(Noch nicht ganz) in alter Frische

Heute habe ich um exakt 11 Minuten nach Zwei mein endgültiges Manuskript an den Verlag geschickt. Ausgedruckt wog es über 1200 Gramm und umfasste ohne Index und mit allem anderen Drum und Dran ungefähr 520 Seiten.

Hört sich ein bisschen an wie mein viertes Kind, oder? Ist es in gewisser Weise auch. Es ist knapp 8 Monate her, dass ich das Angebot bekam, ein Buch zu schreiben und anfing darüber nachzudenken. Trotzdem kann hier von einer Frühgeburt nicht die Rede sein…

Eigentlich hatte ich mit meinem ersten “Outing” die Idee, den Prozess des Buchschreibens zu dokumentieren. Es ging nicht. Mir fehlte restlos die Energie, auf medanova oder coralian noch einen pfiffigen Satz zu schreiben, mir fehlte aber auch die Zeit, denn nebenher ging es natürlich auch darum, Kunden nicht unglücklich zu machen.  Jetzt, wo ich die “Geburt” hinter mir habe, kann ich mich ganz entspannt zurücklehnen und Euch teilhaben lassen an den letzten Wochen und Monaten.

Vom Buchschreiben

Nein, ich hatte nie eine wirkliche Schreibblockade - glücklicherweise. Manche Seite ging wirklich mehr als schnell und so habe ich mich manchmal gewundert, was ich da so in einem Schwung geschafft habe. Schreiben hat viel mit Ruhe und Muse zu tun. Ein klingelndes Telefon ist da ebenso störend wie minütlich eingehende Emails oder wollende Kinder. Aber was will man machen? Die Kunst bestand also häufig im “sich Freiraum schaffen”. Also habe ich tagelang, abendelang, wochenendenlang wie besessen gearbeitet, um wenigstens einen Tag mal nichts anders vor zu haben als zu schreiben. Das eigentlich Schlimme war meine teils katastrophale Selbsteinschätzung. Klar krieg ich das hin und das war auch so. Nur, dass ich zeitweise wohl eine echte Zumutung war: überarbeitet, übermüdet und permanent gehetzt. Mir ist das gar nicht so aufgefallen… ich fand meinen “Zustand” mehr oder weniger normal.

Naja, lasst Euch überraschen, so Ihr denn Lust habt auf TYPOlight… erstmal dauert es ja nun noch ein Weilchen.

Vom Sich-Drauf-Einlassen

Hinter mir liegen einige Installationen  - mindestens 15. Als ich anfing, über das Buch nachzudenken, waren wir bei TYPOlight 2.7.2 oder 2.7.3. Die 2.8 habe ich herbeigesehnt. Ich war gespannt und wollte sie natürlich abdecken.  Hinter mir liegen Aberdutzende von Tests aller möglicher TYPOlight Features und das noch in verschiedenen Versionen. Hinter mir liegen Berge von Papier, denn da korrigiert es sich dann doch irgendwie leichter, insbesondere für meine fleißigen Korrekturleser.  Hinter mir liegen viele, viele Stunden Gespräch mit lieben Menschen, die das Wort TYPOlight wahrscheinlich schon nicht mehr hören konnten.

Vor allem aber habe ich viel gelernt und zu einigem meine Einstellung vielleicht nicht grundlegend geändert, aber dann doch extrem überdacht…

Eines unter vielen und jedem seine Fans

TYPOlight ist ein CMS unter vielen. Eines, das mir gefällt, das tut, was ich in den meisten Fällen brauche und das ich daher lieben gelernt habe. Aber es gibt andere und das ist nicht nur Joomla. Alle haben ihre Anhänger und das sicherlich zu Recht. Die Anforderungen sind anders und auch das persönliche Empfinden (ich bin immer noch der Meinung, man muss sich wohlfühlen mit seinem CMS). Was mir wirklich auf den Wecker geht, um mal Tacheles zu reden, ist dieses immer wieder zu lesende “Warum nimmst du nicht XY?…” - egal, ob sie nun Joomla, Drupal oder TYPO3 oder irgendwie sonst heißen.Ich habe mir vorgenommen, mir nach langer Zeit mal wieder unvoreingenommen TYPO3 anzusehen. Ich möchte beispielsweise endlich die Frage beantwortet haben, wo denn der TYPOlight Nutzer gegenüber TYPO3 an seine Grenzen stößt - und zwar fundiert. Ich möchte endlich wissen, warum der TYPO3 Nutzer mich an meine verzweifelten Vor-TYPOlight-Zeiten erinnert. Leider weiß ich nicht, wem ich dieses “Monster” andienen könnte? Für medanova ist es wohl auch überdimensioniert.

Der Nutzer…. der Leser?

Ich bin seit meiner Joomla-Portal Zeit Foren-gefrustet. Mir fehlt vielleicht beim ein oder anderen die Begeisterung, die Lust, sich reinzuknien oder durchzubeißen. Und dabei macht doch gerade das so viel Spaß! Ist es nicht schade? Wie oft habe ich die letzten Wochen meine Leser vor Augen gehabt und bin immer wieder bei denen hängen geblieben, die immer noch eine und noch eine Frage hatten. Und je länger ich darüber nachgedacht habe und auch Feedback bekam von Korrekturlesern und denen, mit denen ich mich so unterhalten habe, desto mehr wurde mir auch irgendwie klar, was ich eigentlich natürlich lange weiß: die Materie ist komplex und hat mit viel Erfahrung zu tun. Vielleicht sind wir manchmal ein bisschen selbstgefällig? Wie kann es gehen, dass man Einsteigern den richtigen Weg weist?

Der Website Betreiber

Noch mehr müssen wir uns des Website-Betreibers oder der Redakteure annehmen. Die Probleme liegen häufig völlig anders als wir sie einschätzen. Ich habe parallel zum Buch neben vielem anderen ein großes und ein kleineres TYPOlight Projekt auf den Weg gebracht, beides richtig schöne Projekte. Im Hinblick auf Benutzerschulung und Ähnliches war das in Kombination mit dem Buch mehr als hilfreich. Wir haben ein Problem: wir verkaufen mit dem Produkt Website eines, das an Komplexität kaum zu übertreffen ist und dem Endanwender eine Menge abverlangt (und sei es Geld für Wartungsverträge).

Leider kann ich Euch nichts aus meinem Buch erzählen - und ich bin schon so neugierig, ob es denn nun hilfreich ist! Dieser Themen und noch einiger anderer, die ich in den letzten Wochen gedanklich so oft beackert habe, werde ich mich aber auf jeden Fall hier auf medamind in den nächsten Ausgaben widmen.

Eines muss ich noch sagen: ich habe bereits im Vorfeld in der TYPOlight-Community ein paar wirklich nette Menschen kennengelernt, sei es per Mail, per Twitter oder live. Es war eine wunderbare Geschichte, die mir wieder Lust macht auf Community. Ich glaube, wer ein CMS wirklich verstehen und wer es auch wirklich mit voller Überzeugung an den Mann oder die Frau bringen will, tut sich leichter,  wenn er nicht den Einzelkämpfer spielt. Zusammen macht es doch viel mehr Spaß!

 

4 Antworten zum Beitrag “(Noch nicht ganz) in alter Frische”

  1. am 19 Mrz 10 um 10:54 meint

    Caro

    Also ich freue mich sehr auf dein Buch. Hoffentlich erscheint es bald. :-) Ich benutze Typolight für ein paar kleinere Projekte und ahne, dass ich vielleicht den einen oder anderen falschen Weg bei der Umsetzung einschlage. Ganz bestimmt aber hat TL mehr Potential als ich im Moment weiß.

  2. am 19 Mrz 10 um 14:15 meint

    Walter

    Glückwunsch zum fertiggestellten Buch. Ich bin schon gespannt und werde es sicher bei mir ins Regal stellen.

    Zu den CMS-Fundamentalisten kann ich dir nur Recht geben. Ich versuche für jeden einzelnen Kunden das für ihn optimal CMS auszuwählen. 3-4 CMS habe ich da für verschiedene Zwecke parat. Nur ein einziges CMS jedem seine Kunden überstülpen ist zwar für die Agentur super - weil man muss sich nur mit einem CMS auseinenandersetzen - aber für viele Kunden definitv suboptimal.

    Auch wenns viel Arbeit macht mit mehreren CMSsen zu arbeiten und dran zu bleiben (egal ob Typolight, Joomla, TYPO3 usw) … es ist trotzdem spannend, herausfordernd und oft lustig. Deswegen mag und mache ich meinen Job so gerne ;-)

    Viel Erfolg jedenfalls für dein Buch!!!

  3. am 19 Mrz 10 um 18:01 meint

    UschaSu

    Auch von mir herzlichen Glückwunsch zur Fertigstellung! Genieße den Frühling als erholsame Phase des kreativen Durchatmens! Ganz nebenbei freue ich mich auch wieder auf mehr Leben auf Coralian und Medamind …

    Das einzig wahre und richtige CMS gibt es natürlich nicht - obwohl auch ich schon mal die Frage “Warum nicht XY?” gestellt habe ;-). Jeder nach seinem Gusto und seinen persönlichen Erfahrungen.

    Und: Klar, jedes Projekt hat eigene Anforderungen, die einmal mit dem einen und das andere Mal mit einem anderen System besser zu lösen sind. Andererseits gibt es natürlich Überschneidungen, und dann kommt es wieder mehr darauf an, wie gut der Entwickler auf der Klaviatur seines Systems spielen kann. Gerade da wird es aber schwierig mit mehreren Systemen. Ein Topniveau zu erreichen und vor allem auch zu halten, lässt einen, zumal als Einzelkämpfer, früher oder später an Grenzen stoßen. Damit stellt sich dann umgekehrt die Frage, ob man nicht besser bedient ist, ein mächtiges System für kleinere Projekte zurecht zu stutzen, vorzukonfigurieren oder was immer, anstatt für jedes Projekt nach dem geeignetsten System out of the box zu suchen. Es gibt natürlich eindeutige Fälle, in die eine wie die andere Richtung, aber es werden weniger … Auch kleine Seiten verlangen heute schon mal nach “großen” Erweiterungen, auch wenn der eigentliche Umfang gering ist (Beispiel: der Landmetzger mit Mini-Shop an seiner Website für die paar Touristen, die vor Ort seine Wurst kennen gelernt haben, oder der internationale Berater, der seine Firmenseite natürlich mehrsprachig haben will).

    Noch eine Bemerkung zum Website-Betreiber: Mir fällt immer mehr auf, wie sehr die Realität des Aufwands hinter einer Website und deren Einschätzung durch den Laien auseinander klaffen. Selbst ich neige intuitiv dazu, mich von der Oberfläche über die Komplexität dahinter täuschen zu lassen, und das selbst dann, wenn ich das verwendete System gut kenne und in etwa aufzählen kann, was wie womit gemacht ist. Kein Laie macht sich wirklich Gedanken, was es bedeutet, Daten dynamisch zu verknüpfen. Wie auch? Nur leider hat das auch Konsequenzen für die Wertschätzung der Leistung des Entwicklers …

  4. am 19 Mrz 10 um 18:08 meint

    Anne-Kathrin

    Wie schön! Ihr seid ja alle noch da :-)
    Was für eine herrliche Motivation, während ich schon am nächsten Beitrag bastle!

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