Von Sportwägen, Schraubern und Websites

Björn hat dieser Tage einen nicht ganz unkritischen und dann auch selbst einen ergänzenden Artikel dazu : was kostet sie denn nun, die Website?
Bereits als ich den Referenzartikel las, dachte ich ein wenig mit Schrecken an den “kleinen Kunden” zum einen und empfand zum anderen, genauso wie Björn, die Rechnung dann doch etwas zu einfach. Einem Kunden sollte man das aus verschiedenen Gründen nicht in dieser Form vorrechnen - auch nicht, wenn man hier und da die dort genannten Kosten realistisch anpasst.

Meine ergänzende Antwort.

Zwei Probleme gibt es: die genannten Beträge sind zu klein gewählt, die Aufgaben zu kategorisch verallgemeinert. Und es findet keine Differenzierung statt. An wen wendet sich der Beitrag? Sind es die kleinen Websites? Die großen ja nun bestimmt nicht - da müssen wir ja einen Faktor x voranstellen, um die Zahlen in realistische Gefilde zu bringen.

Nicht besonders gelungen, weil stark vereinfacht, ist, egal wie, der Punkt “Applying the template into the CMS”. Einerseits ist es ja genau das, was wir eigentlich machen. Andererseits hängen genau daran viele einzelne Arbeitsschritte, wie beispielsweise die Konzeption der Seitenarchitektur. Für mich daher untrennbar mit dem Gesamtkonzept verbunden und mit einer der umfangreichsten Schritte des gesamten Erstellungsprozesses. Es ist daher der Punkt, an dem man höchstens sagen kann “starting from…” - eine nach oben offene Skala.

Es ist da bei allem, was die Erstellung betrifft, die Frage nach den Anforderungen und nach dem Budget. Tut es der Kleinwagen oder braucht man eine Familienkutsche? Wer es sich leisten kann, entscheidet sich für die Luxusvariante und wer Spaß hat, kauft sich einen Sportwagen.

Spritkosten

Etwas anderes hat mich aber besonders nachdenklich gemacht: die Wartungskosten. Der mit dem Luxusschlitten oder dem Sportwagen wird sich kaum Gedanken machen über Spritverbrauch, Steuer und Versicherung. Ein bisschen mehr aus der Portokasse für ein bisschen mehr perfekten Lifestyle. Anders der, der einen fahrbaren Untersatz braucht und auf der Suche ist nach dem besten Preis- Leistungsverhältnis.

Ich erinnere mich an eine Kundin, die gerne einen Shop haben wollte und das Gerücht gehört hatte, allein das Hosting eines Shops koste ein paar hundert Euro monatlich. So schlimm ist es ja dann nicht - aber mit dem Hosting allein ist es ja nicht getan. Da braucht man noch ein SSL Zertifikat, eventuell Gebühren für einen Payment Gateway und - nicht zu vergessen die Zeit, den Shop am Laufen zu halten. Zeit ist Geld.

Ich würde vielleicht manch einem die Idee vom eigenen Shop sofort ausreden ohne es zu wollen, wenn ich beginnen würde, eine Rechnung der monatlichen Wartungskosten aufzumachen. Sie sind auch nur marginal ein Teil eines Angebots. Vielmehr sind sie Teil der Frage, ob es denn überhaupt eine Website sein sollte und in welchem Rahmen. Andererseits ist genau das ein wichtiger Punkt und ist auch stark an die Rentabilitätsüberlegung geknüpft, ob nicht ein Wartungsvertrag doch eine günstige Alternative zum Do-It-Yourself ist. Einfach totschweigen ist also keine Alternative.

Die kleine Website wird wahrscheinlich keinen Online Redakteur oder eine ganze Redaktion haben. Da kümmert sich der Chef selbst oder eine Sekretärin wird geschult und damit beauftragt, Inhalte zu aktualisieren. Wer das nicht möchte, konsultiert einen externen Dienstleister und schließt einen Wartungsvertrag ab.

Je höher die Eigenleistung, desto niedriger die (externen) Kosten.

schreibt Björn ganz richtig.

In dem Fall sind die monatlichen Wartungskosten auf einen Blick transparent. Das heißt nicht, dass sie anderenfalls nicht vorhanden sind. Auch die Sektretärin kostet Geld und auch der Chef selbst. Die Zeit, die in die Websitepflege investiert wird, fehlt an anderer Stelle. Und die Zeit die aufgewendet werden muss, hängt nicht nur vom Umfang der Website, sondern auch von Qualität und Knowhow ab. Ich hatte erst kürzlich etwas unter anderem zur Überlegung  Eigeninitiative geschrieben, - ein nicht ganz unproblematisches Thema.  Wartung und laufende Kosten trotzdem eine wichtige Rechnung.

Lässt sich die Rechnung so überhaupt aufmachen?

Klar, den Sprit braucht’s, sonst fährt die Kiste nicht. Vielleicht sollte man die Rechnung für das “kleine Unternehmen” aber, was die Pflege betrifft, so auch gar nicht aufmachen? Vieles, was an Zeit und Engagement eingebracht werden muss, hat mit Spaß und Freude an der Sache zu tun. Der “Schrauber” ist im Vorteil. Eine liebevoll gepflegte Website, in die man gerne auch Freizeit und Wochenende investiert, wird sich rechnen. Ganz abgesehen davon hätten wir wohl alle keine Weblogs, - denn die Artikel schreiben sich auch nicht von allein.

Es ist daher, gerade wenn es um kleine Websites geht, die Rechnung etwas anders aufzumachen und gar nicht so recht fassvar. Die Anschaffungskosten und die per Rechnung klar summierbaren Posten pro Monat sind das eine. Die Wartung ist das andere. Hier kann der mit viel Eigenengagement punkten. Hier kann der punkten, der sich selbst informiert, bereit ist, dazuzulernen und Zeit zu investieren.

Begeisterung für das Medium Internet ist da vielleicht nicht alles, dann aber doch ein entscheidender Erfolgsfaktor, der auch die Kostenfrage wesentlich beeinflusst. Wer heute mit wenig Budget ins Netz will und dort wenigstens ein bisschen auf Erfog aus ist, der wird zuerst mal mit Begeisterung kommen müssen und mit Leidenschaft.

Für mich als die “Dienstleisterin” besteht daher eine wesentliche Aufgabe darin, neben dem Schreiben eines Angebots auszuloten, wie denn der zukünftige Websitebetreiber zu seiner eigenen Website steht. Davon abhängig kann ich die monatlichen Kosten schätzen. Abseits aller Fixkosten fürs Hosting und anderes wird dies immer ein individueller Kostenfaktor sein, dessen Kosten/Nutzenrechnung der Kunde selbst abschätzen muss, vor allem aber selbst beeinflussen kann.

 

Eine Antwort zum Beitrag “Von Sportwägen, Schraubern und Websites”

  1. am 17 Mai 09 um 00:36 meint

    dirk

    wobei ich mich manchmal frage, inwieweit die verantwortlichen der website oder des online-shop in der berufsschule waren, bzw. welche fächer dort gelehrt wurden.
    ich z.b. bin beim besten willen kein freund von kosten-/leistungsrechnung (dafür hab ich eine sehr gute bekannte, die dass auswendig kann:-)) ).
    aber es muss doch jedem klar sein, dass es einen kostenfaktor namens “kalkulatorische kosten” gibt.
    und dadrunter verstehe ich die zeit, die der für die website verantwortliche, der firmeninhaber oder wer auch immer damit verbringt den web-auftritt zu gestalten (von qualität, bzw. des der empfindung der websiten besucher beim besuchen der website ist hier noch keine rede)
    könnte dieser mensch seine zeit nicht sinnvoller für das unternehmen einbringen?
    wäre es nicht sinnvoller, wenn er sich auf seine kernkompetenzen konzentriert?
    eigentlich ja….
    aber….
    dieser mensch ist auch nur ein mensch.
    d.h. dass er in seinem kopf eine bestimmte vorstellung hat, wie der online-auftritt auszusehen hat.
    das ist erst mal gut.
    und noch guterer ist es, wenn er weiß wo die unterscheidungsmerkmale seines betriebes zu den mitbewerbern liegen (wenn er das weiß, kann man eh schon mal davon ausgehen, das er nicht nur ein kleiner angestellter ist, sondern sich auch intensiv mit dem gegebenen markt auseinandergesetzt hat)
    nur… er kann es häufig nicht in worte fassen, bzw. eine grafik erstellen/erstellen lassen auf der der webdesigner sieht wo der weg hingehen soll.

    das könnte man jetzt noch lange und breit ausführen, aber was ich sagen will ist:
    jeder hat irgendwo seine kernkompetenz. die meistens haben nur eine und kommen damit gut zurecht.
    sie kennen ihr geschäft in- und auswendig und sind dort mehr oder wenig erfolgreich
    aber wieso um himmels willen wollen so viele leute ihre internetpräsenz (und damit ihren ersten eindruck auf sehr viele ihnen unbekannte menschen) selbst gestalten und damit gefahr laufen den potentiellen kunden abzuschrecken????
    ist es echt der kurzfristige kostenfaktor?
    wenn ich das geld nicht habe, muss ich mich fragen:
    - bin ich / ist mein business schon soweit, dass ich es im internet präsentieren will, oder bleibe ich auf meinen lokalen markt mit meinen herkömlichen vertriebsstrukturen beschränkt und fahre damit genau so gut wie bisher?

    gedanken über gedanken:-)
    meiner meinung nach kann es nicht schaden 2-3 semester psychologie an der uni zu buchen und sich ernsthaft mit den erwartungshaltungen der auftraggeber zu beschäftigen.
    das macht das verkaufsgespräch um einges einfacher:-)
    denn die “eierlegende wollmilchsau” die jeder haben will gibt es leider nicht.
    im prinzip weiß dass auch jeder auftraggeber, aber er will es nicht wahrhaben.
    also…. wie sag ich es ihm?
    :-)

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