Frage ist also erstmal:

Silverstripe- ein echter Silberstreifen am CMS Horizont?

Was mich zunächst interessiert, gliedert sich in folgende Bereiche:

  • Was kann Silverstripe und wie funktioniert es für mich als Entwicklerin?
  • Was bietet Silverstripe an Funktionalität für den Benutzer?
  • Ist es einfach zu bedienen?

Grund ganz einfach: warum sollte ich mich in Silverstripe einarbeiten? Und wo liegt der Benefit?

Silverstripe hat hier ein “Problem” und das gleich vorneweg: es ist schlicht nicht möglich, nach 2-3 Stunden auch nur annähernd zu sagen, ob das zur neuen Lösung fürs eigene Business werden soll. Ich hatte für mich den Eindruck, schon allein bei der Beantwortung der Frage, ob sich eine Einarbeitung lohnt, tiefer eingestiegen zu sein, als ich das eigentlich wollte. Und dennoch bleiben einige Fragen weiterhin offen.

Installation

Die Installation verlief auf meinem lokalen XAMPP problemlos. Etwas irritierend vielleicht die Positionierung des Install Buttons und der Hinweise, nämlich oberhalb der Settings zu Datenbank und Admin Account. Das war aber dann auch schon alles, Silverstripe ist schnell installiert. Mit One Klick befindet man sich dann auch schon im Admin Menü. Ich entscheide mich übrigens für die Theme Variante, nicht für die Tutorial Version.

Erster Überblick im Admin Bereich

Hier muss zumindest ich als Joomla und TYPOlight User erstmal zurecht finden. Es fehlt beispielsweise der universelle “Settings” Knopf und es fehlt auf den ersten Blick so einiges, was man bei anderen Systemen sofort findet. Das wirkt auf mich etwas “rudimentär”. Die Aufteilung in Seitenbau, Bilder und Dateien, Sicherheit, Kommentare und Statistik wirkt zunächst etwas willkürlich. Es hilft nichts, ich gebe es zu: ich bemühe relativ schnell das . Eigentlich hatte ich etwas Selbsterklärenderes erwartet. Selbsterkärend ist das alles nicht (unbedingt). Die Online Dokumentation übrigens empfinde ich als anstrengend zu lesen.

Es wird schnell klar: Silverstripe ist offenbar unheimlich flexibel, erfordert aber eine längere Einarbeitungszeit und ohne die kratzt man lediglich an der Oberfläche. Mit Joomla und auch TYPOlight hat allein der Ansatz wenig zu tun. Sliverstripe: eher eine Mischung aus CMS und MVC basiertem Framework.

Aber zurück zum ersten Eindruck.

Settings, Benutzerverwaltung

Die typischen Settings können zumindest nicht im Backend vorgenommen werden: Wie beispielsweise setzt man die maximale Upload Größe für Dateien? Wie ist das mit suchmaschinenfreundlichen URLs? Wie mit Email Versand? Wo setzt man Zeit und Datum? Man kommt nicht sofort rein. Das muss also beim ersten Eindruck warten. Wie sich später herausstellt, muss man hier noch selbst in der Konfigurationsdatei Einträge erstellen. Dies ist aber recht gut dokumentiert - so weit so gut.

Die Sprache, soweit komme ich schnell, setzt man über das eigene Profil. Damit ist der Adminbereich auch über ein deutschsprachiges Backend bedienbar. Leider verbleiben einige Informationen englischsprachig. Schwierig nicht für mich, aber ohne Anpassung vielleicht dann doch für den ein oder anderen Kunden.

Etwas enttäuscht bin ich aufs Erste von der Benutzerverwaltung und Rechtevergabe. Es ist nicht so schön granular festzulegen, wie ich das von TYPOlight gewohnt bin und verstehen kann ich da manches auch nicht so recht, weil sich User Interface und Dokumentation teilweise unterscheiden. Und dann auch schon die ersten, nicht so schnell reproduzierbaren Fehler. Eigentlich ein Killer, ich bin da recht rigoros. Leider bringt mich die Doku diesbezüglich nicht recht weiter.

Der Adminbereich: Inhalte verwalten, das Konzept hinter der Seite

Das Admin Interface präsentiert sich wie das vieler anderer Content Management Systeme.

Im Content Bearbeitungsbereich bespielsweise links der Seitenbaum, rechts die Seitenbearbeitung, im Bild und Dateimodus links ein Dateibaum, rechts die Dateibearbeitung. Man muss sagen, gerade was die Seitenbearbeitung betrifft, hat man sich bei Silverstripe etwas einfallen lassen: klar, aufgeräumt und intuitiv. Das Prinzip der Tabs ist zwar nicht neu, aber hier einfach noch einen Tick anders gelöst. Ich glaube, das ist gut verständlich, wenn man sich erstmal etwas eingearbeitet hat und wird auch dem mit weniger Affinität zur Technik Spaß machen. Die Bildauswahl beispielsweise öffnet sich sehr übersichtlich separat rechts, anders als bei vielen anderen Systemen.

Interessant auch, Formulare als Seitentyp zu interpretieren (bzw. Seiten mit einem Verhalten auszustatten) und mit dem Formular könnte es nun wirklich einfacher nicht gehen: wieder ein System, bei dem man keinerlei größere Kenntnisse braucht, um ein simples Formular zu erstellen. So wie mit den Formularen funktioniert es übrigens auch mit anderen funktionalen Erweiterungen, beispielsweise dem Blog oder der Shoperweiterung. Die habe ich nicht installiert, man kann das aber in der Silverstripe Online Demo sehr gut sehen. Diese Sache mit dem Seitentyp wird erst klar, sobald man sich etwas näher mit der Templategeschichte befasst hat.

Template, Theme, Layout und alles, was dazugehört

Das Layout funktioniert bei jedem CMS anders und da bleibt einem nichts anderes als Einarbeitung. Auch die Terminologie differiert überall so ein bisschen. Für mich hat Silverstripe wieder eine völlig neue Vorgehensweise als das, was ich bereits kenne.

Auf den ersten Blick zwar verwirrend, wird schnell klar, dass die Template Engine wirklich stark ist und man mit etwas Code einige Redundanzen vermeiden kann. Dies vermisse ich etwas bei TYPOlight. Überhaupt ist alles extrem flexibel, aber damit gleichzeitig auch viel Handarbeit, scheint mir.

Was ich zunächst nicht so ohne Weiteres erkennen kann, ist die Umsetzung komplett modularer Seiten so wie ich das mit TYPOlight wirklich wunderbar machen kann. Da bin ich mir aber sicher, liege ich mit meinem Eindruck der Flexibilität nicht so falsch, das wird gehen, sobald man sich eingearbeitet hat.

Etwas nervig empfinde ich die Geschichte mit dem Cache und die immer wiederkehrene Aufforderung, URLs mit agehängtem “?flush=1″ aufzurufen.

Silverstripe erweitern

Für Silverstripe gibt es einige recht interessante Erweiterungen, beispielsweise einen Blog, eine Online Shop Erweiterung und eine Bildergalerie, die ich testhalber installiere.

Auch hier wieder das, was mir, die ich lieber gerne selbst ausprobiere, nicht sonderlich gut gefällt: wohin mit der heruntergeladenen Datei?, - dazu braucht man die Doku. Auch das Ausführen von (in meinem Fall) http://localhost/silverstripe/db/build (um die Tabellen auf den neuesten Stand zu bringen) nicht unbedingt naheliegend. Das alles wirkt optisch noch etwas ausbaufähig. Dann aber geht alles ganz schnell und der neue Seitentyp Galerie steht zur Verfügung.

Gallery ist übrigens eine etwas irreführende Bezeichnung: die Erweiterung (bei Silverstripe Modul) kann weitaus mehr als nur Bilder anzeigen. Details habe ich mir natürlich bisher nicht angesehen. Damit ersetzt sie vielleicht auch die für mich fehlende Download Erweiterung. Ein Manko übrigens: ich finde nichts, um Bilder zu beschreiben oder zu betiteln.

Übrigens habe ich mit der Anzeige der Galerie so meine Probleme, auch nach dokumentiertem Troubleshooting. Mit dem Blog klappt alles ganz prima.

Sowas wie ein erstes Fazit

Was sich schon bei allen Fragen rund um das Layout zeigt, erweist sich dann als richtige Einschätzung beim tieferen Blick in Doku und Tutorials: es ist alles viel, viel Handarbeit, aber Silverstripe gibt einem die Werkzeuge für alles, was man braucht, in die Hand. Ohne Dokumentation scheint man bei den ersten Schritten zunächst ziemlich hilflos, weil nochdazu vieles auf einer “virtuellen Ebene” spielt und damit nicht über Verzeichnisstruktur und Dateinamen reproduzierbar ist.

Der Fehler, den ich während der Rechtevergabe einer Gruppe bekommen habe, war für mich zunächst mal ein Alarmsignal. Sowas darf nicht sein, wenn ich mit einem System produktiv sein möchte.

Den Adminbereich (übrigens gab es auch hier Probleme beim Einloggen mit Testusern) finde ich wenig ansprechend. Er könnte meines Erachtens auch etwas schneller laden. Zwar erklärt das Tutorial auch, wie man Änderungen an der Optik vornimmt, es wäre für mich jedoch angenehmer, sofort mit einem hübschen Design konfrontiert zu werden. Naja, Wordpress würde diesbezüglich auch keinen Wettbewerb gewinnen. Positiv hingegen haben mich die Aufmachung und Logik hinter der Erstellung der Inhalte und Seiten überrascht. Auch das Drag and Drop von Seiten ist eine schöne Sache.

Silverstripe erweitern halte ich für noch etwas umständlich, vor allem die Build Anweisung.

Die Template Engine und die Themes kommen mir schon beim ersten Hinschauen sehr stark vor. Wie insgesamt das ganze System. Eben MVC (das habe ich übrigens nur aus der Doku, wie es letztendlich umgesetzt ist, kann nur ein Blick in den Code zeigen) . Nichts für Designer, würde ich mal auf die Schnelle sagen, sondern eher was für Bastler. Und was für die Liebe auf den zweiten oder dritten Blick.

Soweit mein erster Eindruck, für alles Weitere, das wird schnell klar, braucht man Ruhe, Geduld, die Online Doku und offenbar auch ein Stück weit Lust am Programmieren. Und irgendwie bin ich mir auch noch nicht so ganz sicher, ob da nicht doch noch ein paar Verbesserungen nötig sind.

Insgesamt bin ich noch nicht recht weitergekommen hinsichtlich rein praktischer Fragen wie Mehrsprachigkeit, Kodierung und so weiter. Mir fehlt nach wie vor ein klares Fact Sheet, dem ich einfach und schnell entnehmen kann, was Silverstripe drauf hat. Die Website hinterlässt diesbezüglich leider keinen so guten Eindruck bei mir.

Im Moment für mich kein Grund, an meinen CMS Präferenzen in irgendeiner Form zu rütteln. Aber vielleicht ein Kandidat, wenn es mal um Sonderwünsche gehen sollte, denn dann ist man mit einem soliden Framework oft besser bedient als mit einem starren CMS.

 

9 Antworten zum Beitrag “Silverstripe - ein Schimmer am CMS Horizont?”

  1. am 17 Okt 08 um 12:07 meint

    Hallo,

    der erste Eindruck täuscht gewaltig, da der Großteil der eigentlichen Konfiguration vom Programmierer durchgeführt wird. Ich habe inzwischen ein paar Websites auf Basis von SilverStripe erstellt und die Vorteile, die unter der Haube verborgen liegen, wirklich zu schätzen gelernt.
    Mit SilverStripe läßt sich extrem “wendig” entwickeln.

    Steven Broschart

  2. am 04 Nov 08 um 14:27 meint

    Anne-Kathrin

    Ich finde, auch ein Framework bzw. Werkzeug muss zumindest einem ersten Test ohne Fehlermeldungen und weitere Probleme standhalten.
    Basteln gerne - debuggen weniger gerne.

  3. am 23 Nov 08 um 15:44 meint

    anne

    hallo, vielen dank für diesen artikel, ich teste silverstripe gerade noch. mich würde interessieren, ob im lauf der zeit typolight den vorrang behielt? mir schien die aufgeräumte oberfläche von silverstripe schon sehr verlockend für kleine projekte..

  4. am 25 Nov 08 um 13:04 meint

    [...] Silverstripe – ein Schimmer am CMS Horizont? | medamind :Anne-Kathrin Merz, eingefleischte Joomla-/Typolight-Entwicklerin nähert sich an Silverstripe an, mit offenen Holprigkeiten… [...]

  5. am 17 Dez 08 um 22:34 meint

    Hallo Anne-Kathrin, vielen Dank für den ausführlichen Artikel! Ich hab ihn gerade mal (über Google Translate) an die anderen SilverStriper hier in Wellington geschickt. Die fehlende GUI-Konfiguration ist etwas gewöhnungsbedürftig, wir sehen das aber nicht unbedingt als direkten Nachteil, wie Steven schon schreibt. Gewisse Sachen lassen sich einfach besser vom Programmierer einstellen. Für Settings wie das aktuelle Theme wäre eine GUI natürlich toll, jedoch wird die Technik dahinter deutlich komplexer und unüberschaubarer.
    Die Dokumentation unter userhelp.silverstripe.com ist leider größtenteils auf dem Stand von 2.1, wir suchen hier nach “helping hands” - das ist ein Bereich wo die Community ohne großes Spezialwissen aktiv werden kann.
    Außerdem gibts ja bald das SilverStripe Buch ;) (www.silverstripe-buch.de)

    Grüße aus dem sonnigen Wellington
    Ingo

  6. am 18 Dez 08 um 10:29 meint

    Anne-Kathrin

    Oh je… ich möchte gar nicht wissen, was dabei rauskommt, wenn man den Artikel automatisiert übersetzen lässt…
    Trotzdem vielen Dank für das positive Feedback.

  7. am 27 Jan 09 um 17:52 meint

    Für alle Interessierten: Unter haben wir nun das erste deutschsprachige SilverStripe-Forum an den Start gebracht …

  8. am 30 Okt 09 um 10:05 meint

    Conan2011

    Ich finde Silverstripe echt super, aber ich kann die erwähnte Shop-Erweiterung nicht finden. Kann mir her vielleicht jemand weiterhelfen?
    viele grüße
    Danke für den Testbericht

  9. am 18 Mrz 10 um 11:10 meint

    [...] Silverstripe - ein Schimmer am CMS Horizont? | medamind: Anne-Kathrin Merz, eingefleischte Joomla-/Typolight-Entwicklerin nähert sich an Silverstripe an, mit offenen Holprigkeiten… [...]

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