Karten sortieren

Zugegeben habe ich mich noch kaum mit Card Sorting Software beschäftigt. Card Sorting: ein Verfahren zur Konzeption benutzerfreundlicher Websites und Navigationsstrukturen.

ist eine für Mac OS entwickelte, frei verfügbare Card Sorting Software, die man sich vielleicht mal näher anschauen sollte, auch wenn man bisher eher der Papiertyp war, so wie ich oder aber trotzdem so etwas einfach zu hoch gegriffen scheint.

Interessanter ist ja zunächst auf jeden Fall, sich das Card Sorting generell näher anzusehen-meine These ist:

Im Webdesign kann Card Sorting durchaus seinen Zweck erfüllen. Bei verhältnismäßig kleinen Seitenstrukturen bzw. Projekten wie auch bei kleinen Teams ist diese Methode jedoch nicht praktikabel. Trotzdem ist es wichtig, sich mit solchen Techniken auseinanderzusetzen. Der Trumpf im Ärmel hat noch niemandem geschadet.

Karten sortieren

Eine zum Thema liefert “boxes and arrows”. Zunächst natürlich die Definition:

Card sorting is a user-centered design method for increasing a system’s findability. The process involves sorting a series of cards, each labeled with a piece of content or functionality, into groups that make sense to users or participants.

According to Information Architecture for the World Wide Web, card sorting “can provide insight into users’ mental models, illuminating the way that they often tacitly group, sort and label tasks and content within their own heads.”

Zusammengefasst dort die Vor- und Nachteile:

Vorteile

  • einfach
  • günstig
  • schnell durchführbar
  • etabliert
  • benutzerorientiert
  • bietet eine gute Grundlage

Nachteile

  • nicht aufgabenorientiert
  • Gefahr unterschiedlicher Ergebnisse
  • zeitaufwändige Analyse
  • arbeitet nur an der Oberfläche, Inhalte werden nicht berücksichtigt

Die Methode arbeitet mit Teilnehmern, die man jene Karten sortieren lässt, wobei man offenes = freies und geschlossenes = mit groben Bereichen vorbelegtes Sortieren unterscheidet.

Sinnvoll? Wann?

Genau das fängt das Problem an: Teilnehmer. - Man braucht also einige “Versuchspersonen” und für jede Person benötigt man Zeit. Und das alles nicht zu Evalierungszwecken sondern für das Design. Der Zeitaufwand wird dann auch als Nachteil interpretiert- richtigerweise. Dass an anderer Stelle steht, Card Sorting sei ein günstiges Verfahren klingt eher widersprüchlich.

Im nächsten Schritt kann es dann passieren, dass die einzelnen Ergebnisse deutlich differieren. Was dann? Dem kann meines Erachtens nur durch eine große und genau geplante Gruppe an Teilnehmern entgegengewirkt werden. Alles in Allem bleibt die Analyse der aufwändigste Part.

So interessant das Ganze also ist:
für kleine Projekte ist es ganz klar überdimensioniert, auch für umfangreiche Seitenstrukturen benötigt man wenigstens eines: Zeit, Budget oder/und Manpower. Genau das braucht man dann aber auch wieder für die Endphase, wenn es um Tests geht.
Interessanter und auch wichtiger mag das Verfahren allerdings dann sein, wenn es sich inhaltlich um komplexe, schwer verständliche Themen handelt.
Ein weiterer Kritikpunkt, den ich sehe: fehlende Visualisierung, rudimentäre Optik. Der Umgang mit den Karten erfordert dann doch ein gewisses Abstraktionsvermögen. Das ist einfach nicht jedermanns Sache.

Richtig und wertvoll ist trotz allem der Ansatz, die Seitenelemente von Beginn an sehr modular zu interpretieren.
Genau das ist die Stärke von Content Management Systemen oder auch AJAX basierter Frameworks. Es ist also durchaus möglich und sinnvoll, die Konzeptionsphase mit dem Kartenmodell im Hinterkopf zu beginnen, auch um dem Kunden diese Denkweise näher zu bringen.

Mehr Informationen bei oder aber auch in dem wirklich lesenswerten Buch

Louis Rosenfeld, Peter Morville
“Information Architecture for the World Wide Web”
O’Reilly

 

2 Antworten zum Beitrag “Karten sortieren”

  1. am 24 Jan 09 um 11:54 meint

    Man sollte es für größere Projekte auf jeden Fall nutzen. Wir haben es für ein Intranet-Projekt eingesetzt. Wobei aber bei knapp 100 Teilnehmern einer der NAchteile ganz deutlich wurde. Sehr zeitaufwendig, gerade auch auf Grund unterschiedlicher Ergebnisse. Da gilt es dann teilweise zu interpretieren und auf jeden Fall Prioritäten zu setzen. Insgesamt aber hat es sich für ein Projekt dieser Größenordnung gelohnt.

    Danke für den Hinweis auf xCard. Das werde ich mir auch mal ansehen. Wer keinen Mac hat, kann z.B. mal OptimalSort (online) ausprobieren. In einer Grundversion kostenlos. Das habe ich hier vorgestellt:

  2. am 24 Jan 09 um 12:49 meint

    Anne-Kathrin

    Für große Projekte sicher eine tolle Sache - es macht mich fast neidisch, dass ich für so etwas in meinem Rahmen kaum Verwendung sehe, da es mich sehr interessieren würde, wie die (End)user mit soetwas zurecht kommen.
    xCard oder auch die von dir genannte Online Version werde ich mir auf jeden Fall ansehen, wenn ich denn mal Zeit habe.

Auch was dazu sagen?