Wireframes - auch was für die “Kleinen”?

Beim Schreiben des Artikels zum Thema Wireframes stellte sich mir unweigerlich irgendwann die Frage: Brauche ich das überhaupt?

Ist das Konzept Wireframes nicht etwas Künstliches, um wieder etwas Neues zu haben, das es zu beachten gilt? Braucht wirklich jeder gute Webdesign Prozess seinen Wireframe?

Was hat es eigentlich mit dem Wireframe auf sich?

Wikipedia, das ich der Einfachheit halber , beschreibt Wireframes (oder auch Mock Ups) als Prototypen, der in einer sehr frühen Phase des Projekts erstellt wird. Entscheidend ist, dass dabei alle graphischen Elemente nur sehr rudimentär dargestellt werden - es geht um Funktionalität und Konzept.

Man unterscheidet dabei zwischen statischen und dynamischen Wireframes.

  • Zum einen statische Wireframes: Dies ist eine schematische Darstellung einer einzelnen Seitenvorlage. Hier werden die grundlegenden Elemente der Seite festgehalten. Ein konzeptuelles Layout sollte erkennbar sein. Ein vollendetes Design ist nicht notwendig.
  • Des weiteren gibt es auch dynamische Wireframes. Diese bestehen aus mehreren Seiten, die als funktioneller Prototyp interaktiv miteinander verknüpft sind. So ist eine Navigation von einer zur anderen Seite möglich. Dynamische Wireframes werden häufig durch einen beiliegenden Navigationsbaum oder ein Flussdiagramm ergänzt, welche beide die Struktur abstrahieren und leichter verständlich machen.

Brauche ich das?

Jein. Der “Gag” ist: ein “Wireframe” wird irgendwann in jedem Projekt erstellt werden. Kleiner oder größer angelegt.

Keiner wird sofort mit Photoshop oder Fireworks loslegen, ohne sich vorab Gedanken darüber gemacht zu haben, wie eine Seite aufgebaut sein sollte und wenn es nur schnell auf ein Schmierpapier gekritzelt wird. Man wird diese “Skizze” unter Umständen zunächst auch im Rahmen eines Kundengesprächs erstellen, eventuell arbeitet der Kunde daran sogar aktiv mit, so dass sie später ausgearbeitet und verfeinert werden kann. Das alles insbesondere dann, wenn es um Fragen der Usability und der Benutzerführung im Detail geht - den trickreichen Überlegungen.

Nun mag der Experte natürlich daran zweifeln, dass es sich hierbei schon um einen Wireframe handelt. Im kleinen Projekt leisten diese rudimentären Skizzen gute Arbeit. Wie detailliert die Ausarbeitung sein sollte, sei dahin gestellt, korreliert mit der Größe der Website  und mit dem Verständnis des Kunden.

Meine Sicht…

… für kleine Projekte, die ich hier gerne zur Diskussion stellen würde, im Wesentlichen:

Vermittelbarkeit
Dem Kunden ist das Konzept “Wireframe” kaum vermittelbar, es sollte daher genau überdacht werden, ob man die konzeptuelle Arbeit in dieser Hinsicht gegenüber dem Auftraggeber näher kommuniziert.

Mit Kanonen auf Spatzen
Es gibt eine Größe an Website, für die sich größere Anstrengungen in diese Richtung schlicht nicht rechnen.

Kostenfaktor
Graphisch gut aufgemacht, kosten Wireframes einfach Zeit und damit auch Geld. Es ist fraglich, wann und ob es sinnvoll ist, dieses Budget zu kalkulieren, insbesondere im Angebot.

die Realität
In der Praxis wird das “Wireframing” oder “Prototyping” oft mit Layout Entwürfen vermischen.

Das alles bedeutet nicht, dass ich der Konzeptionsphase keine Bedeutung beimessen will, im Gegenteil. Es bedeutet auch nicht, dass ich den Sinn der Sache nicht erkenne. Ich fürchte nur, man kann, stürzt man sich auch bei kleinen Projekten darauf, mit der Idee, es “richtig”, “vollständig” und möglichst professionell zu machen, den Umfang künstlich in die Höhe treiben kann.

Wireframe daher für mich etwas wie eine Inspiration für die eigene Arbeit, die individuell mehr oder weniger viel Raum einnehmen kann.

Wie seht Ihr das?

Hier übrigens eine Ressource zum Thema:  das von Jakub Linowski. Ein noch recht junges Blog, das aber immer wieder Interessantes zu bieten hat. Er schreibt in seinem Eingangsposting

We all run into similar problems while trying to convey our thought processes and design ideas visually.

Das kann ich auf jeden Fall voll und ganz unterstreichen…

 

Auch was dazu sagen?