Ein Shop hat nicht nur mit Design zu tun

In den vergangenen Wochen habe ich eine Reihe von Virtuemart Artikeln veröffentlicht. Ich weiß nicht, ob meine Leser nun das Gefühl haben, es sei alles ganz einfach oder ob sie sich überfordert oder bestätigt gefühlt haben, in der ein oder anderen Einschätzung, dass zwar vieles machbar, aber vieles eben nicht ganz so einfach ist, wie es Joomla oder manch eine Joomla Komponente so suggerieren.

Ein Shop hat nicht nur, manchmal sogar nicht mal sonderlich viel mit Design zu tun - das ist mir wieder einmal sehr bewusst geworden.

Ich kann, was die Technik betrifft, im Grunde nur für Virtuemart sprechen. Zwar habe ich mir einige kleinere und größere Shopsysteme angesehen und das ein oder andere auch genutzt, aber die große (zum Teil extrem positive, manchmal aber - da bin ich ehrlich - auch desillusionierende) Erfahrung habe ich vorwiegend mit Virtuemart. Virtuemart ist auch ein System, mit dem ich gerne arbeite, - wahrscheinlich aus jener Erfahrung heraus.

Ich weiß nicht, wem meine Virtuemart Serie letztendlich helfen wird, wahrscheinlich sind es Webdesigner. Kollegen mit mehr Affinität zum Design als zur Entwicklung. Reichen meine Artikel da aus? Schaffen Sie eine Basis, was Virtuemart betrifft? Ich glaube, es braucht mehr als ein paar Tutorials, denn Shops und die Anforderungen an Shops sind mehr als individuell. Jede Website hat übrigens individuelle Anforderungen, aber besonders wichtig und auch “mit Vorsicht zu genießen” sind jene Änderungen an Systemen wie einem Shop. Hier geht es nämlich um Sicherheit - für den Kunden und den Kunden des Kunden. Und da kann man schon eine Menge falsch machen.

Skills? Ja, Skills!

Welche Skills erfordert ein Online Shop vom Entwickler oder Designer? Welche Stolpersteine warten unterwegs? Das ist die Frage, die mir immer mal wieder unterkommt, die aber insbesondere zu beantworten ist, wenn man sich den angehenden Shopbetreiber vor Augen führt.

Vor allem aber auch: Welche Themen müssen angesprochen werden? An dieser Stelle wird der “Shop-Profi” zum Berater.

Meine Erfahrungen beziehen sich wieder einmal auf das “kleine Business”. Engagierte, angehende Shopbetreiber, jedoch mit begrenztem Budget und gelegentlich falschen Vorstellungen.

Import und Export -eine Frage der Wartung Ihr kennt das Thema, es ist kein Neues auf medamind. Wie kommen die Produkte in den Shop? Der Kunde hat sich eventuell über die Tragweite dieser Frage keinerlei Gedanken gemacht. Also müssen Lösungen her. Schnittstellen an eine Warenwirtschaft genauso wie kundenfreundliche Import/Export Mechanismen für den Shop. Keine Frage. Hier ist Programmierung von Vorteil, an dieser Stelle ist vor allem der Kunde der Benutzer, denn der muss die (bezahlbare) Lösung schließlich auch bedienen können.

Bezahlen Eigentlich nicht Sache des Webdesigners? Ich sehe das etwas anders. Was hilft ein gestylter Shop, der technisch nicht funktioniert oder aber nicht das bietet, was die Kunden sich wünschen. Vielfach wissen Neulinge im Internet nicht, wie der Standard aussieht, sie wissen eventuell nicht, wie eklatant wichtig das Thema für den Erfolg des Shops ist, vor allem aber ist das Thema “laufende Kosten” (sprich Gebühren) für Bezahlmodi oft nicht bekannt. Sind dann Entscheidungen getroffen, heißt das leider noch lange nicht, dass es für das Shopsystem der Wahl bereits ein passendes Bezahlmodul gibt.
Also: von Vorteil ist nicht nur ein Überblick über den aktuellen Stand praktikabler und auch kundenakzteptierter Bezahlformen, um den Kunden eingehend beraten zu können, sondern wieder einmal das Wissen um die Programmierung zusätzlicher Addons zum Shop.

Liefern Klar, wir versenden mit XY - nur leider ist nicht klar, was da an Kosten anfällt. Ein ähnliches Thema, das sich eher auf Beratungsebene bewegt, mit dem man aber den Kunden einfach nicht allein lassen kann. Insbesondere muss man sich als Dienstleister mit dem Aspekt auseinandersetzen, dass genau das eine Frage ist, die der Shopbetreiber gerne mal hinten anstellt und dann unter Umständen “überrumpelt” wird von Information und anstehenden Kosten.

Bilder, Texte - Inhalte Wir erwarten gerne den semiprofessionellen Kunden. Tja. Die Realität sieht anders aus. Der Kunde ist kein Texter und kein Designer. Neben der Frage nach der Bezugsquelle von Texten und Bildern steht dann da auch noch die Frage der Bearbeitung von Bildern, der Formulierung eigener Texte und das Entsetzen angesichts der Frage, wie denn nun “diese ganzen Inhalte” in den Shop kommen. Abtippen? Importieren? Im Prinzip ist (bei verschiedenen Lieferanten, die den Shop bedienen) vor allem der Webdesigner gefragt: der nämlich klärt im Idealfall die Importformate bereits mit den Herstellern oder Lieferanten ab (Produktinformationen im CSV Format) und überlegt sich kundenfreundliche Importmechanismen, die dauerhaft haltbar sind. Dass der Kunde das alles natürlich auch kalkulieren muss, sollte meiner Erfahrung nach durchaus zum Thema gemacht werden.

Marketing. Beim Shop ist es nicht anders als bei der “ganz normalen Website” - nur noch etwas wichtiger, denke ich. Vielfach ist je weder bekannt, was derzeit “Standard” ist, noch was derzeit “nötig” ist, geschweige denn, was überhaupt machbar ist. Die Beratungsschiene, mal wieder. Die Kosten, mal wieder. Ein Thema, das angehende Webshopbesitzer üblicherweise nach hinten schieben, das aber ganz an den Anfang gehört.

Shop - ein Konzept

Es hilft nichts - ein Webshop erfordert von allen Beteiligten mehr als nur ein Konzept. Ohne eine Strategie geht gar nichts. Bevor es also ans Look and Feel geht, sind viele Fragen zu beantworten,

  • alle konzeptuellen Themen müssen angesprochen worden sein
  • anstehende Aufgaben sollten in eine Prioritätenliste eingetragen und einzelnen Verantwortlichen zugewiesen worden sein (der Webshopbetreiber hat beispielsweise die Kontakte zu Herstellern!)
  • alle nötigen Funktionen und Addons sollten kalkuliert worden sein
  • … (sic!)

Erst dann ist es möglich, überhaupt ein realistisches Angebot zu erstellen, das die Umsetzung/Fertigstellung betrifft. Ein Shop besteht also meines Erachtens aus einem schrittweisen Angebot mit schrittweiser Umsetzung, insbesondere aber einem großen Teil Beratung (einem Wort, das ich nicht so schätze, das aber einfach schlicht notwendig ist). Nur so entgeht man der Gefahr, im Eifer des Gefechts etwas vergessen zu haben oder zu überfordern.

Überlegungen ganz anderer Art

Üblicherweise, so hatte ich das auch schon oft geschrieben, eignet sich Virtuemart unter anderem für den kleinen individuellen Shop mit individuellen Anforderungen und liebevoller Aufmachung. Klar, mit Virtuemart kann man allerhand anderes “anstellen” - eine Stärke liegt jedoch sicherlich genau hier - abseits der Massen. Und dort liegt auch die Gefahr:

Es gibt für Shops kaum eine Minimalanforderung. Alles ist wichtig (am wenigsten wichtig finde ich persönlich übrigens irgendwelche visuellen Gimmicks, denn die sind schnell dazugecoded). Es gibt also auch keine Shopsoftware, die deshalb besonders geeignet wäre, weil man selbst nur geringe Anforderungen vermutet und  die Software nicht das komplette Spektrum abdeckt, damit also klein und passend genug erscheint.

Es wird bei einer kleinen Shopsoftware immer noch Addons geben, die dazuprogrammiert werden müssen. Die Frage ist also nicht, wie groß oder wie klein eine Software ist, sonder wie gut sie sich anpassen und erweitern lässt.

Leider liegt der Trugschluss gerade bei Anfängern meist genau in dieser Fragestellung - und das gilt nicht nur für Virtuemart, der soll hier nur als Aufhänger für ein paar grundsätzliche Überlegungen dienen.

Eine Übersicht zum Thema Online Shop gibt es übrigens in gleichnamiger Tag-Kategorie.

 

2 Antworten zum Beitrag “Ein Shop hat nicht nur mit Design zu tun”

  1. am 06 Nov 09 um 09:24 meint

    Schöner und umfangreicher Beitrag.
    Wichtig ist von Anfang an alle Problemfelder klar anzusprechen.
    Umfassende Inforamation (=Beratung), technische Konzeption und daraus resultierende Kosten haben aber auch etliche Kunden abgeschreckt ein Webshop umszusetzen. Das war dann auch besser so ;-)

    Deine Virtuemart-Reihe war/ist sehr interessant - nicht nur für Virtuemart-Umsetzer - weiter so.

  2. am 06 Nov 09 um 12:49 meint

    Anne-Kathrin

    Hallo Walter,

    vielen Dank! :-) Ich tue mein Bestes!

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