Seitenbasiert vs. Kategorisierung

Ihr wisst, ich komme ursprünglich aus der Joomla Welt. Das macht den Einstieg in das “wie denkt TYPOlight” zunächst nicht ganz einfach. Man klebt in Joomla an seinen Sections und Categories und möchte sich zunächst nicht so recht mit der Seitenstruktur und den Seiten in TYPOlight anfreunden. Dieser Tage bin ich auf einem Kommentar auf meinen Artikel “Was mir an TYPOlight gefällt…” aufmerksam geworden.  Ihm fehlten, so meinte ein Leser, bei TYPOlight die Kategorien.

Zeit, zu beiden Konzepten etwas zu schreiben und eine Antwort zu geben. Es ist nämlich eigentlich kein so großer Unterschied, finde ich. Übrigens ist dies kein ausschließliches Joomla/TYPOlight Thema.

Sections und Categories (Bereiche und Kategorien)

Joomla (als Beispiel für ein CMS nach dem Prinzip der “Kategorisierung”) lebt  vom Sections und Categories Prinzip. Genau das ist die Philosophie. Ohne Section keine Category. Jede Kategorie ist dabei Teil genau eines Bereichs (Section). Und jeder Artikel ist Teil genau einer Kategorie. Eine hierarchische Ordnung der Sections und Categories gibt es dabei nicht, ebenso gibt es keine hierarchische Ordnung einzelner Artikel. Die Flexibilität von Joomla liegt an dieser Stelle vor allem darin, eigene Ordnungen zu schaffen.

Wer mit Joomla eine kleine Website erstellen wird, stellt schnell fest, dass mehrere Sections häufig nicht benötigt werden: da gibt es dann eine Section, die nach dem Unternehmen selbst benannt wird und darunter die üblichen Kandidaten wie “Produkte” oder “Services”.  Oft liegen in einzelnen Kategorien dann auch nur ein bis zwei Artikel. Weil genau diese ja durchaus interessante, konzeptuelle Frage oft überfordert, gehen viele dazu über, auf das Konzept generell zu verzichten und Inhalte gar nicht mehr zuzuordnen.

Seiten und Artikel

Das Analogon zu Section und Category liegt in TYPOlight (als Beispiel für ein seitenbasiertes System) nicht etwa in Seitenbaum und Seite sondern bei Seitenbaum, Seiten und Artikeln.  Auch hier gilt: Jede Seite hat eine eindeutige Position im Seitenbaum mit eindeutigem Eltern-Element und jeder Artikel gehört genau zu einer einzigen Seite und hat auch dort eine eindeutige Position. Im Konzept Seitenstruktur liegt dann auch ein entscheidender Unterschied. Die Seitenstruktur gibt eine natürliche Ordnung vor - aus der man allerdings auch ausbrechen kann.

Wer mit TYPOlight die “kleine Website” erstellen möchte, wird wahrscheinlich keine sonderlich tiefen, hierarchischen Strukturen entwickeln. Auch hier lohnt es sich allerdings, ein paar konzeptuelle Vorüberlegungen anzustellen.

Inhaltselemente interessieren an dieser Stelle übrigens eher weniger. Sie dienen eher der inhaltlichen Strukturierung, haben aber auf den Gesamtaufbau der Website keinen Einfluss.

Vergleich

Vergleicht man nun beide Konzepte, stellt man schnell fest: so viel Unterschied ist da gar nicht.

Section -> Category -> Artikel

Seitenstruktur -> Seite -> Artikel

Die Zuordnung ist jeweils eindeutig, die Verknüpfung 1:n. Bis auf die Frage der “natürlichen Ordnung” eigentlich ziemlich ähnlich, oder?

  • Wer Sections und Categories vermisst, sollte über eine 2-3 Ebenen Hierarchie der Seitenstruktur nachdenken. TYPOlight ist hier also etwas flexibler, denn es bietet nicht nur die 2 Ebenen sondern mehr.
  • Wer das bloggige Look and Feel des Category Blogs vermisst, sollte mehrere Artikel pro Seite planen.

Beispiel - im Vergleich

Als Beispiel stelle ich mir eine (kleine) Klinik-Website vor. In dieser Klinik gibt es natürlich verschiedene Fachbereiche, in denen verschiedene Mitarbeiter arbeiten. Jeder dieser Fachbereiche hat außerdem ein bestimmtes Leistungsspektrum und eine Reihe individueller Fachinformationen.

In Joomla würde ich im einfachsten Fall eine Section “Klinik” anlegen und dort pro Fachbereiche eine Kategorie. Innerhalb dieser Kategorien würde ich dann die einzelnen Artikel anlegen.  Wahrscheinlich wäre dies allerdings dauerhaft nicht ausreichend.  Wahrscheinlich würde ich schließlich und letztendlich doch pro Fachbereich eine Section aufmachen müssen und dort die Themen wie Mitarbeiter, Leistungsspektrum etc als Kategorien anlegen. So könnte ich für die einzelnen Leistungsspektren einzelne Artikel anlegen. Leider würde wiederum das dazu führen, dass ich eine weitere Seite benötigen würde, die von “Klinik” - einem Menüpunkt, den ich mir beispielsweise im horizontalen Menü vorstelle, auf die Fachbereiche verlinkt.

Nähme ich TYPOlight, so wäre die Sache klarer: die Zuordnung Klinik -> Fachbereich -> Themen wäre nichts anderes als ein hierarchisch angeordneter Ast der Seitenstruktur. Unterhalb der Themenseiten würde ich dann eine Reihe von Artikeln anlegen.

Das vielleicht Fehlende hier oder da und das Flexible hier oder da liegt  in erster Linie in den Navigationselementen.

Navigationselemente

TYPOlight erzeugt Navigationsmenüs mit dem entsprechenden Modul zunächst automatisch aus der Seitenstruktur. Eine Reihe an Konfigurationseinstellungen macht das Ganze recht flexibel, lässt Menüs  “zusammenspielen” oder das Menü auf einen Bereich der Seitenstruktur begrenzen.  Ausbrechen ist möglich durch individuelle Navigationsmenüs, hier pickt man sich einfach die gewünschten Seiten aus der Seitenstruktur heraus und baut daraus ein Menü.

Und dann wären wir da auch eigentlich schon (fast) bei Joomla - hier funktioniert es einfach … anders. Auf erster Ebene weniger automatisiert. Ich habe einige Joomla Sites gesehen, in denen, wahrscheinlich wider besseren Wissens, sehr viele direkte, händisch eingegebene Links als Menüpunkt eingesetzt wurden. TYPOlight macht es einem da zugegebenermaßen einfacher, nur… die Reihenfolge bestimmt die Seitenstruktur.

Im oben genannten Beispiel würde innerhalb von TYPOlight durch den Aufbau des Seitenbaums mit Hilfe zweier Menü-Module (eines horizontal eingesetzt, das andere für links im Kontext), automatisch eine Navigationsstruktur entstehen, die einen rundum sorglos werden lässt. Joomla hingegen erfordert das “Zusammenklicken”. Die Reihenfolge und Hierarchie gibt das Menü selbst vor - hier machen sich natürlich auch spätere Änderungen ein bisschen leichter, denn die Änderungen wirken sich nicht auf das Gesamtsystem aus, wie das beispielsweise beim “Herumschieben” von Seitenästen in der Seitenstruktur passieren könnte.

Fazit: Wer also von Joomla auf TYPOlight umsteigt, muss lernen, dass die Planung der Seitenarchitektur ein wesentlicher Teil der Vorarbeit ist. (was nicht bedeutet, dass die Seitenplanung generell trivial wäre!) - auch wenn das Verschieben einzelner Seiten und Seitenäste natürlich  kein Problem ist.

Andererseits wird vielen Joomla Usern sicherlich zunächst der Menütyp “Category Blog” fehlen. Stimmts? Dass TYPOlight in Seiten und Artikeln sowie dem Artikelteaser sein Analogon bietet, ist vielleicht auf den ersten Blick nicht so ganz klar. Gleiches gilt für Module vom Typ “Artikelliste…”.

TYPOlight macht das Erstellen von Artikelteasern einen Tick aufwändiger. Neben der expliziten Aktivierung des Teasers muss der Redakteur den Teasertext erstellen - anders als bei Joomla, wo der Teaser schnell erzeugt ist, ähnlich wie wir das von Wordpress kennen. Interessant ist für mich vor allem die Artikelliste - sie bietet die Möglichkeit einer weiteren Navigationsebene, die auch im Inhaltsbereich der Website eingesetzt werden kann.

Fazit

Es gibt kein Besser oder Schlechter, Flexibel oder Unflexibel. Es gibt nur ein anders. Für mich ist es in erster Linie eine Frage der Planung von Seitenstrukturen und Navigationselementen. Nicht immer ist die Lösung wirklich offensichtlich, vor allem ist sie nicht immer einfach. Wer von einem auf ein anderes CMS umsteigt, klebt einfach zunächst an bestehenden und bekannten Strukturen. Das “sich frei machen” ist daher ein wesentlicher Schritt.

Content Management Systeme lassen sich funktional vergleichen, jedoch nicht auf konzeptueller Ebene.

Ich denke, nach meinem bereits nicht mehr ganz frischen von Joomla zu TYPOlight - das Layout wäre es durchaus interessant, auch mal über “von Joomla zu TYPOlight - konzeptionelles Umdenken” zu schreiben. Wirklich? Nein. Dies wird wohl einer meiner letzten Artikel mit Bezug zu Joomla sein. Ich merke immer mehr, wie sehr ich mich wegbewege. Das TYPOlight Buch hat daran sicherlich einen großen Anteil, aber auch die Tatsache, dass ich immer mehr merke, mit TYPOlight irgendwie angekommen zu sein, weil ich den Ansatz als den richtigeren und vor allem für mich passenderen empfinde.

 

2 Antworten zum Beitrag “Seitenbasiert vs. Kategorisierung”

  1. am 05 Apr 10 um 20:04 meint

    Gut auf den Punkt gebracht. Ich habe nur wenig mit JOOMLA! gearbeitet, einfach weil ich ziemlich bald TypoLight entdeckt habe. Man kann zwar die Kategorienstruktur auf die Seitenstruktur übersetzen, dennoch bleibt da logisch / konzeptuell ein Unterschied. Denn für die “klassische” Webseite ist es in den meisten Fällen angebracht, in Seiten zu denken. Die Handhabung von Menüs und Seitenstrukturen fand ich daher in den meisten Fällen bei TypoLight wesentlich simpler. Ganz zu schweigen davon, dass TL - schlicht aufgrund seiner Konzeption - von der makellosen Einbindung von Modulen profitiert, was ich bei JOOMLA! als ziemlich wüste Baustelle erlebt habe.

  2. am 07 Apr 10 um 11:23 meint

    b2m

    Es ist faszinierend zu lesen, dass sich Grundprobleme des Einlebens in TYPOlight für Joomlaianer stets ähneln. Das hier aufgezeigte Beispiel zeigt, dass in Joomla! Konzepte sehr konsequent umgesetzt wurden (anderes Beispiel MVC), wohingegen in TYPOlight mit Varianten gearbeitet wird, die das Arbeiten vereinfachen. Damit wird TYPOlight seiner Identifikation als “Tool für Webmaster” durchaus gerecht, wohingegen Joomla! manchmal als CMS, manchmal als Tool und eher selten als Framework verstanden wird.

    Joomla! setzt die dezentrale Organisation von Inhalten sehr konsequent durch. Wenn diese Einstiegshürde genommen wurde und man das Menü als Möglichkeit zur strukturierten Ausgabe der Inhalte begriffen hat, dann kommt man im Normalfall mit Joomla! klar und überlässt die weitere Organisation den einzelnen Komponenten.

    TYPOlight hingegen bietet die Möglichkeit über den Seitenbaum die Inhalte dort zu bearbeiten, wo sie in der Struktur später auch zu finden sind, was am Anfang einfach und intuitiv funktioniert. Trotzdem ist das Begreifen der dezentralen Organisation von Inhalten ab einem gewissen Projektumfang notwendig! Weitere Inhalte wie Newsarchive, Bildergalerien, Formulare, FAQs… werden ähnlich wie in Joomla! dezentral organisiert und finden den Weg in die Seitenstruktur über Module oder Inhaltselemente. Das ist der Punkt, den ich bei TYPOlight als Einstiegshürde bezeichnen würde: die Vermischung aus Struktur- und dezentral organisierten Elementen zur Gestaltung der Webseite.

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